Dämmung oberste Geschossdecke / Welcher Dämmstoff

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Hallo zusammen,

ich habe mich jetzt zu dem Thema schon ein bisschen belesen, bin jetzt aber zunehmend unsicher. Vielleicht hat jemand einen pragmatischen Rat für mich.

Ausgangssituation ist ein Mehrfamilienhaus, Bj. 1903. Ich möchte nun die oberste Geschossdecke (=Boden des Dachbodens) dämmen. Der Dachboden ist bisher begehbar, nicht ausgebaut und das soll auch so bleiben. Bisher waren hier Schlacke in Holzbalkendecke und Holzdielen (alles noch original). Dielen und Schlacke sind nun raus. Meine Idee war nun:

- Dampfbremsfolie zwischen die Balken (auch als Rieselschutz)
- Zellulose-Schüttdämmung drauf
- Rauhspund

Ein Dachdecker mit dem ich gestern zufällig sprach meinte, auf keinen Fall Zellulose, die würde sich setzen. Lieber flexible Holzfaserdämmung. Ich fand die Zellulose sowohl preislich als auch von der Verarbeitung ganz attraktiv.

Ist das wirklich ein Problem? Und ging dann ggf. auch Holfaser-Einblasdämmung als Schüttdämmung?

Lange Rede kurzer Sinn: sind zwischen Zellulose, flexibler Holzfaserdämmung und Holzfasereinblas-(Schütt?)Dämmung wirklich signifikante Unterschiede?

Vielen Dank!
 
sind zwischen Zellulose, flexibler Holzfaserdämmung und Holzfasereinblas-(Schütt?)Dämmung wirklich signifikante Unterschiede?
Ja.
Erstens, ist die Einblasdämmung, wenn fachgerecht gemacht, bis ins letzte Eck fugenlos. So dicht bekommt man die flexiblen
Dämmmatten nicht eingebaut. Vor allem in den Ecken in die man max. noch rein gucken kann, aber mit den Händen nicht mehr hin kommt.
Zweitens, ist die Einblasdämmung ein besserer sommerlicher Hitzeschutz, weil sie massereicher und somit speicherfähiger ist als die leichteren Holzflexmatten.
Drittens, ist eine Einfamilienhaus-oberste-Geschossdecke ratzfatz zu geblasen.
Viertens, ist die Behauptung, dass sich Zellulose-Einblasdämmung (wenn fachgerecht gemacht) setzen würde, Quatsch. Es stimmt einfach nicht.
Randbemerkung: Wenn dein Dachdecker andere Erfahrungen gemacht hat, möge er sich einen Dämmer suchen, der es kann.

Holzfasereinblas-(Schütt?)Dämmung
Zwischen Einblasen und Schütten besteht ein großer Unterschied: Bei der Schüttung wird der Dämmstoff mehr oder weniger lose eingebracht, beim Einblasen wird er mit relativ hohem Luftdruck eingebracht. Dadurch wesentlich mehr und vor allem gleichmäßig verdichtet. Genau deswegen setzt er sich im Nachhinein nicht mehr.
Beispiel: An einer mit Zellulose voll geblasenen Wand kann man die Schalung komplett weg nehmen, ohne dass die Zellulose raus fällt.
Ich habe sogar schon an Dachschrägen die Innenbeplankung teilweise abgenommen, ohne dass die Dämmung runter fiel.
ging dann ggf. auch Holfaser-Einblasdämmung als Schüttdämmung?
Im Prinzip ja, aber,
der Einblasdämmstoff wird meistens (immer?) in relativ fest gepresste Ballen geformt/verpackt und geliefert. Ungefähr vergleichbar mit einem Ballen Torf (für den Garten). Diese Ballen müssen vollkommen aufgelockert werden um den Dämmstoff KLUMPENFREI rieselfähig, bzw. schüttfähig zu machen. Das "klumpenfrei" ist das Problem. Ich weiß von Do-it-Yourselfer, die dazu die mehr oder weniger großen, fest verdichteten "Brocken" durch den Gartenhächsler gejagt haben. Unter recht großer Staubentwicklung, mit mäßigem Erfolg.
Meine Meinung dazu: Auch für eine offene Schüttung auf den DG-Boden lohnt sich Eigenleistung nicht.
Man muss die Dämmstoffpakete hoch tragen und vor Ort, im DG, zerkleinern/auflockern. Dazu brauchts Platz. Den Platz den man eigentlich dämmen will. Es staubt. Den Staub bekommt man nicht abgesaugt. Bis man die entsprechenden m³ eingebaut hat, dauert .... i. d. R., mehr als ein Tag.
Dagegen, ein Profi, mit entsprechendem Einblasequipment, macht das in 3 - 4 Stunden, inkl. Auf- und Abbau seiner Maschinen. Und das Ganze staubfrei.
Vor der Enstcheidung zum Selbermachen sollte man sich zumindest Angebote einholen.

Gruß,
KH
 
@KH: Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Die Problematik mit dem Auflockern der Einblasdämmung hatte ich schon befürchtet.
Ich hab mir die Baustelle heute nochmal genau angesehen, die bestehende Dielung werde ich auf jeden Fall angesichts des schlechten Zustands komplett aufnehmen, sodass die komplette Fläche dann offen liegt. Wäre also dann nur noch die Frage ob Schüttdämmung oder eben flexible Holzfaser.
 
Dielen und Schlacke sind nun raus.
die bestehende Dielung werde ich auf jeden Fall angesichts des schlechten Zustands komplett aufnehmen, sodass die komplette Fläche dann offen liegt.
Ja was jetzt? Sind die Dielen schon raus oder nicht?

Was ist denn schlecht am Zustand der Dielen? Sind sie morsch, von Würmern zerfressen oder sehen sie nur hässlich aus? Ein paar Bilder würden ein wenig Aufschluss darüber geben!

Im Übrigen habe ich den Eindruck gewonnen, dass gerade bei Holzbalkendecken häufig erstmal alles rausgerissen wird und das ohne Sinn und Plan. Eine frühe Inaugenscheinnahme könnte dem Bauherrn so manches Mal schwere Fehler und unnötigen Aufwand ersparen! Holzbalkendecken sind nämlich häufig schon gedämmt und müssen meines Wissens gar nicht nachgedämmt werden.
 
habe ich den Eindruck gewonnen, dass gerade bei Holzbalkendecken häufig erstmal alles rausgerissen wird und das ohne Sinn und Plan. Eine frühe Inaugenscheinnahme könnte dem Bauherrn so manches Mal schwere Fehler und unnötigen Aufwand ersparen!
Volle Zustimmung. Das kann man auch hier im Forum zu oft lesen.....
Holzbalkendecken sind nämlich häufig schon gedämmt und müssen meines Wissens gar nicht nachgedämmt werden.
Naja, eine oberste Geschosdecke von 1903 ist, wenn noch im Originalzustand, nicht wirklich gedämmt im heutigen Sinn. In der ENEV, bzw. danach im GEG steht schon seit spätestens 2016 die zwingende gesetzliche Vorgabe, dass sie gedämmt werden müssen, wenn sie einen U-Wert von 0,24 W/(m2 K) überschreiten. Es interessiert nur die wenigsten und wird von Amtswegen (noch) nicht kontrolliert.
 
Ja was jetzt? Sind die Dielen schon raus oder nicht?

Was ist denn schlecht am Zustand der Dielen? Sind sie morsch, von Würmern zerfressen oder sehen sie nur hässlich aus? Ein paar Bilder würden ein wenig Aufschluss darüber geben!
Sorry, die Angabe war meinerseits ungenau. Die Dielen waren größtenteils aber noch nicht komplett raus. Ich hatte nun überlegt, den Rest drauf zu lassen und die anderen Dielen ggf. wieder zu verwenden zwecks Einblasdämmung weil das tatsächlich eine gute Variante zu sein scheint wie ich das verstanden habe. Aber die sind noch original 1903 und großflächig morsch bzw. von Holzwürmern zerfressen, sodass die komplett ersetzt werden.
Die Schlacke war auch nur eine dünne Schicht und nicht mal über die gesamte Fläche, sodass Belassen definitiv keinen Sinn gemacht hätte.

Bilder kann ich leider erst am Wochenende nachliefern.
 
Momentan bauen wir eine 24 cm hohe Dämmung auf einen DG-Boden, indem wir auf von Schlacke und sonstigem "Dreck der Jahrhunderte" befreite (was 4 cm Dämmstoffhöhe bringt) Strohlehmdecke 20 cm hohe Baudielen hochkant im 60cm-Raster orthogonal auf die Deckenbalken stellen, diese mit Holzkeilen in der Höhe ausrichten und mit passend dazwischen gesägten Reststücken gegeneinander verspaxen (damit die Dielen nicht umfallen). Darauf spaxen wir einen Rauspundboden. Alle 2 - 3 m bleiben zunächst zwei Bretter lose liegen. Diese nimmt der "Dämmer" nachher raus, bläst seine Zelluloseflocken unter den Boden, spaxt die Bretter zwischen die anderen, fertig ist der neue begehbare DG-Boden.

Was dabei evtl. komplizierter werden kann, ist,
zum Einen, wenn die Sparren direkt auf der Decke stehen, die Dämmebene/-höhe zur Traufe hin abzudichten,
zum Anderen, eine vorhandene Treppe "in schön" um zwei Stufen zu erhöhen und sofern der Abschluß zum DG oben an der Treppe ist, diesen und die Tür enstprechend zu ändern.
Gibt es nur eine Auszugstreppe, muss diese gegen eine neue, ebenfalls gedämmte, vor allem aber luftdicht schließende, ausgetauscht werden!
 
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Hier nun noch ein paar Bilder, die die Situation verdeutlichen. Mittlerweile bin ich fast schon entschieden, eine Zellulose-Schüttdämmung zu nehmen.
 
Kannst ja mal in deiner Region schauen ob du jemanden mit Einblasmaschine findest der dir die Zellulose offen aufblasen kann.
Geht auf jeden Fall deutlich schneller.
 
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