So mache ich es...
Liebe Frau Beckmann,
ich selbst habe viele nützliche Informationen in Richard Niemeyers Buch "Der Lehmbau" gefunden, isb. stehen da Anhaltswerte zu Mischungsverhältnissen Lehm/Stroh usw. drin, die sich für den Lehmwellerbau (Stakenausfachung) bewährt haben. Dieses Buch ist bei Amazon.de erhältlich (ca. 10 €).
Alten und neuen Lehm (und neues Stroh) in einer Wanne mit Wasser mischen und ca. 1 Tag stehen lassen, danach durchkneten (je besser der Lehm geknetet wird, umso besser seine spätere Festigkeit). Früher hat man sowas wie beim Sauerkraut durchgestampft, ein alter Teigkneter vom Bäcker ist optimal, ansonsten eine Spatengabel bzw. einen Spaten nehmen und so sehr wie möglich die Masse ineinander arbeiten (auch die Hände nehmen!).
Ich beziehe meinen Lehm aus der Sandwäsche einer Kiesgrube bei Zwickau (Fa. Kies und Sand), das kostet 4,50 je Tonne plus Transport.
Alte Staken können Sie drinlassen (wenn sie nicht gerade vom Holzwurm zerfressen sein sollten), neue Staken mit zwei parallel auf den Balken aufgebrachten Leisten(ca. 2cm Abstand, entsprechend der Dicke der neuen Staken) längs auf den Holzbalken nageln und die Stakenenden zwischen diese Leisten seitlich einschlagen und so verklemmen. Es reicht wenn diese straff handfest sitzen.
Der neu angemachte Stroh-Lehm sollte von einer Seite auf die Staken geworfen werden (ja, das macht Spaß!) und dann von der anderen Seite wieder mit Lehm beworfen und so verrieben werden, das die Strohhalme durch die Staken eine Verbindung der beiden Lehmhälften gewährleisten (das ist die ursprüngliche Form unserer ach so modernen Faserverbundwerkstoffe).
Darauf muss noch ein Grund- (Lehm-Sand-Häckselstroh-Gemisch) und ein Deckputz (Lehm-Sand-Gemisch) aufgebracht werden. Bei den Putzen sollten Sie entweder Versuche mit verschiedenen Mischungsverhältnissen (siehe Buch) oder Fertigputze (z. B. Claytec) verwenden. Die Versuche sollen im optimalen Fall auf dem Deckputz nach dem Trocknen (lassen Sie sich mehrere Wochen Zeit) keine Risse und im Grundputz nur geringfügige Risse zeigen. Ein optimaler Sand ist Estrichlegersand.
Das Fachwerk an den Stellen wo der Lehm anliegt nicht behandeln, hier übernimmt der Lehm eine Konservierungsfunktion. An den offenen Seiten des Fachwerks einen Anstrich aus Leinöl aufbringen (zur besseren Haltbarkeit soll Teebaum- oder Palmöl zugegeben werden, da habe ich aber keine Erfahrung). Bitte niemals einen diffussionsdichten Anstrich! Gute Tips werden Sie im Naturfarbenhandel bekommen.
Noch ein Tip zum schluß: Reden Sie mit möglichst vielen Leuten, fragen Sie nach deren Meinungen, denken Sie ein bischen mit dem Kopf und umso mehr mit dem Bauch und finden Sie einen für Sie richtig erscheinenden Weg. Ruhig mal das Denkmalamt anrufen und nach Fachleuten fragen, und wenn Sie Angst vorm Denkmalschutz haben, dann einfach am Telefon anonym bleiben. Mir hat das Denkmalamt bisher übrigens nur geholfen (und nicht wie ich anfänglich dachte, Steine in den Weg gelegt).
Ich selbst war überrascht wie viele hilfsbereite Fachleute es gibt, und man merkt recht schnell das die Lehmbauer eine Art länderübergreifendes unbewußtes Netzwerk sind.
Viel Erfolg und melden Sie sich ruhig wenn Sie weitere Fragen haben!