Antworten im Schweinsgallop
@Konrad
Antwort Absatz 1: Richtig. Und? Ein solches Forum kann nur dadurch überleben, dass es viele Mitstreiter hat. Wenn der eine eben mal eine Pause macht (vielleicht weil ihm die vielen Wiederholungen schwindelig gemacht haben), geht ein anderer frisch an die helfende Antwort. Deshalb heißt das Ganze hier Community. Es ist durchaus legitim nicht zu antworten oder einen Tag später oder auch nachzufragen. Aber wenn man antwortet, dann um konkret dem Frager zu helfen und nicht, ich betone: nicht, um einfach der Welt eine Botschaft zu senden.
Antwort Absatz 2-4:
Ja, alles mögliche Varianten und in Teilen siehe Antwort Absatz 1.
Antwort Absatz 5:
Es ist genau diese Art der verzweifelten Arroganz, die völlige Ignoranz von sachlichen Gegenargumenten, welche weiß Gott genügend im Internet zu finden sind, die vernünftige Diskussionen unterbindet. Ich kann weder Deine, noch die Gegenargumente wirklich abschließend beurteilen und das Tolle ist, ich muß das auch gar nicht. Ich kann mir aber schon mein ganz persönliches Urteil bilden – genau wie alle anderen. Dieses Urteil, diese ganz persönliche Wahrheit über die Physik der Wärmedämmung, ist auch geprägt durch das was Du geschrieben hast. Aber!, und das ist dir vielleicht nicht ganz klar, es ist noch viel stärker geprägt durch dein Verhalten. Komisch nicht? Aber so sind wir Menschen halt. Wir bewerten den Wahrheitsgehalt vor allem durch nicht faktenbasierten Informationen. Deshalb gelten ja gewisse Regeln für die Beweisführung in der Wissenschaft und auch der Juristerei. In der Kommunikation und ihrer Wirkung haben Fakten einen absolut untergeordnete Rolle.
@Eckard Zöller
Ignorabmus, ignarobimus
@Florian Kurz
Es gibt einen herrlichen Artikel über Kommunikation. Ich zitiere:
[…]
IV. Teilen
Man kann nicht auf der einen Seite hohle Kommunikation beklagen und auf der anderen Seite nur hören und sehen wollen, was man will. Das treibt die, von denen wir Aufrichtigkeit verlangen, in ständige Notlügen.
Die Rechnung folgt. Und sie ist happig. Mit Gütern wie Ehrlichkeit und Echtheit treibt man nicht umsonst Schindluder. Jeder kriegt die Wahrheit, nach der er verlangt – er muss die Zumutungen, die das mit sich bringt, aber auch selbst verkraften. Das ist der Teil des Deals, von dem so selten die Rede ist.
Was Gurus und geschickte Verkäufer von Befindlichkeiten in den vergangenen Jahren daraus gemacht haben, hat mit dem realen Kern der Sache nichts zu tun. Kommunikation ist etwas ganz anderes. Communicare, der lateinische Stamm unseres Wortes Kommunikation, heißt teilen. Nur wissen viele offensichtlich nicht mehr, wie das geht – was sich schon daran zeigt, dass viele Teilen für gut halten. Teilen ist aber nicht schön, sondern ein notwendiger Kompromiss. Teilen wir, dann machen wir aus dem Ganzen, also dem Echten, wenigstens zwei neue Stücke. Es ist nicht das Original, das Wahre, Echte, für uns Reale, das Kommunikation vermittelt, sondern der Teil, den wir abgeben müssen, um mit anderen zurechtzukommen. Wer hundertprozentig ehrlich, echt – also ganz er selbst sein will – muss unter sich bleiben oder die Klappe halten. Kommunikation hat nämlich einen Zweck: sich mit anderen auf einen Punkt zu einigen, mit jemandem etwas zu teilen, das man für wichtig und richtig hält. Kommunikation funktioniert nur, wenn man sich auch einigen will – alles andere sind zwecklose Selbstgespräche. Der zweite Stamm von Kommunikation heißt communis. Das bedeutet: gemeinsam.
Das hat – nein, nein – nichts zu tun mit den heute üblichen Monologen, bei denen jemand einem anderen seine Meinung geigt. Das ist etwas anderes, nicht Kommunikation, sondern Autismus: sich auf nichts einlassen wollen als auf das, was man schon im Kopf hat. Das reicht gerade mal für einen.
Wer mehr will, muss was rausrücken. Widerreden und Widersprüche aushalten. Das Wichtige vom Nebensächlichen trennen. Auf die Haltung kommt es an.
Das gilt ganz besonders in Zeiten, in denen die externe wie interne Kommunikation zunehmend das halb gare Produkt von Theorien aller Art ist, die von schlauen Trainern, Agenturen und anderen Wunderheilern verbreitet werden. Strategische Gesprächsplanung und planvolle Manipulation gehören, so wird schon BWL-Studenten eingetrichtert, zum Handwerk. Die Absicht dieser Art von Kommunikation ist leicht zu durchschauen: Sie zielt darauf ab, nicht die Wahrheit zu sagen und dennoch die wahren Beweggründe mehr oder weniger kunstvoll zu verschleiern.
V. Ein komischer Geruch
So gesehen kommt es schon lange nicht mehr darauf an, schlicht zu sagen, was man wahrgenommen hat – sondern auf das, was andere für wahr halten sollen. So werden auch Begriffe wie „Veröffentlichungspflicht“ verstanden. Geschäftsberichte dienen selbstverständlich nicht wirklich der Darstellung dessen, was Unternehmen getan haben und beabsichtigen. Die allermeisten von ihnen sind hilflose Versuche, einer rechtlichen Verpflichtung nachzukommen – und was über das Zahlenwerk hinausgeht, unterliegt den üblichen Verdunkelungsvorschriften. Um das nicht auffallen zu lassen, wird mit Artwork, also mit reiner Form, geklotzt. Es kommt darauf an, es möglichst unverbindlich und hübsch zu sagen. Was dabei herauskommt, lässt sich mit einer Textzeile aus einem Frank-Zappa-Song auf den Punkt bringen: It’s a little bit cheesy, but nicely displayed, sieht nett aus, riecht aber komisch. Im Deutschen gibt es für dieses Phänomen die Begriffe „Missverständnis“ oder „Kommunikationsproblem“. Übersetzt heißt das: Der Lack ist ab.
Doch Haltung ist keine Stilfrage. Das bedeutet auch: Es ist nicht alles richtig, und nicht alle haben Recht. Was Kommunikation wirklich sucht, ist ein Standpunkt, den Menschen teilen können. Hier arbeitet ein soziales Global Positioning System (GPS). Ein GPS-Satellit braucht, um einen beliebigen Punkt auf der Erde exakt bestimmen zu können, die Signale von mindestens drei Satelliten. Sonst torkelt das Ding planlos durch die Atmosphäre.
Der Sinn von Kommunikation ist das Teilen von Wissen, nicht das Anhäufen von Information. Der amerikanische Zukunftsforscher John Naisbitt hat das in seinem Buch „Megatrends 2000“ so formuliert: „Wir dürsten nach Wissen, aber wir ertrinken in Informationen.“ Das ist ein ziemlich deutliches Bild, das allerdings die Antwort schuldig bleibt, warum das so ist.
Die üblichen Verdächtigen sind schnell gefunden: Computer, Internet, Fernsehen – die elektronischen Medien – sind schuld, dass sich die Informationsmenge in immer kürzeren Abständen verdoppelt. Das überfordert uns. Kaum jemand hat noch einen Überblick, ein anderes Wort für Standort. Die Maschinen und Systeme, keine Frage, belasten uns zunehmend. Aber auch hier ist es falsch, die Dinge verantwortlich zu machen für das, was Menschen verbocken.
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Zitat Ende Quelle:06/05 Brandeins