Etwas Sachkunde zur Beratung dazu holen ist immer von Vorteil
Leider kann ich Sie nicht anreden, ich finde keinen Namen, ich hoffe es liegt nicht an mir...
Ein 500 Jahre altes Fachwerkhaus hat sicher enge Grenzen für eine Umnutzung auf unsere heutigen Wohnansprüche. Das liegt in erster Linie an den geforderten Eigenschaften der Baukonstruktion zum Gestehungszeitpunkt, denen der passende Baumeister mit dem entsprechenden Wissen seiner Zeit vorstand.
Heute dieser 500 Jahre alten Baukonstruktion die Standhaftigkeit für eine "moderne" Wohnnutzung abzuverlangen, ist wenigstens wagemutig bis nicht erreichbar.
Die nutzungsbedingten Wechselwirkungen zwischen Innen- und Außenklima in der Außenwand sind zu Vorzeiten und Jetztzeit nicht gleichzusetzen. Da die historischen Baustoffe in physikalischen und chemischen Eigenschaften diesen nutzungsbedingten Wechselbeziehungen ausgesetzt sind, unterliegen sie auch den den geänderten Einflüssen. Daran angepaßt sind auch mögliche, zu erwartende Schadwirkungen, bzw. vorbeugend deren Verhinderung.
Geänderte Einflüsse sind zuerst durch das geänderte Innenklima bedingt, durch eine heute übliche Zentralheizung (Lufterwärmung, Konvektionswärme) gegenüber der vormaligen Ofenheizung (langwellige Wärmestrahlung, Infrarot-Wärmestrahlung). Ein Innenluftklima 20° bei 55 % rel.Luftfeuchte führte bei einer unveränderten historischen Baukonstruktion überwiegend zu Schäden.
Eine heutige "Sanierung" greift da zu allerlei Klimmzügen, um den Wand und Deckenaufbau aufzudämmen. Das kann funktionieren - tut es aber nicht immer oder besser gesagt, immer öfters nicht. Ob langfristig der richtige Weg gegangen wurde, kann ich nur durch Einzelfallprüfung bewerten. Sie sollten es auch tun.
Es gibt viele Regeln zu beherzigen, dennoch zeigt die tägliche Praxis, es ist mehr zu bedenken, als nur Regeln zu beherzigen. Die meisten Baufehler sind unscheinbar und werden oft auch von fachlich versierten Baumenschen verkannt oder in der nachhaltigen Schadwirkung gänzlich unterschätzt. Das ist nichts anrüchiges, denn als Grund vermute ich ein langsam rückläufiges Grundwissen um alle Bereiche der Baukunst als Gesamtes. Da fehlt die alte Humboldt`sche Unsiversalausbildung, wie sie um die vorletzte Jahrhundertwende einen Höhepunkt fand. In vielen Bereichen der Baukunst können wir an die Grundsätze der damaligen Wissens anknüpfen. In meinem Gebiet, um die holzzerstörenden Pilze und Insekten, ist da vieles von damals noch höchst aktuell.
Da solche historischen Baukonstruktionen Jahrhunderte schadlos überdauert haben, mögen wir zuerst einmal anerkennen, das diese Baukunst als bewährt einzuordnen ist. De Bezeichnung von Fachwerk als eine "Schwachkonstruktion" ist da (noch) irreführend. Erst wenn unsere "Sanierung" hinzukommt mag dies zutreffen. Anhand vieler seinerzeit als "fachgerecht" propagierten Maßnahmen wissen wir heute, sie waren und sind nach weniger als 20 Jahren ein Armutszeugnis "moderner" Baukunst. Ich möchte da nicht ungern an die Vernichtung von Facherkhäusern unter Aufsicht und Verantwortung der "üblichen Verdächtigen" erinnern, die sogar Kriegsereignisse in der Schatten stellten.
Während die historische Fachwerkbauweise mit weniger als 10 Baustoffen zu meistern war, überschwemmt heute eine wahre zudem von niemendem verlangte Materialflut den Markt. Material, was kaum ein paar Jahre im Einsatz ist, und alle 2 Jahre neu "aufgemacht" wird. Auch der gesündeste Menschenverstand kann davon infiziert werden. Jedem sind solche Zuckerseiten geläufig, deren unangenehmere Nebenwirkungen man erst später durch Schäden am Bau kennenlernt.
Damit will ich einige Grundüberlegungen aufzeigen, wieviel Wissen in die Breite nötig ist, um eine "einfache" Konstruktion wie ein Fachwerkgebäude für eine neuzeitige Nutzung aufzubereiten. Möglicherweise kann man heraushören, daß ich der Meinung bin, das es nur bedingt möglich ist. Zu allererst ist die Abkehr vom "perfekten Rezept" nötig und die Zuwendung zum Leben, zum universalen Wissensdurst. Gerade die Fachwerkkonstruktion ist das Sinnbild eines veränderlichen Bauwerks.
Viele Grüße