Der Energieausweis.
Wer braucht das gute Stück? Niemand! Zunächst natürlich nur.
Im großen Bereich der Einfamilienhäuser wird der Energieausweis erst interessant, wenn das Haus wieder verkauft werden soll. Da will ich jetzt gar nicht weiter darauf eingehen, wer wann was braucht, das wurde ja ausreichend diskutiert.
Ob der Energieausweis beim Verkauf überhaupt ein Verkaufsargument sein wird, wird die Zukunft beweisen, denn inhaltlich ist der derzeitige Ausweis für Laien kaum nachzuvollziehen und – außer im direkten Vergleich - zudem noch recht aussagelos.
Da inzwischen noch nicht jeder, in Kürze aber viele die den Ausweis benötigen, wissen werden, dass man sich die Dinger schon jetzt für 9,99 € im Internet bestellen kann, ohne dass je ein Berater das Haus gesehen hat, wird über die Seriosität und das Verkaufsargument noch zu diskutieren sein – das ist genau betrachtet somit schon jetzt hinfällig.
Letztendlich ist das ein verwerfliches Papier, das nur Geld kostet und zu enormen Streitigkeiten zwischen Mieter und Vermieter führt. Wenn ich also als Vermieter meinem potenziellen Mieter einen Ausweis zugängig mache, sehe ich doch zu, bei der Berechnung einen kälteliebenden, duschfaulen und stets die Fenster schließenden Mustermieter zu berechnen, die Daten im Internet einzutippen und für laues Geld ein schickes Papier im grünen Bereich zu erhalten. Wenn später die Gasabrechnung höher ist, liegt das natürlich am Nutzerverhalten, oder den zu geringen solaren Gewinnen in diesem Jahr
)
Das die Ausweise Pflicht werden weiß jeder und für so manche seriöse, am Bau beteiligte Handwerker gilt es als Selbstverständlichkeit, den Ausweis auszustellen ohne auch nur einen Cent dafür zu nehmen.
Auch auf die Gefahr hin, dass man über mich herfällt: Für einige am "Markt" agierende ist das zumindest im Moment eine gute Einnahmequelle. In Wiesbaden war zu beobachten, wie - drückerkollonenähnlich - sog. Energieberater durch Reihenhaussiedlungen ziehen und den ahnungslosen Eigentümern die bunten Papierfahnen mit dem Hinweis verkaufen, dass der Energieausweis ab 2008 Pflicht sei – bei neugebauten und bei alten Häusern genauso; ohne Hinweis auf Vermiet- oder Verkaufsabsichten.
Da ich selbst einige Altbauwohnungen besitze kann ich sagen, dass man da als Vermieter hin- und hergerissen ist ... (nehme ich nun die 9,99 € Variante oder die präzise für 500 €, die letztlich klarstellen könnte, das mein Gebäude in einem miserablen Zustand ist? Außerdem erfahre ich das erst im Nachhinein)
Letztlich werde ich die ausführliche und für Laien vollkommen unverständliche Berechnung meinen Mietern zur Verfügung stellen, um zu beweisen, das mein Haus im "grünen Bereich" liegt. Ich freue mich schon auf die Diskussionen über die Quadratmeterangaben der Wohnungen ...
Gruß aus Wiesbaden,
Christoph Kornmayer