Die Axt im Haus ...
Nun will ich doch einmal zu deinen Fragen und zu den diversen Empfehlungen zur Bekämpfung des Echten Hausschwammes Stellung nehmen.
Eine fachgerechte Bekämpfung erfordert folgende Schritte:
• Feststellung der Art des Befallsorganismus (also fachgerechte mykologische Bestimmung)
• Untersuchung der genauen Ausbreitungsgrenzen , soweit möglich auch im Mauerwerk (z.B. durch Entnahme von einzelnen Steinen, Untersuchung mit Endoskop etc.)
• Abnehmen des Mörtelputzes und genaue Untersuchung auf Befallsspuren (zur Erinnerung: der Durchmesser von Pilzhyphen beträgt ca. 3/1000 – 5/1000 mm) Die makroskopische Überprüfung des Mauerwerks auf eine Durchwachsung mit Mycelen erfordert also eine sehr genaue Untersuchung.
• Entfernen losen Fugenmörtels des Mauerwerks
• Das empfohlenen Abflammen der Mauerwerksoberfläche dient vorwiegend der Detektion des Befalls und ist in seiner bekämpfenden Wirkung sekundär.
• Festlegung der Bekämpfungsbereiche unter Einbeziehung der nötigen Sicherheitszonen von ca. 150 cm in allen Raumachsen über den Befall hinaus.
• Bei einer chemischen Bekämpfung wird das Schwammsperrmittel nicht nur oberflächlich in der vorgeschriebenen Menge aufgebracht (schwierig z.B. bei Unterseiten der Decken) sondern zusätzlich durch Drucktränkung (aber auch drucklose Tränkungen) in einem vorgeschriebenen Raster in das Fugennetz oder die Hohlräume des Mauerwerks bzw. der Geschossdecke eingebracht.
• Eine thermische Bekämpfung im Mauerwerk erfordert einen massiven Einsatz von Spezialmaschinen und ist bei erdberührten oder erdnahen Mauerwerk schon aus physikalischen Gründen nicht möglich. Die Menge der eingebrachten Wärme muss den Wärmeabfluss bei weiten übertreffen. Zur thermischen Bekämpfung des Hausschwammes im Mauerwerk (nur für Mauerwerk ab ca. 100cm oberhalb Geländeniveau) werden spezielle Hochleistungslufterhitzer eingesetzt die eine Heizkapazität von ca. 350 kw besitzen (zur Erinnerung: Die Heizanlage für eine Einfamilienhaus bringt ca. 10 - 15 kw Leistung). Das Vorhaben hier mit Gas- Elektro- oder sonstigen Heizern zu arbeiten, wäre auch in den oberen Geschossen zum Scheitern verurteilt. Wir reden hier von nötigen Innenraumtemperaturen im Bereich von ~ 120°C die dabei meist über mehrere Tage gehalten werden müssen. Es ist zu beachten, dass die nötigen Abtötungstemperaturen dabei nicht aus dem Bauch heraus beurteilt werden, sondern vorwiegende elektronisch im Mauerwerksinneren gemessen werden müssen. Hierbei sind z.B. über 16 Stunden lang 50°C Temperatur am thermisch ungünstigsten Punkt im Inneren des Mauerwerks nachweisbar zu halten.
Die bisherigen Vorschläge zum Thema „thermische Bekämpfung des EHS“ gehen daher vollkommen an der physikalischen Wirklichkeit vorbei.
• Grundsätzlich könnte aber auch auf eine Behandlung verzichtet werden wenn die befallenen Bauteile dauerhaft „trocken“ bleiben oder/und keine organischen Substanzen im Nahbereich vorhanden sind und damit die eigentlichen Ursachen des Befalls beseitigt sind.
Ich bin der Ansicht, dass du einen wirklich kompetenten Spezialisten des Holzschutzes hinzuziehen solltest. Dies bedeutet aber auch, dass Eigenmaßnahmen nur bedingt und unter begleitender Fachberatung zu empfehlen sind.
Mit besten Grüßen
L. Parisek