Außenputz
Hallo Avarena,
die Fachwerkfelder im oberen Bereich nur auszuputzen wird immer ein Mangelpotential beinhalten.
Man kann grundsätzlich die Grünlinge mit einem mineralischen mehrlagigen Außenputz versehen (siehe Florian Kurz) wobei ich zur Sicherheit noch eine mechanische Putzverankerung mit Ziegeldraht o.ä. empfehle.
Bei genauerem Hinsehen sind die Steine einige mm abgewittert, das deutet auf eine erhöhte Schlagregenbelastung hin.
Die Schwachstelle der Konstruktion wird nicht der Putz sein sondern die Fuge zwischen Putz und Gefachholz.
Hier besteht die Gefahr das Regenwasser eindringt, den Lehm zum Quellen bringt und dann zu Kantenabsprengungen am Putz führt. Bei gebrannten Steinen und Kalkmörtel in den Fugen besteht diese Gefahr nicht, es bleibt dann "nur" noch die übliche Gefahr der Holzauffeuchtung und -zerstörung.
Deshalb sollte bei erhöhter Schlagregenbelastung grundsätzlich kein Sichtfachwerk ausgeführt werden, schon gar nicht mit Lehmausfachung.
Dazu kommt noch ein weiteres Problem. Das Rohbau- Erdgeschossmauerwerk steht in einer Ebene mit der Schwelle des Obergeschosses. Wenn es verputzt wird dann gibt es hier einen Absatz von ca. 20 mm und damit eine potentielle Gefahr für die Schwelle.
Ich empfehle ihnen deshalb das Obergeschoss komplett zu überputzen (siehe der "geile Dippl-Ing"). Die Ansicht ist ohnehin durch die Erneuerung der Giebel und der Fensterfront zerstört, es gibt nur noch Rudimente des Fachwerks.
Falls Sie mit dem Sichtfachwerk leben wollen dann mit dem o.g. Risikopotential. Sie können das etwas minimieren indem man vor dem Verputz die Fugen zwischen Gefachholz und Ausmauerung möglichst tief (bis zur Verleistung) ausräumt und mit Kalkmörtel ausstopft.
Der "leichte Lehmputz" und der "dünne Kalkputz" sind m.E. nach falsch. Ein zu dünner Kalkputz bietet wenig Schutz bei längerer Regenbelastung, er durchfeuchtet schneller. Das Ergebnis ist dann ein aufquellender Lehmputz der den Kalkputz lockert und reißen lässt, trotz Verankerung.
Abschließend noch einige Sachen, die mir auf dem Foto noch aufgefallen sind:
Die Wahl von Kalksandstein als Material für das Sockelmauerwerk halte ich für machbar, aber nicht die beste Lösung. Das kann nur mit einem fachlich korrekten Aufbau des Sockelputzes kompensiert werden.
Ich hoffe das zwischen den neuen Giebelwänden und den beiden Holzbalkendecken Zuganker zur Kopplung eingebaut wurden um die Knicklängen des Giebelmauerwerkes zu begrenzen. Zumindest der rechte Giebel steht praktisch frei, es gibt keine tragfähige Verzahnung zwischen der vorderen Außenwand und dem neuen Giebelmauerwerk.
Zuletzt noch ein Hinweis:
Bei Sichtfachwerk sollte das Außenmauerwerk OG mit einer Wandheizung (Weichholzfaser in Lehm gebettet, Heizung, Lehmputz) ausgerüstet werden, die Dämmung bitte nicht mehr wie 50 mm.
Das kostet zwar Heizenergie, sorgt aber durch den inneren Wärmetransport für eine zusätzliche Austrocknung der Wandkonstruktion von innen her.
Viele Grüße
Georg Böttcher