Altes Dach dämmen
Liebe Marita,
das ist wieder ein schönes Beispiel für Glaubenskrige im Namen Ihres Gurus, die Sie ohne Rücksicht auf den Fragesteller führen.
Ich erinnere an die Ausgangssituation:
Johannes wollte ein Dach von innen dämmen, da er den Raum als Büro nutzen will.
Er wollte wissen:
1. Ob man eine Unterspannbahn (er nennt sie Folie) einbauen kann, ohne das Dach abzudecken),
2.Ob es ein Dämmmaterial gibt, das bei Feuchtigkeit nicht schimmelt.
Hier wurde bereits geklärt, das er sicher die Anfälligkeit von Dämmmaterial gegen Pilzbefall mit holzzerstörenden Pilzen meint.
Versuchen Sie doch bitte mal selber, auf diese einfachen Fragen zu antworten, ohne Ihren Guru zu zitieren.
Und wenn Sie schon Fischers alleinseligmachende Wahrheiten verbreiten, machen Sie es richtig und nicht nach dem Motto: "ich würde mich einfach an Konrad Fischer wenden".
Wieso kneifen Sie jetzt statt eifrig selber das Fischer'sche Vollholzdach zu propagieren?
Ihr "konkreter" Vorschlag war ja (immerhin gibt es jetzt einen) " alles so lassen wie es ist".
Erinnert mich übrigens an irgendeine blöde Fernsehwerbung... "es soll alles so bleiben wie es ist".
Also soll Johannes in seinem neuen Büro auf die Unterseite der Ziegel gucken.
Prima Vorschlag.
Na gut, wer nix macht, kann keine Fehler machen.
Vielleicht ist es ja auch ein Anfang, selber endlich mit dem Denken anzufangen ohne fremde Elaborate anzubeten.
Nun zu meiner Meinung zum Vollholzdach:
Guter, einfacher Gedanke: Man nehme ein ökologisch gesundes, nachwachsendes, sorptionsfähiges, dämmendes, diffusionsoffenes.... usw. Material im dm- Bereich als Dämmung.
Theoretisch klingt das gut, aber ich bin Praktiker .
Mit so einer doch sehr theoretisierenden Idee kann ich bei der o.g. Fragestellung nichts anfangen.
Wie, verdammt noch mal, soll das Material (und welches, Pappel, Fichte, als Brett, Bohle oder Vollholzprofil) eingebaut werden?
Zwischen die Sparren?
Auf die Sparren?
Wie soll dieses Material winddicht gefügt werden?
Mit Nut- Feder- Verbindungen? Gut, vielleicht untereinander, aber was ist mit den Anschlüssen an Schornsteine, Stuhlsäulen, Giebelwände?
Selbst wenn diese immense Last (1 m² wiegen ca.45 kg pro 10 cm Dicke)von den Sparren zusätzlich mit verkraftet wird, ob das Dachtragwerk das mitmacht, wage ich zu bezweifeln.
Jetzt kommen die Fragen von Johannes ins Spiel:
Was passiert mit Wassereinbrüchen bei Schäden an der Eindeckung, Treibschnee, Schlagregen?
Wie sichere ich diese kompakte aber vor Vernässung nicht geschützte Holzmasse vor Pilzbefall? Chemie wär ja wohl nicht so gut.
Genau diese Fragen werden nicht beantwortet.
Meine persönliche Meinung zu diesem Vorschlag:
In der Altbausanierung völlig unbrauchbar, da:
-gegen die Regeln der Technik in eklatanter Weise verstoßen wird,
- die Statik unklar ist,
-die Winddichtigkeit nicht praktikabel herstellbar ist,
- der Holzschutz konstruktiv nicht gesichert ist und nur mit chemischem Holzschutz realisiert werden kann,
- Die Herstellung technisch ein Alptraum ist.
Im Altbau gibt es keinen geraden Sparren, keine exakt parallelen Hölzer, keine genau gerade Wand. Jedes Stück muß angepaßt werden, jede Ritze ist auszustopfen. Über Kondenswassereintrag lasse ich mich hier nicht aus, ich hab selber bei meinem Dachgeschoß auch keine Dampfsperre.
- Die Kosten für solch eine Fummelei selbst in Eigenleistung inakzeptabel sind.
Mein Fazit:
Wer einen Neubau von vornherein mit einem solchen Dach plant, kann mit vorgefertigten, z.B. gedübelten Vollholztafeln solche Dachschrägen einsetzen, die zugleich tragende Elemente sind.
Im Altbau so was nachträglich einsetzen zu wollen, ist hahnebüchener Blödsinn. Das ist wie den Reichstag als 1 m hohes Modell mit Streichhölzern zu bauen.
Zu Schluß meine persönlichen Erfahrungen:
Ich habe vor ca. 15 Jahren mein Dachgeschoß (EFH Baujahr 1958) selber ausgebaut, jetzt sind dort WZ, SZ, Bad.
Ich habe 100 bzw. 200 mm Mineralwolle und Gipskarton verwandt.
Raumseitig befindet sich nur im Bad eine Dampfsperre, ansonsten auf der Dämmung nur eine Winddichtigkeitsebene.
Innen bildet der Gipskarton keine Dampfsperre, aber eine Winddichtheitsebene.
Das System funktioniert fehlerfrei, nachdem ich einen Mangel an der Winddichtheitsebene an einem Dachflächenfenster beseitigt habe. Ein kleiner Spalt brachte in einem Winter schätzungsweise 20 - 30 Liter Kondenswasser in den Aufbau, die Brühe tropfte zum Teil innen herunter.
Auch dieses System ist gegen die Regeln der Technik gebaut, funktioniert aber.
Warum?
Ich habe es selber gebaut und wußte sehr wohl, worauf es ankommt.
Und ich nutze es dementsprechend im Hinblick auf mein Lüftungsverhalten und die Luftfeuchte im Raum.
Die Türen vom WZ und von SZ sind praktisch immer offen.
Deshalb empfehle ich meine Variante auch nicht.
Heute würde ich es anders machen und eine feuchteadaptive Dampfbremse einsetzen (gab es damals nicht).
Für Johannes:
Wir haben im Forum die Problematik der fehlenden Unterspannbahm schon mehrmals diskutiert, es gibt dazu einige durchaus akzeptable und machbare Lösungen, die auf den Einsatz von wasserabweisenden Holzfaserplatten als äußere Ebene basieren. Diese Platten werden gebogen eingeklemmt, um eindringendes Wasser zum Ablaufen zu bringen.
Darauf erfolgt dann eine Dämmung mit Holzfaserweichplatten, feuchteadaptiver Dampfbremse und innerer Verkleidung.
Genaueres kannst Du nachlesen, wenn Du die Suchfunktion benutzt.
An Alexander Zima:
Holzfaserweichplatten werden ohne Leimzusätze hergestellt, das holzeigene Lignin sorgt für die Verklebung.
Viele Grüße