Rückblick: 4. Parlamentarischer Abend der Bundesinitiative "jetzt!"

Diskutiere Rückblick: 4. Parlamentarischer Abend der Bundesinitiative "jetzt!" im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Die staatlichen Förderprogramme müssen weiter ausgebaut und verbessert werden, forderte Günther Volz, Vorstandsvorsitzender der Bundesinitiative...
F

Fachwerk.de

Beiträge
6.432
Die
staatlichen Förderprogramme müssen weiter ausgebaut und verbessert werden,
forderte Günther Volz, Vorstandsvorsitzender der Bundesinitiative "jetzt!" auf
dem 4. Parlamentarischen Abend der Initiative. Denn dass die energetische
Sanierung des Gebäudebestandes aus umweltpolitischer und gesamtwirtschaftlicher
Sicht sinnvoll ist, darüber waren sich die Referenten und das Auditorium einig.
Unter dem Titel "Jobmaschine energetische Gebäudesanierung - Thema für den
Staat?" kamen am 1. Dezember in Berlin rund 80 Gäste aus Wirtschaft, Forschung
und Verwaltung mit Parlamentariern aller Fraktionen zusammen.



<center>



</center>



Referenten und Gäste diskutierten energetische Einsparpotenziale
im Gebäudebestand, Effekte staatlicher Förderprogramme und Beispiele für
ökonomische und ökologische Erfolge energetischer Sanierung. "Wir müssen das
Thema 'energetische Gebäudesanierung' weiter im Fokus des politischen Interesses
halten. Klimaschutz und Energiesparen sind schließlich eine langfristige
Aufgabe", appellierte Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Schirmherr der
Bundesinitiative "jetzt!", in seiner Begrüßung.



Neues KfW-Programm ab 2005



Werner Genter, Leiter der KfW Niederlassung Berlin,
prognostizierte bis 2050 in Deutschland rund 137 Milliarden Euro Schäden durch
die globale Erwärmung. Der Hauptverursacher des Treibhauseffektes ist
Kohlendioxid. Doch nach wie vor bestehe in Deutschland erhebliches CO<span style="font-size: 10px">2</span>-Minderungspotenzial.
Ab 2005 fasst die KfW die Förderung u. a. zur Energieeinsparung und CO<span style="font-size: 10px">2</span>-Minderung
im neuen Programm "Wohnraum Modernisieren" zusammen. Die Förderbank erwartet bis
Ende 2005 eine CO<span style="font-size: 10px">2</span>-Reduktion um rund 4,0
Millionen Tonnen. Mit deutlichen Arbeitsmarkt-Effekten: Allein 2004 haben die CO<span style="font-size: 10px">2</span>-Minderungsinvestitionen
rund 70.000 Arbeitsplätze in der mittelständischen Bauwirtschaft und dem
Handwerk gesichert.



<center>



<img border="1" src="http://www.baulinks.de/webplugin/2004/i/1717-jetzt2.jpg" vspace="2">

<span style="font-size: 10px">Im Gespräch: v.l.n.r. Hans-Dieter Hegner (BMVBW),
Hiltrud Relecker (Verband Beratender Ingenieure), Günther Volz
(Vorstandsvorsitzender der Bundesinitiative "jetzt!"), Bernd Kramer
(Interpane Glas Industrie AG).</span>
<hr>

</center>



Professor Manfred Kleemann vom Forschungszentrum Jülich belegte
anhand einer Studie seines Instituts die Wirksamkeit der KfW-Programme zur CO<span style="font-size: 10px">2</span>-Minderung:
Für die Laufzeit der Programme ergibt sich bis Ende 2004 eine kumulierte
jährliche Netto-Einsparung von rund 3,0 Millionen Tonnen pro Jahr. Dabei seien
mit den bisher sanierten knapp 70 Millionen Quadratmetern Wohnfläche erst etwa
zwei Prozent des Gebäudebestandes in Angriff genommen worden. Ein enormes
Potenzial - auch für den Arbeitsmarkt: Nach Angaben Kleemanns haben allein das
KfW-CO<span style="font-size: 10px">2</span>-Minderungs- und das CO<span style="font-size: 10px">2</span>-Gebäudesanierungs-Programm
bis 2004 rund 41.800 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert, etwa zwei Drittel
davon im Baugewerbe. Dennoch, so Kleemann, müsse die Form der Förderung
überdacht werden: "Günstige Darlehen sind für diejenigen Hausbesitzer
unattraktiv, die gar keine Schulden machen wollen." Ein direkter Zuschuss sei
daher die effizientere Alternative.



Europäische Richtlinie: Investitionen zu erwarten



Professor Rainer Hirschberg, Präsidiumsmitglied des VDI (Verein
Deutscher Ingenieure), verwies auf die Bedeutung der neuen EU-Richtlinie "Energy
performance of buildings", die am 1. Januar 2006 in Kraft tritt. Sie soll die
Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden verbessern, indem sie einen umfassenden
Ansatz zur Realisierung der enormen Einsparpotenziale vorsieht. Von der
Gebäudehülle über innovative technische Ausrüstung bis zur Elektrotechnik,
Gebäudeautomation, Beleuchtung und Tageslichtnutzung müssen verschiedene
Parameter in die Energieeffizienz eines Gebäudes eingebracht werden. Das
Potenzial für die CO<span style="font-size: 10px">2</span>-Reduktion in
Deutschland bezifferte Hirschberg auf rund 25 Millionen Tonnen pro Jahr. Dieses
könne, trotz leerer öffentlicher Kassen, etwa durch die Mobilisierung privaten
Kapitals mit einem geschätzten Auftragsvolumen von ca. 18 Milliarden Euro (z. B.
über Contracting) gehoben werden. Hirschberg forderte, im Zusammenhang mit dem
Gebäudeenergiepass dringend Anreize für qualifizierte Energieberatung zu
schaffen.



Vision der "2.000 Watt pro Kopf-Gesellschaft"



Professor Gerd Hauser von der Gesellschaft für Rationelle
Energieverwendung GRE entwarf eine Vision: Ziel könne die "2.000 Watt pro
Kopf-Gesellschaft" sein. Derzeit, so Hauser, liege der umgerechnete
Energieverbrauch pro Jahr eines jeden Deutschen bei rund 5.500 Watt. Bis 2050
müsse er auf 2.000 Watt sinken. Diese langfristige Zielvorgabe gebe der
Gesellschaft, ähnlich wie bei anderen Visionen (Mondflug), Orientierung und
ermögliche so Bewusstseinswandel. Werde dieser von rechtlichen Anforderungen
begleitet, würden Energieeinsparmaßnahmen verstärkt realisiert. Die Zielvorgabe
"2.000 Watt pro Person" bezeichnete Hauser als "den besten Indikator".



Harald Gmeiner vom Energieinstitut Vorarlberg stellte das
Fördermodell "Ökologischer Wohnbau" des österreichischen Bundeslandes vor. Dort
werden für den ökologischen Wert einer Baumaßnahme - im Neubau wie in der
Sanierung - Punkte vergeben. Die erreichte Punktzahl bestimmt in einem
vierstufigen System die Höhe der Förderung (Zuschuss bei Sanierung bzw.
zinsgünstige Darlehen für den Neubau). Nach Berechnungen seines Instituts werden
so auch wirtschaftliche Effekte erzielt: Steigt die Sanierungsrate in Vorarlberg
von derzeit 0,5 auf 2,0 Prozent, dann steigen auch die Investitionen um jährlich
530 Millionen Euro.



<center>



<img border="1" src="http://www.baulinks.de/webplugin/2004/i/1717-jetzt3.jpg" vspace="2">

<span style="font-size: 10px">Referenten des 4. Parlamentarischen Abends und
Vorstandsmitglieder der Bundesinitiative "jetzt!": v.l.n.r. Prof. Dr. Gerd
Hauser (Gesellschaft für Rationelle Energieverwendung GRE), Harald Gmeiner
(Energieinstitut Vorarlberg), Rainer Walk (Vorstand Finanzen), Günther Volz
(Vorstandsvorsitzender), Werner Genter (KfW Niederlassung Berlin), Prof. Dr.
Rainer Hirschberg (Präsidiumsmitglied Verein Deutscher Ingenieure e. V.),
Prof. Dr. Manfred Kleemann (Forschungszentrum Jülich), Werner Dörflinger
(Vorstand Kommunikation).</span>
<hr>

</center>



In der anschließenden Diskussion wurde deutlich: Sowohl die
enormen Einsparpotenziale als auch die Fördermöglichkeiten müssen stärker als
bisher kommuniziert werden. Felicitas Kraus von der Deutschen Energieagentur (dena)
hob die positiven Effekte des Gebäudeenergiepasses hervor. Er reguliere den
Wettbewerb um Mieter und Käufer von Immobilien und könne so wesentlich als
Anreizinstrument zu verstärkten Investitionen in Modernisierung und Sanierung
beitragen.



Franziska Eichstädt-Bohlig, bau- und wohnungspolitische
Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, bezeichnete die
Förderprogramme zur Gebäudesanierung als wichtigen Beitrag zur Sicherung von
Arbeitsplätzen in der Bauwirtschaft. Sie kündigte an, sich auch für die
Anschlussförderung nach 2005 für das CO<span style="font-size: 10px">2</span>-Gebäudesanierungsprogramm
einzusetzen. Ingenieure und Architekten mahnten qualifizierte Energieberatung
und verlässliche, bedarfsorientierte Energiepässe an, um die gesteckten
Klimaschutzziele erfüllen zu können.



Werner Dörflinger, "jetzt!"-Vorstand und MdB a. D., bekräftigte
abschließend, dass die staatliche Förderung energetischer Gebäudesanierung den
Finanzminister unter dem Strich kein Geld kostet. "Durch mehr Beschäftigung und
Steuer-Mehreinnahmen zieht er im Gegenteil Vorteile daraus", so Dörflinger.



<div align='right'>Siehe auch:

"jetzt!" Bundesinitiative Zukunftsorientierte Gebäudemodernisierung e.V.
</div>
 
Thema: Rückblick: 4. Parlamentarischer Abend der Bundesinitiative "jetzt!"

Ähnliche Themen

F
Antworten
0
Aufrufe
795
Fachwerk.de
F
G
Antworten
2
Aufrufe
306
M. Mattonet
M. Mattonet
D
Antworten
3
Aufrufe
647
Danilo Conraths
D
Zurück
Oben