Erfahrungen mit Heizleisten (von Konrad Fischer)
Vielen Dank für den interessanten Erfahrungsbericht, der den eigenen Horizont erweitert.
Zu den beschriebenen Sachverhalten ergeben sich natürlich interessante Fragen:
"Ich kenne beide Methoden von eigenen Projekten. Die Sache mit der erhöhten Verstaubung habe ich selbst an eigenen und fremden Projekten erlebt, deswegen bin ich davon nicht mehr so begeistert. Nun - vielleicht haben wir da wieder mal alles falsch gemacht und die Kollegen auch, vielleicht ist inzwischen alles besser konstruiert - kann durchaus sein, ich weiß es nicht genau."
Erhöhte Verstaubung ist natürlich unerfreulich und dämpft eine Begeisterung. Man muss dafür auch nicht alles falsch gemacht haben, es könnte auch nur eine Kleinigkeit sein. Sicher tritt sie auf bei zu geringem Bodenabstand, wie von mir selbst bei einem früheren, nicht mehr am Markt befindlichen Fabrikat beobachtet. Eisenschink hat ja selbst, wie auf seiner Homepage nachzulesen, ursprünglich Streifen über seinen Lamellen beobachtet, was zu dem Deckbrett mit raumseitigen Luftaustrittsschlitz führte, der die Temperturunterschiede innerhalb der Strömung ausgleicht.
Es wäre interessant, sich diese weniger zufriedenstellenden Konstruktionen im Detail anzusehen und ev. Ursachen auzumachen. Mir ist im Laufe der (relativ kurzen) Zeit schon das Eine oder Andere an Unzukömmlichkeiten einzelner Konstruktionen zugetragen worden, Verstaubung war aber nicht dabei. Zusammen mit einem Kunden wollen wir jetzt beobachten, ob bei meinen Heizregistern, die seitlich geschlossen sind und daher weniger Strömungsanisotropie aufweisen sollten, eine Ausführungsform mit wandseitigem Luftschlitz möglich ist, ohne dass dabei eine Verstaubung auftritt.
"Und ehrlicherweise habe ich zuhaues auch eine Strecke von zwei Meter offenes Rohr im Zuleitunsgbereich des Dachgeschosses, an der wg. großer Rohrlänge des Kreislaufes und entsprechend hohen Vorlauftemperaturen etwas Verstaubungsschlieren an der Wand auftreten, es ist nach meiner Meinung also abhängig von der Vorlauftemperatur. Inzwischen machen wir kleinere Heizkreise und etwas mehr Strahlplatten, da ist es bisher nicht vorgekommen, da diese mit weniger Temperatur zufrieden sind."
Hier wäre der Bodenabstand des besagten Rohres interessant und was "hohe Vorlauftemperatur" in Grad bedeutet.
"Dennoch gravierender Unterschied der Baseboards: Sie sind, was die direkte Strahlungsabgabe betrifft, in Richtung Wand meist durch Abdeckungselemente "verschattet", sodaß der auch durch die Gerippe verstärkte Konvektionsanteil maßgeblich ist. Aber vielleicht gibt es auch hier was Neues mit nach oben offener ungebremster Abstrahlung? Kann ja sein."
Gut, die konstruktive Idee der Heizleiste ist es, Wärme konvektiv auf die darüber befindliche Wand zu transportieren, deren erhöhte Oberflächentemperatur wir dann wahrnehmen, im Prinzip wie die Sonnenstrahlen. Es wäre auch keine große Änderung, die "Verschattung" zu vermeiden, es ist nur nicht klar, ob dies nötig ist, wenn sonst keine (nennenswerte) Verstaubung auftritt.
Betr. Luftabriß: Mag schon sein, daß man direkt über der 35grädigen Heizleiste was spürt, es dürfte aber m.E. schon sehr auf den Temperaturgrad ankommen, wie hoch so ein Warmluftstrom gelangt, oder? er muß ja Tonnagen Luftdruck überwinden können und beim Hochsteigen verliert er deutlich Energie und Wärme. Im Mikrobereich wird bestimmt auch die Luft über 1 K OF-Temperatur etwas bewegt und steigen, doch nur wie hoch?
Sicher, der erwärmte Luftstrom steigt und verliert seinen Auftrieb mit zunehmender Abgabe seiner Wärmeenergie an die Wand (und angrenzende Luftmassen). Mit zunehmender Erhöhung der Wandobeflächentemperatur, die ein Sinken der Temperaturdifferenz bedeutet, kommt er natürlich weiter hinauf, bis sich ein stabiles Gleichgewicht zwischen zugeführter und abfließender Wärmemenge erreicht ist (oder das Thermosat abdreht). Das findet alles bei sehr kleinen Strömungsgeschwindigkeiten statt. Jedenfalls soll der Luftstrom die Decke nicht erreichen, weil sonst würde das System übergehen in ein Heizen mit massiver Luftumwälzung wie bei den gängigen Heizkörpern, was ja vermieden werden soll.
"Ja, es gäbe viel zu tun für die moderne Bauforschung."
Da kann ich Ihnen nur aus ganzem Herzen beipflichten. Als Quereinsteiger, der zu dieser Sache kam wie die berühmte "Jungfrau zum Kind", wundert man sich, was so alles an Grundlegendem in der Branche nicht gewusst bzw. verstanden wird, und ist dann heilfroh, wenn man auf Informationquellen wie die Ihre stößt, um handfeste Sachinformationen zu erhalten. Dafür hier mein persönlicher aufrichtiger Dank.