Fehlbodenschüttung erneuern

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Tilman

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Hallo,

wir haben uns diesen Sommer ein typisches Allgäuer Bauernhaus mit großer Tenne gekauft. Das Haus wurde Anfang 1900 erbaut und ist noch weitgehend in Originalzustand.

Das Wohnhaus hat zwei Stockwerke, einen in den 70ern provisorisch ausgebauten Dachboden und ca. 60qm Grundfläche. Die Schüttung im Dachboden besteht aus Schafswolle, Spreu und einem guten Anteil Mäusekot. Im Stockwerk darunter ist in zwei Räumen Schlacke im Boden, allerdings extrem verstaubt.

Aus brandschutztechnischen und gesundheitlichen Gründen gehört das Wolle/Spreu/Kot-Gemisch in meinen Augen unbedingt ersetzt. Ob die Schlacke in den zwei Räumen wirklich erhaltenswert ist, wenn man alle anderen Schüttungen ersetzt, halte ich für fraglich.

Da uns ein gutes Raumklima wichtig ist, Trittschalldämmung dagegen weniger (wir bewohnen das Haus nur zu zweit), habe ich mich für Liapor als neue Schüttung entschieden. Die alte Dielung ist bereits teilweise geöffnet und soll wiederverwendet werden.

Nun haben wir festgestellt, dass die Weichholzbalken in wunderschönem Zustand sind und da die Decken überwiegend eh sarniert werden müssten (Schilfputzträger löst sich von den Holzbrettern, so dass Teile der Decke durchhängen) haben wir uns in die Idee verliebt, den alten Putzträger restlos zu entfernen und neue Decken zwischen den Balken zu setzen. Dabei würden wir gerne möglichst viel Balkenhöhe freilegen.

Momentan liegt die Schüttung auf 4cm starken Einschüben, die auf 3cm hohen Leisten ruhen. Der Balkenabstand ist im Schnitt 60cm. Das halte ich angesichts des geringen Gewichts der Schüttung für ziemlich übertrieben, oder gibt es mir unbekannte Gründe für die massiven Einschübe?

Um Raumhöhe zwischen den Balken zu gewinnen, würde ich gerne 2cm starke Einschübe auf 2cm starken Leisten anbringen. Ich denke, das ist für eine Liapor-Schüttung mit weniger als 10cm Höhe ausreichend stabil.

Welche Höhe sollte die Schüttung mindestens haben, damit sie einen Sinn macht? Und wie könnte man die Decke unter den Einschüben möglichst platzsparend aufbauen?

Und wenn ich schon am fragen bin: Sollte man für Liapor einen Rieselschutz einplanen oder ist das überflüssig?

Grüße
Tilman
 
Deckenaufbau

Das die Schafwollefüllung erst mal raus muß ist richtig. So etwas hat in einer Geschoßdecke nichts zu suchen.

Die Schüttung in Holzbalkendecken hat wichtige Funktionen zu erfüllen.
Die Last aus der schweren Füllung spannt die Decke vor, mindert Schwingungen und dämpft Körper- und Luftschall. Durch den Einbau wird die Decke luftdicht, das mindert Brandgefahr durch Rauch- und Flammenüberschlag. Die unterseitige Deckenbekleidung dient dem selben Zweck, Luftdichtigkeit, Schallschutz und Brandsicherheit.
Bei Nutzung als EFH durch Sie selbst ist Brandschutz nicht zwingend vorgeschrieben auch kein Schallschutz.
Schwingungsdämpfung kann man auch durch Auflast von oben erzielen.
 
Bodenschüttung

Wie wäre es mit einer Hanf-Lehm-Schallschüttung oder einer
Lehm-Trockenschüttung ?
Würde meiner Ansicht nach perfekt zu Ihrem Projekt passen.

Mit freundlichen Grüßen

GFM
C. Heinrich
 
Liapor oder trockener Sand

Wir haben vorwiegend Liapor verwendet, der Schallschutz scheint für unsere Zwecke brauchbar. Wir haben neue Einschübe aus 15 mm OSB Verlegeplatten eingesetzt, und bei Bedarf etwas abgeklebt, sonst kein Rieselschutz.

Wenn cm gespart werden sollen, würde ich trockenen Sand mit Rieselschutz vorschlagen.

2 cm starke Leisten sind zu filigran, das frisst zu viel Zeit für vorbohren usw.

Wenn wirklich ein Maximum der Balken sichtbar sein soll, könnte man den Einschub auch von unten anschrauben, aber auch eine mühselige Angelegenheit.
 
Sichtbare Holzbalkendecke

Wenn Schallschutz ohnehin nicht wichtig ist und man nur zu Zweit dort wohnt könnte der Einschub entfallen und die Dielen auf die Balken geschraubt werden.
Allerdings hört man dann jeden Schritt und schon jedes leise Geräusch.
Auch für Besucher evt irritierend.
Zur Verbesserung können dickere Teppiche aufgelegt werden.

Wenn Schallschutz gewünscht und Deckenhöhe erhalten bleiben soll, kein Liapor sondern trockenen, möglichst geglühten feinen Sand verwenden.
Der hat aufgrund des ca 4 x höheren Gewichts (etwa 1800 kg/m3)und kleinerer Korngröße ein viel besseres Schalldämpfungsvermögen.

Wenn die Balken gerade sind können winkelige Metallprofile (ca 20/20 oder 30/30 o.ä.) an die Balken geschraubt und der Einschub lose darauf gelegt werden.
Verzinkung ist nur im Bad empfehlenswert- ggf streichen
Ggf auf den waagerechten Schenkel Vorlegeband oder besser Schalldämm-Gummiprofile auflegen und darauf lose den Einschub.
Je nach gewünschter Optik so lassen oder darunter mit Gipsfaserplatte abdecken.

Außer bei plattenförmigem Einschub generell Rieselschutzpapier verwenden.

Wenn Holzauflagerleisten für den Einschub verwendet werden sollen besser mind. Dachlattenstärke (24/48 mm) nehmen, die auch am günstigsten sind.
Der Hohlraum darunter könnte mit Holzfaserplatten ausgefüllt werden, die auch eine relativ gute Schalldämmung haben (die im Naßverfahren hergestellten sind diesbezüglich wegen wesentlich höherer Dichte besser als die im Trockenverfahren hergestellten)

Andreas Teich
 
Überlegungen

Danke für die Antworten. Die Idee mit den Winkelprofilen aus Metall kamen mir ebenfalls bereits. Das würde fast die komplette Höhe der Leisten einsparen und ich müsste keinen weiteren Hohlraum mehr füllen, um ungebetenen Gästen keinen Raum mehr zu geben. Aktuell hat da schon wieder mindestens eine Maus ihr Winterquartier bezogen.

Nun stellt sich mir noch die Frage nach der richtigen Verkleidung von unten. Rigips geht schnell und einfach, doch verringere ich damit nicht die Atmungsaktivität des Hauses? Ich vermute, eine ordentlich verputzte Decke wäre vorteilhafter, oder irre ich da?

Auch wenn Trittschallschutz eher nebensächlich ist: Bisher war die Dielung direkt auf die Balken genagelt. Gibt es einfache Maßnahmen ohne schwimmender Verlegung auf Trittschallschutz, um die Dielen akustisch ein wenig zu entkoppeln (z.B. Filz oder Kork unterlegen)? Oder würde die Maßnahme durch das Vernageln wieder nutzlos?
 
Deckenaufbau

Gipsfaserplatten wären etwas vorteilhafter als Gipskartonplatten und können verputzt werden, wenn das aus gestalterischen Gründen gewünscht wird.
Innerhalb des Gebäudes sind bauphysikalische Eigenschaften nicht in dem Maße erforderlich- Tauwasser fällt nicht an, Luftaustausch ist unnötig.

Zur Schalldämmung bringt nur komplette Trennung eine Verbesserung.
Jede durchgehende Schraube macht schalldämpfende Zwischenlagen sinnlos.
Entweder richtig trennen oder gar nicht.
Allenfalls können auf die Balken Filz-, Kokos-,Gummiauflager etc gelegt werden auf denen die Dielen lose aufliegen.
In den Zwischenfeldern können unter den Dielen Begleitlatten zur Befestigung der Dielen schwimmend mitgeführt werden.
Das funktioniert aber nur wenn die Balkenlage eben ist und keine Aussteifung durch Scheibenausbildung des Bodens notwendig ist.

Andreas Teich
 
fachwerk-I17865_2015111621426.gifLösungsansatz

Das wäre jetzt mein Lösungsansatz (von oben nach unten):

- Dielung schwimmend auf Filzband mit Begleitlattung verbunden
- Liapor-Schüttung, ca.10cm hoch
- Einschübe aus OSB auf Winkelprofilen mit Filzauflagen
- Gipsfaserplatten

Der geringe Platz zwischen Einschub und Decke würde bedeuten, die Leerrohre für die Deckenlampen durch die Schüttung zu legen. Sieht darin irgendjemand einen Nachteil?
 
Filz ?

Teuer, und wahrscheinlich minimaler Effekt. Dielen direkt auf die Balken schrauben ist einfacher (und immer noch genug Arbeit).

Wie sollen die Gipsfaserplatten befestigt werden ? An den Winkelprofilen ? Geht das mit handelsüblichen Schnellbauschrauben ? Ich würde bei Holz bleiben...

Die Leerrohre in der Schüttung finde ich unproblematisch, müssen nur gut befestigt und abgeklebt werden.
 
Deckenaufbau

Wenn ihr Mäuse habt besser keinen Filz nehmen, den die gerne zum Nestbau verwenden. Gummigranulatstreifen oä wären nicht ganz so attraktiv.
Die Trennschicht auf den Balken nur auflegen/kleben- nicht Nageln/Schrauben/Tackern, um nicht die Schalldämmung zu ruinieren.

Zur Schalldämmung der Felder wäre Sand besser, da aufgrund vielfach höheren Gewichts und der kleineren Korngröße eine wesentlich bessere Dämpfung zustande kommt.
Gegen Mäuse könnte Weißkalk untergemischt oder eine dünne Schicht oben darauf aufgebracht werden.
Leerrohre sind bei Abklebung der Öffnungen kein Problem- bei Verwendung von Wandlampen würde die Arbeit aber entfallen können.

Andreas Teich
 
Deckenaufbau

Danke, das mit dem Gummi macht Sinn, auch wenn ich mir erhoffe, die Hohlräume in den Böden soweit auffüllen zu können, dass es dort gar keinen Platz mehr für Mäuse gibt. Zudem erhoffe ich mir, nach dem Öffnen aller Böden den Eingang zu finden.

Dass die Dämpfungsstreifen nur aufgeklebt sein dürfen, war mir schon klar. Dennoch danke für den Hinweis.

Leerrohre werden zwar in einigen Zimmern auch für Wandlampen gesetzt, doch grundsätzlich sollte jedes Zimmer auch Rohre für Deckenbeleuchtungen erhalten. Wenn ich schon die komplette Elektrik erneuere, sollte sie auch möglichst viele Eventualitäten in der Zukunft berücksichtigen. Ich lege lieber jetzt ein paar Rohre zuviel, als später eins zu wenig zu haben.

Trittschalldämmung ist wie gesagt keine wirkliche Priorität. In dem Haus knarzt, knackt und poltert eh vieles, doch das gibt ihm auch einen gewissen Flair. In der Regel leben wir hier nur zu zweit und Kinderbesuch ist extrem selten. Zudem wird hier spätestens nach Sarnierung der Dielen eh nur mit Hausschuhen gelaufen.

Für Liapor hatte ich mich wegen der guten Kapillarwirkung und Wärmespeicherung entschieden. Ob die Blähtonkügelchen tatsächlich in der Lage sind, auch die Raumluft zu filtern, indem sie Partikel durch ihre Kapillarwirkung aufnehmen, mag ich nicht beurteilen, doch es klingt zumindest nicht unplausibel.

Welche Vorteile hätte ich denn abgesehen von der Trittschalldämmung vom Sand, insbesondere im Vergleich zu Liapor?
 
Vorteile Sand statt Liapor/Perlite

Sand ist erheblich günstiger
Sand ist mind 4 x schwerer und hat auch aufgrund kleineren Korndurchmessers ein wesentlich besseres Dämpfungsvermögen.

Das Wärmespeichervermögen (C-Wert) ist auf das Volumen bezogen bei Sand mind. 300 % besser.

Sand ist auch kapillaraktiv, was hier aber unnötig ist, da
kein Temperaturgefälle oder Druckausgleich besteht.

Daher ist bei Liapor ( oder einer anderen Deckenfüllung)keine Luftreinigung möglich, da verbrauchte Luft nicht durch die Fußbodenkonstruktion gepreßt wird, wie es zB beim Sandfilter im Schwimmbad der Fall ist.

Liapor hat gegenüber Sand Vorteile, wenn ein besseres Dämmvermögen benötigt wird, was aber innerhalb des Hauses nicht der Fall ist oder gute Verdichtungsmöglichkeit und Setzungssicherheit- was hier auch nicht benötigt wird.

Eine relativ gute schalldämmende Wirkung haben im Naßverfahren hergestellte, schwere Holzfaserplatten, wenn sie gemnau eingepaßt werden oder Fugen mit Sand ausgefüllt werden.
Der Sand sollte geglüht sein und kann ggf gegen Schädlinge mit Kalkhydrat vermischt oder dieses aufgestreut werden.

Andreas Teich
 
Thema: Fehlbodenschüttung erneuern

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