Lehmputz ca. 10mm dick auf Haftgisputz auftragen

Diskutiere Lehmputz ca. 10mm dick auf Haftgisputz auftragen im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Hallo, ich habe eine Wand mit Rotband Haftgipsputz verschlossen. Dabei habe ich mir noch keinerlei Mühe beim Glätten gegeben, sondern lediglich...
An dieser Stelle mal eine kurze Zusammenfassung:

[A] Lehmputz
+ sehr gute Sorptionsfähigkeit (Lehm speichert die Feuchte im Sand und auch im Tonkristall)
+ leicht zu verarbeiten, da durch Anfeuchten die Struktur neu bearbeitet werden kann
+ reduziert Luftschadstoffe

- Vorsicht beim Trocknen. Muss kontrolliert ablaufen. Zu schnelles Trocknen führt zum Abplatzen, zu langsames Trocknen kann Schimmel zur Folge haben. Auch zu hohe Schichtdicken können Schimmel fördern
- Gefahr von Rissen größer

Kalkputz
+ gute Sorptionsfähigkeit (Kalk speichert Feuchtigkeit im Sand und zwar nicht wesentlich mehr als Gips oder Beton)
+ leicht zu verarbeiten, da er nicht so schnell abbindet
+ Schimmelresistent
+ trocknet gut

- Schichtdicken könnten zum Problem werden. Nicht dünner als 3mm auftragen, nicht dicker als ca. 1,5mm

[C] Haftgipsputz
+ Sorptionsfähig
+ gute Untergrundhaftung
+ geringe Rissbildung
+ trocknet gut

- sorgt für trockene Luft
- Herstellung u.U. fragwürdig


Lösungsmöglichkeiten für Wandputz

Lehmputz auf Haftgipsputz
a) ohne weitere Behandlung des Gipsputzes, evtl. aufrauhen
b) mit gestrichenem Haftgrund
c) Haftschlämme mit Quast, Lehmputz dann nass in nass aufbringen

Kalkputz auf Haftgipsputz
ohne weitere Behandlung des Gipsputzes

Haftgipsputz auf Haftgipsputz
sollte problemlos möglich sein, unabhängig von Schichtdicke etc.
 
Da ich die Entscheidung nicht mehr so lange aufschieben möchte, habe ich die Möglichkeiten schonmal auf 2 reduziert.
Kalkputz streiche ich als Option.

Entweder arbeite ich mit dem Haftgipsputz weiter, dieser läßt sich lt. Herstellerangaben 2-lagig verarbeiten.

Oder ich nehme Lehmputz, dabei stellt sich allerdings weiterhin die Frage, ob eine Haftbrücke / ein Haftgrund nötig ist. Hier wurde mir geraten, auf die Grundierung zu verzichten, an anderer Stelle (http://www.lehmdiscount.de/Service/putze-und-beschichtungen.html) wird bei Gipsputz als Untergrund zu einer Grundierung geraten.

Über Tipps, Meinungen und Hinweise zur Thematik bin ich weiterhin dankbar.
 
Verputz-alles ist möglich

Wie schon geschrieben:
Alle drei Varianten sind möglich-
haben aber unterschidliche Bedingungen.

Wer Putzen kann kommt mit Gipsputz gut zurecht, der am wenigsten Haftungsprobleme macht aber die geringsten baubiologischen Vorteile hat.

Kalkhaftputz/Kalkfeinputz etc ist mMn leichter als Gipsputz aufzutragen-
bei Rißgefahr kann ggf ein Glasfasergewebe als Armierung eingelegt werden.
Wenn ein weißer Kalkputz verwendet wird muß nicht mehr gestrichen werden, was die Sorptionsfähigkeit erhöht.


Lehmputz setzt einen sehr griffigen Untergrund voraus und bei Gipsuntergrund nur geringe Schichtdicken möglich
- die Grundierung soll wohl primär die Feuchtebeständigkeit erhöhen- würde ich bei dünnem Lehmputz für verzichtbar halten.
Lehm kann auch mit Glasfasergewebe verwendet werden, wobei Risse jederzeit angefeuchtet und mit Reibebrett zugerieben werden können, daher eigentlich unproblematisch.
Vorteil von Lehmputz:
jederzeit reversibel und für Anfänger am leichtesten anwendbar und sehr sorptionsfähig mit spezieller Oberflächenqualität.

Auswählen muß man nun selbst-
zumindest gibts einige Auswahlkriterien

Andreas Teich
 
fachwerk-I17916_20151125913.JPGIch habe dem Beitrag mal ein exemplarisches Bild beigefügt.

Hier ist erkennbar, dass z.B. unter der Fensterbank noch die vollen ~25mm Putzdicke fehlen.

Weiterhin sieht man die Struktur des Gipsputzes und die eingebauten Putzschienen.

Im Schnitt fehlen noch rund 10mm.

Kalkputz scheidet nicht aus, weil ich Ihn schlecht finde, sondern weil er im Mittelfeld liegt. Entweder ich mache es mir "leicht" und gehe mit einer zweiten Schicht Haftgipsputz drüber, oder ich greife zum Lehmputz, der mich schon interessieren und reizen würde.

Was ich allerdings nach wie vor nicht abschätzen kann, sind die "Worst-Case" Szenarios.

a)Kommt beim Lehmputz im schlimmsten Fall die halbe Wand runter, oder beschränkt sich das Risiko lediglich auf einzelne Stellen und evtl. ein paar Risse?

b)In welcher Form kann der Gipsputz, bzw. die Porotonwand nachhaltig geschädigt werden?

c) Steigt die Schimmelgefahr, wenn ich an einer schmalen Fuge statt 10mm Lehmputz 25 mm auftrage? (Unter Fensterbrett)
 
Innenputz

Bei der Struktur würde ich Lehmputz nur mit Aufkratzen des Untergrundes oder rauh abgeriebenen Haftputz verwenden-
der Lehmputz muß sich ganzflächig mit dem Untergrund mechanisch verbinden-gelegentlich eine rauhe Stelle oder ein Grat helfen nicht.

Also zB in cm -Abstand aufkratzen oder rauh abgeriebene Zusatzputzschicht oder Spritzputz aufbringen.
Zusatzputz zB MC55W von Baumit oder vgl Produkt.

Es wäre besser gewesen, ganz auf den Gipsputz zu verzichten.

Ihr holt euch besser einen Putzer wenn ihr eine glatte, ebene Oberfläche haben wollt.
Wenns rustikal werden soll geht's auch selber zu machen
oder den Putz wirklich über die Putzleisten abziehen, wonach es hier nicht aussieht.

Eine Steinfensterbank wird besser auf eine druckstabile Dämmplatte gesetzt (Schaumglas, Kork, XPS), sonst habt ihr eine enorme Wärmebrücke- primär direkt am Fensterrahmen.

Eine in der Hinsicht bessere Holz- Fensterbank kann auch mit davorgelegtem Kompriband und anschließender Abdichtung bis kurz unter den Flügel hochgesetzt werden, sodass darunter mehr Platz für Dämmung, ggf Wärmedämmmörtel, verbleibt und so eine Reduzierung der Wärmebrücke bewirkt wird.
Wenn die Fensterrahmen außen nicht seitlich überdämmt wurden wäre eine Laibungsdämmplatte innen günstig gegen Wärmebrücke, Tauwasser und Schimmel.

Andreas Teich
 
"Es wäre besser gewesen, ganz auf den Gipsputz zu verzichten."

Ja. Leider ist es nun zu spät. Hätte ich vorher mit der Recherche begonnen, hätte ich in jedem Fall gleich Lehmputz verwendet.

"oder den Putz wirklich über die Putzleisten abziehen, wonach es hier nicht aussieht."

Das sieht nur so aus.:)

"Eine Steinfensterbank wird besser auf eine druckstabile Dämmplatte gesetzt (Schaumglas, Kork, XPS), sonst habt ihr eine enorme Wärmebrücke- primär direkt am Fensterrahmen."

Da hatte ich bisher auch noch nicht drüber nachgedacht. Wir haben das Haus mit ausbaubarem Dachgeschoß vom Bauträger gekauft.
In den von Ihm übergebenen Wohnbereichen wurde mit Gipsputz (vermutlich) und den derartig platzierten Natursteinfensterbänken gearbeitet. Im Dachboden wurde die Fensterbank auch vom Bauträger eingebaut. Sollte das geändert werden?

"Eine in der Hinsicht bessere Holz- Fensterbank kann auch mit davorgelegtem Kompriband und anschließender Abdichtung bis kurz unter den Flügel hochgesetzt werden, sodass darunter mehr Platz für Dämmung, ggf Wärmedämmmörtel, verbleibt und so eine Reduzierung der Wärmebrücke bewirkt wird."

Danke für die Hinweise. Das hört sich nach ziemlich großem Aufwand an, den ich aber durchaus in Kauf nehmen könnte. Allerdings frage ich mich, ob es dann an den anderen Fenstern so bleiben kann, wie es nunmal ist?

"Wenn die Fensterrahmen außen nicht seitlich überdämmt wurden wäre eine Laibungsdämmplatte innen günstig gegen Wärmebrücke, Tauwasser und Schimmel."

Außen befindet sich eine Anputzleiste an die die Dämmung angearbeitet wurde. Sollte eigentlich überlappen.
 
Innenputz

Ja, das auf dem Foto ist schon heftig.
Ehe Sie sich weiter in akademischen Wahrscheinlichkeitsszenarien ergehen schlage ich Ihnen vor bis nächstes Frühjahr zu warten. Das sollte Ihnen genügend Zeit geben über die Vor- und Nachteile von Lehm, Kalk und Gips zu sinnieren.
Wenn das Wetter wieder offen ist bauen Sie als erstes das Fenster und die Fensterbank wieder aus.
Danach die Laibungen ordentlich auf Maß beiputzen, die Brüstung auf Höhe bringen, das Fenster wieder fachgerecht einbauen und ein diesmal gerades Fensterbrett ohne Wärmebrücke einsetzen.
Fenster und Fensterbank sorgfältig abkleben.

Wie geht es dann weiter:
Die Nasen vom "Unterputz" mit einem Spaten, einem Weichmacher oder einem Rabotierbrett abstoßen und damit gleichzeitig aufrauhen. Dann den Putz Ihrer Wahl (alles bis auf zementhaltige Putze) auftragen, diesmal richtig. Zeit zum Üben haben Sie bis dahin.
 
Thema: Lehmputz ca. 10mm dick auf Haftgisputz auftragen
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