Bebeilte Stämme als Baumaterial

Diskutiere Bebeilte Stämme als Baumaterial im Forum Handwerk & Restaurierung im Bereich - Seit langer Zeit beobachte ich, dass in der Fachwerksanierung oft kein authentisches Material verwendet wird. In Schweden als Vergleich, werden in...
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Mateusz Lacki

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Seit langer Zeit beobachte ich, dass in der Fachwerksanierung oft kein authentisches Material verwendet wird. In Schweden als Vergleich, werden in der Blockbausanierung häufig bebeilte Balken eingesetzt. Vor einem Jahr habe ich zwei mal in internationalen Team für Notre Dame bebeilt. Es war eine Akkordarbeit. 70€/m2 Eiche. Bei großen Durchmessern sehe ich, dass ich mit vielen Sägewerken mithalten kann oder sogar günstiger bin. Bebeilte Oberfläche ist schon Finisch, im Gegenteil zu einer Sägerauen heißt da kommen noch Hobelkosten dazu. In Frankreich ist es schon eine Szene geworden. Der einzige Weg um Balken nachhaltig und ökologisch herzustellen.
Gibt es hier auch so eine Szene? Gibt es Bedarf für Bebeiltes Material?
Ich biete verschiedene historische Oberflächen, mittelschneidige Äxte und einseitig geschliffene Beile bis zum 19 Jhdt.
 

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Es ist großartig, daß Du das machst, und eine alte Fertigungstechnik weiterleben lässt. Ohne Einschränkungen, klasse.

Aber: "Der einzige Weg um Balken nachhaltig und ökologisch herzustellen." ??? Einzig???

Ein gesägter Balken ist genauso nachhaltig, solange das Holz von gleicher Güte ist. Die Optik der Oberfläche ist eben nur, die Optik. Nix sonst.

Und ökologisch? Auch ein Sägewerk ist ökologisch. Ein gesägter Balken ist schneller hergestellt als ein bebeilter. Und die Resource "Zeit" ist die wertvollste Resource, die wir haben. Statt zentnerweise Späne entstehen Seitenbretter, die nutzbar sind. Das ist wohl mehr wert als Hackschnitzel.

Es ist absolut richtig, für derart hervorgehobene Objekte wie Notre Dame so nah als möglich an der historischen Fertigungsweise zu bleiben. Und ein zusätzlicher Aufwand dafür ist nicht verschenkt. Ich selbst bin Restaurator. Ich weiß solche Technologien zu schätzen. Wenn ich aber in der Manier von 1720 einen Stuhl bauen wollte, mit den Techniken und Werkzeugen von 1720, würde ich niemals sagen, daß das der einzige Weg ist, einen Stuhl zu bauen. Es gibt Stühle für 30 oder 40 Euro, industriell hergestellt, und sie haben ebenso ihre Berechtigung. 8 Milliarden wollen sitzen...

Warum ich das alles schreibe? Jeder hat das Recht, seine eigene Ökologie und Nachhaltigkeit zu kultivieren. Ich habe diese scheinheiligen Etiketten wie "ökologisch", "nachhaltig", "klimaneutral", "bio" etc. satt. Selbstverständlich bemühe ich mich, diesen Anforderungen zu entsprechen, nur, wer bewertet das, und nach welchen Kriterien? Oft steckt nichts weiter als eine große Verarsche dahinter, eine griffige Werbung für Leute, denen Etiketten reichen.

Letzteres unterstelle ich Dir natürlich nicht, Mateusz. Frohes Schaffen!

Grüße

Thomas
 
Thomas, danke für Deine Beteiligung in der Diskussion. Austausch sehe ich hier als sehr wichtig
Ein gesägter Balken ist genauso nachhaltig, solange das Holz von gleicher Güte ist. Die Optik der Oberfläche ist eben nur, die Optik. Nix sonst.
Das stimmt wohl nicht. Solang es keine versteckte Risse in der Baumstruktur gibt, wird es vieleicht kaum merkbaren Unterschied geben. Jedoch Gattersäge wird die Risse nie mitkriegen und die Axt schon, spätestens beim abschwaten. Für Notre Dame hatten wir often zwei Seiten vorgesägt bekommen (warum auch immer) und beim bebeilen hat sich rausgestellt, dass es ausschuss ist. Statisch kaum geignet. Säge hat es nicht mitgekriegt. Optisch kriegst Du das auch nicht mit.
Und ökologisch? Auch ein Sägewerk ist ökologisch. Ein gesägter Balken ist schneller hergestellt als ein bebeilter. Und die Resource "Zeit" ist die wertvollste Resource, die wir haben. Statt zentnerweise Späne entstehen Seitenbretter, die nutzbar sind. Das ist wohl mehr wert als Hackschnitzel.
Wenn geschwindigkeit und Zeit die Nachhaltigkeit definieren soll, dann ist eine Monokultur, Harvester, CNC nachhaltig. Abgesehen davon, dass die riesen Machinen mit einen Energieaufwand hergestellt wurden.
Die Seitenbretter bestehen überwiegend aus Splintholz, so ist es bei Eiche. Wo sollten sie verbaut werden. Bei der Fichte gibt es weniger 'Abfall'.
Zeit: 4 ausgebildete Bebeiler könnten in der gleichen Zeit einen Kantholz wie ein Sägewerk herstellen.
Es ist absolut richtig, für derart hervorgehobene Objekte wie Notre Dame so nah als möglich an der historischen Fertigungsweise zu bleiben. Und ein zusätzlicher Aufwand dafür ist nicht verschenkt. Ich selbst bin Restaurator. Ich weiß solche Technologien zu schätzen. Wenn ich aber in der Manier von 1720 einen Stuhl bauen wollte, mit den Techniken und Werkzeugen von 1720, würde ich niemals sagen, daß das der einzige Weg ist, einen Stuhl zu bauen. Es gibt Stühle für 30 oder 40 Euro, industriell hergestellt, und sie haben ebenso ihre Berechtigung. 8 Milliarden wollen sitzen...
Hier gibt es riesen Unterschied. Bebeilte Oberfläche für 1720 ist authentisch, gesägte ist nun fake. Klar, kann man machen. Billiger geht's immer. Wenn man Techniken von der Zeit beherrscht, ist man nicht unbedingt teurer als mit modernen, teuren Maschinen unterwegs. Es gibt berichte aus der Literatur, wie lange man einen Zapfenloch und Zapfen herstellt.

Mit Absicht habe ich hier den m2 Preis pro bebeilte Fläche geschrieben, um das transparent zu machen. Es ist kein Luxusmaterial, wenn man das mit einem Sägewerk vergleicht. Fichte wird deutlich günstiger. Stämme können direkt vor Ort behauen werden, wo ein Baum gefällt wird. Das heißt - man kann fertige Balken aus dem Wald rauschleppen. Da sparrt man den Logistikaufwand - mehr Fertigmaterial gegen Stammware.
Nächster Vorteil: Krummhölzer. Üblich in dem alten Fachwerk, crocked frame. Viele Bauelemente brauchen nur die Flucht in einer Richtung, Bauelement kann sonst eine S-Form oder Bogenform haben. Industrie und Sägewerke arbeiten damit meistens nicht. Und hier ist die Rede von einer verschwendung, da kann man sich die Splintholzbretter ersparren.

Warum in der Restaurierungszene in Deutschland haben alle so viel Angst vor Bebeilen? Das Thema boomt gerade in Frankreich, in Schweden nimmt zu, Dänemark hat einen Austausch mit Schweden angefangen. Ich sehe deutlich mehr Argumente dafür als dagegen. Museen in Deutschland repräsentieren Katastrophale Qualität. Oberflächen zerhackt, alles viel zu langsam.
Potential ist dafür groß. Die Beile aus dem 17-18 Jhdt im deutschen Raum sind sehr schlecht erforscht und gleichzeitig die besten, die ich bisher im Einsatz hatte.

Thomas, viele Grüße zurück,
2017-2021 hatte ich meine Werkstatt in Dresden.
 
Ist nicht gerade das das "Authentische"?
Ich verstehe Deine Frage nicht. Meinst Du zerhackte Oberflächen? Wo Knechte mitgemacht haben (meine Vermutung) sind üblich. Profesioneller Zimermann hat sauber bebeilt, Beispiele sind in Massen vorhanden.
 
haben alle so viel Angst vor Bebeilen

Museen in Deutschland repräsentieren Katastrophale Qualität
Mateusz, vielen dank für Deinen beitrag. ich schätze es sehr, wenn traditionelle techniken bewahrt werden, die ohne maschinen und den einsatz von elektrischer oder fossiler energie daherkommen. und zwar nicht nur museal bewahrt, sondern tatsächlich angewendet werden.

allerdings verstehe ich diese pauschalierten aussagen von Dir nicht.

zum glück bist Du weder der erste noch der einzige, der diese handwerkstechnik hier vorstellt:
Mitglied von 2009
Bilder vom Handwerkertreffen in Witzenhausen-Rossbach
gefunden beim stöbern in der Galerie unter "Historische Technik"

@Mateusz Lacki hinterleg doch Deine kontaktinformationen in Deinem profil, dann könne interessierte Dich gegebenenfall kontaktieren

gruß
Amelia
 
Zum glück bist Du weder der erste noch der einzige, der diese handwerkstechnik hier vorstellt:
Mitglied von 2009
Bilder vom Handwerkertreffen in Witzenhausen-Rossbach
gefunden beim stöbern in der Galerie unter "Historische Technik"
Hallo Amelia1834, vielen Dank für Deine Antwort. Es ist mir bewusst, dass ich weder der erste noch der einzige bin.
Mann kann sofort an den Spuren erkennen, ob das jemand beruflich profesionell macht oder mal gelegentlich ausprobiert. Vorletzten Dezember habe ich in der Normandie für Notre Dame bebeilt. Der Firmenbesitzer und sein Sohn sind richtig gute Bebeiler. Da verstehe ich, wenn solche eine Axt als Logo haben. Bei den meisten sollte eher ein Akkuschrauber sein. ;)
Letzten Herbst habe ich zwei Freilichtmuseen in Süddeutschland (Illerbeuren und Bad Windsheim) besucht. Immer wieder zu hoche Arbeitsböcke, sehr unsaubere, zerhackte Oberflächen. Auf alten Fotos und den Kupferstichen ist oft zu sehen, dass die Böcke niedriger waren. Es ist nicht gut, wenn in Museen so ein schlechtes Bild vermittelt wird. Besucher stellen dann klar fest: unsauber, uneffizient, teuer. Das ist schädlich.
Auf den Bildern aus Witzenhausen-Rossbach sehe ich eine Bundaxt im Einsatz. Schnell konnte ich feststellen, dass es kein ergonomisches weder effizientes Werkzeug ist. Auf dem Stamm zu stehen und von oben zu schlagen ist deutlich effektiver. Kein Wunder, dass die Schwellenhauer, die Akkordarbeit geleistet haben sich für diese Technik nicht entschieden haben.
Positives Beispiel habe ich letzten Herbst im Museumsdorf Düppel erlebt. Da gibt es einen guten Beispiel.
Viele Grüße,
Mateusz
 
Hallo Mateusz,
sehr Interssant was Du schreibst - ich habe lediglich während meiner Fortbildung zum Restaurator im Zimmererhandwerk mal einen Balken mit behauen und ich wusste bis heute nicht das es da eine Szene gibt die das öfter macht. Besteht die möglichkeit von Dir zu lernen? Bist Du auch als Dozent unterwegs? Vieleicht haben sie in Raesfeld ja auch Interesse?
beste Grüße
Florian
 
Hallo Florian,
ich bin kein Dozent, aber es besteht eine Möglichkeit für einen Austausch, wo ich auch große Interesse habe. Konzept, den ich bevorzugen würde wäre ein Auftrag für Balken Herstellung, wo man sich für einen m2 Preis einigt und da müssen die Hölzer für konkreten Zweck hergestellt werden. Da könnten einige mitmachen, die lernen möchten und bekommen Lohn dafür, was sie gemacht haben. Motiviert noch mehr um es vernünftig zu lernen.
Viele Grüße,
Mateusz
 
Hallo Mateusz,
das klingt gut - ich habe aktuell kein Projekt wo das passen würde - ich folge Dir hier jetzt auf Fachwerk.de und hoffe das ich es mitbekome wenn Du da mal was hast wo man dazu stoßen könnte.
Beste Grüße
Florian
 
Den 16-19.04 werden wir jetzt in Museumsdorf Düppel in Berlin bebeilen. 10 junge Menschen von der Jugendbauhütte werden da teilnehmen.
Da kann ich mich wieder gut mit Ludwig austauschen, was Techniken, Axttypen angeht. Es wird wahrscheinlich öfter solche Veranstaltungen in der Zukunft geben.
 
Hallo Mateusz,

Das klingt gut - ist für mich allerdings zu spontan und zu weit weg..
Ich wünsche Euch alles Gute für die Veranstaltung.

Beste Grüße

Florian
 
Thema: Bebeilte Stämme als Baumaterial

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