Ein alter Jugendfreund …
… den ich unlängst per Zufall wieder traf, berichtete mir ganz stolz von seinem absolut krisensicheren Geschäftsmodell:
Eine Seilschaft von Uni-Professoren, geneigten Firmen, die mit der Universität über ein sogenanntes "Engineering Unit" verbunden sind (treten als eine Art Uni-Sponsor auf, lassen sich wissenschaftlichen Nachwuchs heranzüchten, Outcourcing von Forschung und Entwicklung an die, für die Firmen preisgünstige Uni) und seinem Ingenieurbüro schanzt sich gegenseitig Aufträge zu. Uni-Profs sind an externem Ingenieurbüro finanziell beteiligt. O.g. Auftragsstudien der Wirtschaft werden größtenteils an Uni-Instituten abgewickelt, übers Ingenieurbüro abgerechnet und alle (bis auf die Steuerzahler) verdienen gut dran.
Da diese Partnerschaften aus Gründen politischer Vorgaben und angeblich knapper Kassen seit vielen Jahren unkritisch positiv gesehen werden, schaut man nicht mehr so genau hin, wer da überhaupt für wen forscht. Die Medien, insbesondere der zum Boulevard verkommene SPIEGEL, freuen sich über ein paar reißerische Schlagzeilen und die auftraggebenden Verbände über längerfristige Umsatzentwicklung.
Auf der Strecke bleiben bei dieser Art wissenschftlicher Prostitution nicht nur die Freiheit von Forschung und Lehre und die allgemeine wissenschaftliche Reputation der Universitäten, sondern auch für die Kosten gilt: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.
Es ist doch für die Firmen viel billiger, an Universitäten von Studenten forschen zu lassen, als im eigenen Labor von angestellten Wissenschaftlern, selbst wenn diese nur "Trainees" der Generation Praktikum sind. Auf viele Rezipienten wirken Studien von Universitäten obendrein nach wie vor seriöser und vor allem neutraler als die tendenziösen Auftragsstudien, die es in Wirklichkeit meist sind.