Kesslerwände sind freitragende Wände mit Stahleinlage (Stahlbänder), die ein "Eisenfachwerk" oder "Stahlnetz" ausbilden, und im Rahmen des Mauerns gleichzeitig erstellt und eingemauert wurde im Mörtelverbund mit den Steinen (also nicht wie das Fachwerk, das erst erstellt wurde und dann ausgemauert). Das "Stahlnetz" ist ca. 50x50cm groß. Kesslerwände dürfen eigentlich nicht verändert werden, da es sich um eine schlanke tragende Konstruktion handelt und die Stahlbänder nicht beschädigt werden dürfen, da die das "tragende Element" der Wand sind. Wenn ein Haus aus Kesslerwänden besteht, eigentlich Finger weg, da man einen Umbau des Hauses eigentlich nur sehr schwer und aufwendig hinbekommt, also schnell mal eine Tür in die Wand oder so geht nicht. Die Frage ist auch, ob es ein Statiker heute noch gerechnet bekommt mit den Kesslerwänden. Wenn also was verändert werden soll (eine Wand rausnehmen, eine Tür einbauen), dann Finger weg von dem Haus. Genau aus diesem Grund sind die Kesslerwände schnell wieder verschwunden. Schlitze dürften unprobematisch sein, solange man nicht am Eisen in der Wand "rumflext". Auch beim Steckdoseneinbau ist Vorsicht walten zu lassen, nicht dass das Eisen angebohrt wird.
Noch als Ergänzung: Die Wände wurden in den 1930 Jahren verbaut, was ja zu dem Haus passt. Es gab auch noch ähnliche Wände wie die Kesslerwand, nämlich die Prüss-Wand, die Lehmann-Wand, die Helm-Wand und die Förster-Wand. Alles in der selben Art. Es handelt sich immer um eine freitragende Wandkonstruktion, die statisch als starrer Träger anzusetzen ist. Die Spannungen innerhalb der Wand (Zug, Schub und Knick) werden durch das Stahlnetz oder Stahlgeflecht aufgenommen. Wird das beschädigt, hat die Wand ihre statische Funktion verloren und kann bspw. wegknicken. Deshalb eigentlich Finger weg von solchen Gebäuden.