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Hallo Dietrich,
gern geschehen. ;-)
Ich habe eure website besucht: Hut ab!
So ein Projekt tun sich die wenigsten an, da helfe ich erst recht gerne.
Zu dem Missverständnis und deinen Überlegungen/Fragen:
Erst mal zum Begriff "authentisch" (ich stehe mit dem etwas auf Kriegsfuß, aus der Zeit in der ich noch häufig Mittelaltermärkte besuchte): Manchmal kommt es mir vor als würde der Eine oder die Andere ihn mit extremistisch verwechseln, bzw. den Begriff zu extremistisch verwenden. Was ich jetzt nicht auf dich beziehe.
Authentisch wäre in der Denkmalpflege, oder auch "nur" bei der Sanierung eines alten Gebäudes, den Originalzustand mehr oder weniger wiederherzustellen. Dazu müsste man aber wissen wie er ursprünglich war. Herunter gebrochen auf euren Hof, kann ich mir nicht vorstellen, dass in den "Herrschafts"-Wohnräumen die Wände innenseitig ursprünglich fachwerksichtig waren. Die Bewohner waren damals schon auf "edlere" Ausstattung bedacht. Selbst in "Arme-Leute-Häuser" kenne ich es so.
Selbst wenn Balken an Innenwänden sichtbar standen, wurden sie zumindest mit gekälkt und evtl. Farbornamente- /-bänder drüberweg durch gemalt.
Dazu kommt, an Außenwänden ging es auch damals schon um Winddichtigkeit. Deshalb wurden, der besseren Anhaftung wegen, die Balken mit Beilhieben/-kerben aufgeraut und Strohlehmputz, plus dünnem Kalk-Oberputz vollflächig drüber gezogen. Von daher ist es mindestens genauso authentisch Fachwerk-Außenwände vollflächig zu belegen. Mit was belegen, ist dann die nächste Frage, das nächste Thema.
".....die Lehmsteine an den Seiten mit einer Kerbe versehen, in die die Dreikantleisten greifen. Ich bin so der Auffassung eine dauerhaft kraftschlüssige Verbindung hergestellt zu haben, die Kippeln, selbst kleine Spalte oder gar Herausfallen verhindert...."
Die Kerben zu den Dreikantleisten hin sind fachlich völlig richtig. Es gibt Lehmbauer die keine Kerben in Steine schneiden/klopfen, weil der Mörtel sich sowieso um die Dreikantleisten legt, aber die Kerben sind kein Fehler!
Ich habe mit dem Begriff "kraftschlüssig" einen falschen verwendet. "Kraftschlüssig" bedeutet, dass zwei Bauteile mindestens press-, genau genommen kräfteübertragend/-weiterleitend verbunden sind.
Was in dem Zusammenhang falsch ist, weil im Fachwerkbau die Ausfachungen niemals kräfteübertragend sind, bzw. sein sollten. Nur die Balken, die Fachwerk-Konstruktion ist der tragende Teil. Die Ausfachungen sind nur Füllungen.
Ich hätte besser "dauerhaft fest sitzend", "unbeweglich", also ohne mehr oder weniger offene/breite Anschlussfugen, schreiben müssen.
Dreikantleisten halten zwar eine Ausfachung im Gefach, aber die Risse/offenen Anschlussfugen, die man an der Oberfläche sieht, ziehen sich hie und da bis ins Gefachinnere, auch um die Dreikantleisten herum. Dazu kommt, dass sich das Holz witterungsbedingt ständig "bewegt", sprich quillt und schrumpft und das gesamte Gebäude sich bewegt (Windruck, Heben/Senken des Untergrunds/der Fundamente bei Frost/Tau) Deswegen können, auf Dauer gesehen, die Leisten die Ausfachung nie "unbeweglich" halten. Gemauerte Ausfachungen sitzen im Gefach unten meistens fest auf, an den anderen 3 Seiten sind sie mehr oder weniger "lose".
"Meistens", deshalb, weil in es in schrägen oder, dreieckigen, nach unten enger zu laufenden Gefachen auch vor kommt, dass die untere Fuge offen ist, die Ausfachung quasi zwischen den seitlichen Balken klemmt.
Zur "Problematik" hochkant stehender Lehmsteine: Zum Einen hängt es von der Herstellungsweise der Steine ab, ob und wie die innere Struktur/ das innere Gefüge der Steine ist. Es gibt stranggepresste Steine, die wenn man sie zerfallen lässt, zwiebelschalenartig auseinander bröseln. Bildlich gesehen kann man deren innere Struktur mit den Jahresringen von Bäumen vergleichen. Und es gibt Lehmsteine die "formgeschlagen" sind. Deren Struktur ist eher "undefiniert", im Sinne von unstrukturiert. D. h., es gibt wenig bis keine "Schichtung" (wie bildlich gesehen, die Jahresringe). ABER, die Formgeschlagenen werden in eine Form "gepatzt"/geschlagen/geworfen/gepresst (kennt man aus Filmen aus südl. Ländern). D. h., sie werden nur in eine Richtung, die "flache" Seite verdichtet. Nach den Seiten werden sie nur indirekt durch den Gegendruck der Form/Schalung verdichtet. D. h., die Tragfähigkeit haben diese Steine mehr flach liegend als hochkant stehend.
Der Kipppunkt ergibt sich einfach aus der Geometrie der zusammen gemauerten Steinscheibe. Je dünner ein Körper im Verhältnis zu seiner Höhe ist, umso schneller fällt er um. Anders gesagt, eine mit "flach" liegenden Steinen, 11,5 cm dick ausgemauerte Ausfachung kann wegen der größeren Diagonalen von außen-unten nach innen-oben weniger weit aus einem Gefach vor kippen als eine nur 7 cm dicke Steinscheibe. Die dickere bleibt früher am oberen Querholz hängen.
Auch wenn das nur ein paar wenige mm ausmacht, können genau die 2, 3, 4 mm den entscheidenden Ausschlag geben, ob Regenwasser von außen noch über die Vorderseite des Querholz auf die Vorderseite/Oberfläche der Ausfachung abtropft und darüber nach unten abfließt, oder von der Vorderseite Querholz auf die Oberseite der Ausfachung tropft und ins Gefach rein läuft.
"Bzgl. des Einbaus von Gewebedichtstreifen habe ich mich glaube ich nicht präzise ausgedrückt. Ich habe die Skizze dahin gehend ergänzt (s. Anlage, rot eingezeichnet, beispielhaft unten auf der Schwelle). Wenn die Leimung Dichtstreifen/Holz hält und die andere Seite des Streifens einige Zentimeter im Lehm eingebettet ist, sollte das doch dauerhaft einigermaßen winddicht sein, oder?"
Ich sage es mal so: Theoretisch ist das eine gute Idee, vor allem wenn der Dichtstreifen noch so elastisch bleiben würde, dass er die permanenten Bewegungen des Fw mitmachen könnte.
Ich frage mich nur wie das in die Praxis umgesetzt werden kann: Man klebe den Dichtstreifen mittels dicker Kleberraupe (damit auch die Risse im Holz zu sind) auf die Balkenmitte (unten brauchts keinen, die Ausfachung sitzt fest auf), nagele darauf die Dreikantleisten, mauere die Steine ins Gefach, stopfe die Anschlussfugen,.... wo kommt der Dichtstreifen hin? Wie kriegt man den Fügenmörtel hinter den Dichtstreifen, wenn er "wie eine Wand" zwischen Holz und Stein hängt? Wie ist gewährleistet dass er zum Schluss immer noch so viel Speil hat um beweglich zu sein, sich dehnen zu können, ohne dabei den Fugenmörtel weg zu drücken/ziehen/sprengen?
Mit sehr viel Zeit und Geduld und wenn man von innen und außen arbeiten kann, mag das vielleicht irgendwie gehen. Überall, d. h., an allen Stellen an allen Gefachen, höchstwahrscheinlich nicht.
Kleine Anmerkung nebenbei: Es gab (gibt?) einen Anbieter eines zweiteiligen, metallenen Dehnungsprofils, dessen einer Teil, quasi ein dünnes "Y", in die Balken geschlagen wurde, der andere Teil in den ersten gesteckt und in eine tiefe Kerbe in den Stein vermörtelt wurde. So dass der eingemörtelte "Streifen" in dem "Y" bewegen kann. Außer vor etlichen Jahren auf einer Ausstellung habe ich dieses Dehnungsprofil noch nirgends gesehen und kenne keinen Lehmau-Kollegen der das mal verwendet hat.
Vermutlich aus dem genannten Grund, die Idee, bzw. das Prinzip ist nicht schlecht, aber praktisch meistens nicht umsetzbar.
Du kennst es bestimmt: Nur die Dreikantleiste in ein kleines Dreiecksgefach zu nageln/tackern ist manchmal schon eine Herausforderung.....in die Balkenmitte schon oft nicht möglich.....
Das nächste "Problem" sind dann/auch die Balkenstöße im Fachwerk.
Selbst wenn die Anschlussfugen der Ausfachungen mehr oder weniger dicht sind, gibt es immer noch die Undichtigkeit der Balkenstöße (Riegel zu Ständer, Streben zu Ständer, usw.). Die Stöße sind mindestens bis an die Zapfen mehr oder weniger offen. Sind Zapfen auch schon angegammelt, gehts durch bis ganz nach innen. D. .h, einerseits "pfeift" da der Wind rein, andererseits, was viel gefährlichr ist, läuft da bei Schlagregen das Wasser rein......und kann dann nirgends mehr raus, weil die Gefachanschlussfugen per Dehnungs-"irgendwas" abgedichtet sind. Heißt, gleicher Effekt wie bei den berüchtigten Silikon-/Acryl-Abdichtungen: Das Wasser staut sich hinter der Dichtung vermehrt, das Holz und die Ausfachung saugen sich vermehrt voll, die Rücktrocknung dauert viel länger, meistens zu lange, das Holz verrotten von innen heraus, Pilze wachsen in den Gefachen, man sieht/bemerkt es viel zu spät ---> Horrorszenario Kapitalschaden....
"Zur Info: Hanfsteine haben Wärmeleitfähigkeit 0,07W/mK, Leichtlehmsteine 0,25W/mK, also 4x besser."
Ich habe mich selbst bisher noch nicht mit Hanfsteinen befasst. Frage sind die Anwendungsklasse 1a, zugelassen für balkensichtiges Fw?
Abgesehen davon, alle Angaben/Werte zu Wärmeleitfähigkeit/Wärmedurchlasswiderstand gelten nur für trockene Materialien. Ausfachungen in einem balkensichtigen Fachwerk werden aber zwangsläufig mehr oder weniger feucht.
Von daher, nimm die Werte nicht zu wörtlich. Wenn der Hanfstein mehr oder schneller Feuchte aufnimmt, oder langsamer abgibt als ein anderer Leichtlehmstein, ist vielleicht am Ende nix gewonnen. Vielleicht, ich weiß es nicht.
"Kann man tatsächlich auch außen den Kalkputz direkt auf Holzfaserplatte machen?"
Direkt nicht, zuerst muss eine Haftbrücke auf die Platten. Ich verwende dazu den Kalkhaftputz HP 14 von Hessler.
Das ist zwar außerhalb jeder Herstellergewährleistung/-freigabe, funktioniert aber. Die ersten Außenputze habe ich so vor ca. 10 Jahren gemacht. Wenn man ganz sicher gehen will, kann man auch zuerst die von den Hersteller freigegebenen Haftbrücken aufziehen und darauf den Kalkputz drüber ziehen.
Wichtiger ist nur verputzbare HFD-Platten zu verwenden die für außen/Bewitterung zugelassen sind.
Die Anschlussfugen solcher Ausfachungen kann man mit Stopfhanf ausstopfen. Der ist dann auch elastisch (zur Winddichtung)
Schau mal bei den bekannten HFD-Hersteller unter WDVS.
"Über kurze, auch unbegründete Antworten würde ich mich noch einmal sehr freuen"
Gebe ich gerne, nur "kurze" ist bei der Thematik schwierig. Würde nur direkt x neue Nachfragen ergeben.... ;-)
Gruß,
KH