Lieber Thomas,
wenn Du mit Deinen Argumenten gehört werden möchtest, wäre es vlt. zuträglich, Formulierungen wie "Scheinheilig", "Romatiker" oder "Du verbrauchst da sinnlos Worte für Windmühlenfechterei" einfach zu vermeiden. Das nur als Tipp.
Wenn ich diese Spitzen überlesen, kann ich Deine Argumente nachvollziehen; zumindest teilweise. Das Konzept einer mit Entwicklungshilfe (und Waffenlieferungen) kompensierten Ausbeutung ist absurd; ich denke, da wirst Du bei NABU und "Biotöpeln" Zustimmung ernten. Was Du beschreibst, z.B. bzgl. der trampelden Elefanten und der Elfenbeihandwerker, ist das Konzept der "berechtigten Interessen". Es ist nachvollziehbar, aber es hat ein großes Problem. Ein Beispiel: Die Menschen im Wendland wollen keinen Atommüll, was ich für ein berechtigtest Interesse halte (wer anderer Meinung ist, darf gerne seinen Keller als Endlager feilbieten). Staat und Souverän haben ebenso ein berechtigtes Interesse, nämlich die freiheitliche demokratische Grundordnung aufrecht zu erhalten. Zwar lassen sich die Methoden der Protestler und das Vorgehen der Pozilei kritisieren, aber im Grunde wird eine ausgewoge Betrachtung zu der Erkenntnis führen, das beide Seiten ein berechtigtes Interesse haben. Beide Anliegen sind legitim, sie sind zugleich konträr und nicht vereinbar. Mit Ethik und Argumenten allein lässt sich ein solcher Interessenkonflikt nicht auflösen. Beide Gruppen haben aus ihrer Sicht recht, und beide Seiten können das schlüssig argumentieren. Was helfen kann, ist eine systemische Betrachtung: Weder die Polizei noch die Protestler sind das Problem, beide Gruppen sind "Symtomträger", die gesund reagieren und zwar auf ein krankes Umfeld. Ändern wir das Umfeld, sprich steigen wir aus der Atomkraft aus, kommen beide Seiten zur Ruhe: Die einen können ihr Zuhause für die zukünftigen Generationen sichern, und die anderen brauchen keinen zivilen Widerstand mehr bekämpfen und erhalten die geliebte Ordung zurück.
Was Du m.E. zurecht kritisierst, ist das herumdoktern an Symtomen. Das hat ungefähr soviel Sinn, wie einem Atomkraftgegner zu erklären, wie wichtig die demokratische Grundordnung ist (was er längst weiß) oder den Polizeibeamten zu erläutern, warum man den Atommüll nicht "im Keller" haben möchte (wissen die vermutlich auch).
Die Crux ist, und da kommen wir auch zum Punkt in Sachen Umweltschutz: ich als Einzelner kann nur sehr bedingt Einfluss auf die Rahmenbedingungen (das kranke Umfeld) nehmen. Ich kann den Atomausstieg nicht beschließen; ich kann aber (inzwischen) andern Strom beziehen und bin damit, so ich nicht Betrügern aufsitze, mit meinen Hintern von diesem Markt. Das ist, m.E. das schärfste Schwert, das ich habe: mein Konsumverhalten. Sich hier "richtig" zu verhalten, dass ist verdammt schwierig und sicher gelingt es nicht immer. Das heißt aber nicht, dass es sich nicht lohnt, es immer wieder zu versuchen.
Kommen wir zurück zur Sache und zu einem Punkt, in dem ich gerne Romantiker bin: Ich habe die romatische Vorstellung, dass ein Schreinermeister, neben allen berechtigten Gewinnabsichten, im Idealfall sein Material liebt und dass er noch vor vielen anderen ein Interesse daran hat, dass es ihm nicht ausgeht und das es denjenigen, denen er seine Handwerkskunst mit Herz und Hand weitergibt, ebenfalls erhalten bleibt (Ähnliches gilt für den Elfenbeinhandwerker).
In meinem konkreten Fall geht es um ein Fenster und eine Terassentür an wind- und wettergeschützem Ort. Was spricht aus fachlicher Sicht für Meranti? Was spricht gegen das günstigere Kiefernholz? Mit Blick darauf, dass ich der Kunde, also Laie bin und er der beratende Fachmann: Kann er es sich zur Aufgabe machen, mir zu sagen, dass ich für einen geringen Aufpreis Lärchenholz statt Metanti bekommen kann? Was spricht dafür, Meranti alternativlos anzubieten?
Letzlich hat das bis dahin wenig mit Umweltschutz zu tun. Es ist auch aus anderen Gründen schlicht dumm, gleich ob man sich nun mehr als Verkäufer oder eher als Berater versteht: wenn sich bei einem Kunden die ökologischen Baustoffe türmen, sollte man ihm kein Tropenholz anbietet, es sei denn, man hat wirklich verdammt gute Argumente dafür.
Wenn (andere) Kunden sich bewußt für Tropenholz entscheiden, kann man m.E. vlt. nachsehen haben; der Tischler möchte (über-)leben. Kunden keinerlei Alternativen zu nennen (ganz so als gäbe es keine), insgesammt ökologische Gesichtspunkte völlig außer acht zu lassen und, wie im Beispiel, auch noch entgegen fachlicher Argument, das geht m.E. schon in Richtung Fahrlässigkeit. Ich persönlich habe da jedenfalls ein anderes Verständnis von Beratung, Berufsehre und Berufsethik.
Inhaltlich möchte ich zum guten Schluss noch nachliefern, dass es im Grunde erst einmal keine Rolle spielt, wie korrekt oder desaströs Meranti oder Lärche nun "angebaut" wird. Meranti bietet nach meiner laienhaften Recherche für den gedachten Zweck keinerlei Vorteile; schon gar keine, die den Transport rechtfertigen. Selbst wenn sowohl Merati als auch heimisches Holz "perfekt" erzeugt würden, bleiben die Argument der Regionalität einschlägig. Wer sich damit befasst, warum es sinnvoll scheint, nicht unnötig Sachen durch die Welt zu schippern, und wird vielleicht sogar feststellen, dass regionaler Konsum tatsächlich eines der Dinge ist, mit denen der Einzelne aktiv etwas tun kann, auch für die sgn. "Dritte Welt".