Innendämmung/Außendämmung/keine Dämmung

Diskutiere Innendämmung/Außendämmung/keine Dämmung im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Die Situation: Unser Haus ist gute 100 Jahre alt. Im Erdgeschoss ca. 100 cm dicke Natursteinmauer (Granit) im ersten Stock ca. 50 cm dicke...
Das hört sich nach einer logischen Vorgehensweise an:

Falls Wandheizung, dann Innendämmung.

Nur nochmal um sicher zu gehen, dass ich es richtig verstanden habe: Ohne Innendämmung heizt meine Wandheizung zig Kubikmeter Stein und wird dadurch extrem träge und ineffizient?

-- Der Physiker
 
fachwerk-I15768_201559203031.JPGDämmung der Meierei

Die Auskünfte und Bilder ermöglichen nun eine genauere Vorstellung des Projekts.
Da ich gerade bei einem ähnlichen Gebäude beratend tätig bin, welches ebenfalls über 70 cm dicke Wände hat, zudem aber mehrere hundert Jahre alt ist kann ich nur sagen, daß sich die Frage ob überhaupt Dämmung wie von K.F. behauptet, sicher nicht stellt.
Dort haben die Bewohner jahrelang gefroren trotz Heizung und gleichzeitig hohen Heizkosten.
Dicke Massivwände schützen nicht vor Kälte.

Die grundsätzlichen Vor- und Nachteile der verschiedenen Dämmmöglichkeiten wurden schon genannt.
Da bleibt die Frage was in diesem Fall für die eine oder andere Variante spricht.

Ich hoffe auch, daß die 80 cm Beton im EG ein Schreibfehler sind und 80 mm gemeint waren- sonst wäre es allerdings ein Zeichen für komplette Fehlplanung-
meiner Kenntnis nach wird bei Hochhäusern je Etage von 10 cm Fundamentplattendicke ausgegangen- also in diesem Gebäude für 8 Etagen genug Beton im Boden.

Außenseite im Originalzustand belassen wäre natürlich möglich, da die Fassade relativ gut erhalten scheint.
Das würde dann Innendämmung bedeuten, die rein materialmäßig geringeren Aufwand bedeuten würde-
jedoch eine fast komplett neue Wärmeverteilung und jede Menge Dreck und Umbau im gesamten Gebäude.
dazu würde ich dann zumindest ein Begleitheizungrohr im Bereich der in die Außenwände eingreifenden Balkenköpfe einbauen, um Auffeuchtung der Balkenköpfe zu verhindern.
Vorteil wäre eine schnellere Regelung der Heizung.

Vorteile Außendämmung:
- Jeder gewünschte Dämmstandard kann erreicht werden
- Die Fassadengestaltung kann beliebig ausgeführt werden
- Bauphysikalisch die beste Lösung
- keine Auffeuchtung oder Auskühlung der Wand
- dadurch keine Schädigungsmöglichkeit der Balkenköpfe
- Heizsystem und Innenwände können unverändert bleiben
- keine Wärmebrücken an Gebäudeecken und Innenwänden
- bei Abbruch des Anbaus kein aufwändiges Beiputzen oder
Herstellen der Außenwände notwendig
- Förderungen höher wegen Einhaltung geforderter Dämmwerte
- Fenster können bauphysikalisch optimal in die Dämmebene
eingebaut werden
- falls Fensteröffnungen vergrößert oder überhaupt
verändert werden sollen ist dies leicht möglich ohne
Notwendigkeit der Fassadenherstellung.

Dachüberstände könnten zu einem späteren Zeitpunkt unabhängig von der Außendämmung vergrößert werden.
Insgesamt wird das natürlich eine größere Baustelle.
Ich würde das Heizsystem im 2. Schritt überlegen nach Bestimmung der U-Werte und des Wärmebedarfs des Gebäudes.
Fußbodendämmung wäre natürlich auch sinnvoll.
Dachdämmung könnte später verbessert werden- zumindest falls Dacharbeiten anfallen sollten- dann wäre ggf Aufdachdämmung möglich.
Je nachdem welche Heizkörper zZt verbaut sind würde ich glatte Plattenheizkörper ohne Konvektionsbleche verwenden, die bei guter Außendämmung an beliebiger Stelle im Raum positioniert werden können.

Welcher Kessel später verwendet wird könnte auch nach den Erfahrungen mit der neuen Dämmung bestimmt werden.

Bei Wänden mit solch hoher thermischer Masse sollte eine dauerhaft gleichbleibende Temperatur gefahren werden-
was allerdings die Regelung vereinfacht und insgesamt energiesparend wirkt,da ständige Abkühlungs- und Aufheizungsphasen vermieden werden, sodaß auch Wärmepumpen u.a. Systeme gut möglich wären.
Der erstmalige Aufheizprozeß benötigt natürlich Zeit, dafür gibts den Vorteil sehr gleichmäßiger Wandtemperaturen.

Bei dem abgebildeten Gebäude wird nach der Außendämmung nur noch max ein Drittel der bisherigen Kesselleistung benötigt.Ich habe dazu den Energieausweis, alle Berechnungen und die gesamte Ausführung vorgenommen- kenne also sehr genau alle einzelnen Schritte.

Da ich TJI-Holzträger auf die bestehenden Wände des 70-er Jahre Gebäudes geschraubt habe und auf diese verputzbare 60 mm Holzfaserplatten geschraubt habe,Hohlraum mit Zellulose gedämmt, hätte die Fassade auch ganz oder teilweise verputzt werden können (wie sie auch vorher war).

Sie hätte dabei auch wie die bestehende Fassade des Physikers gestaltet werden können.

Der gundsätzliche Vorteil dieser Ausführung besteht auch darin, daß sämtliche Bauteile wieder zerstörungsfrei demontiert und wiederverwendet oder entsorgt werden können- sämtliche Verbindungen sind nur geschraubt.

Das ließe sich also auch gut auf historisch wertvolle Fassaden montieren, die dann irgendwan nnach Schließen der 10 mm Dübellöcher wieder original hergestellt werden könnten.

Die Fensterblendrahmen habe ich in diesem Fall mit den Holzfaserplatten voll überdämmt, sodaß sie nicht mehr sichtbar sind und daher auch nicht mehr gestrichen werden müssen.

Wer sich Putzarbeiten nicht selber zutraut kann diese Fassadendämmung bei handwerklichem Geschick auch alleine ausführen.
U-Wert der Wand ist jetzt auf Passivhausniveau.
In welchem Ort befindet sich die Meierei?

Bei Fragen gerne an die angegebene mailadresse mailen

Andreas Teich
 
Herzlichen Dank für Ihre Antwort Herr Teich,

das lass ich erst mal sacken.

Zwei kurze Antworten:
- Die 80 cm Beton sind kein Tippfehler, "das macht man so bei uns" ://. Anders gesagt, damals war mir noch nicht so bewusst, dass man selbst viel wissen und dann einen echten Fachmann befragen muss, bevor man sich bei so einem Haus ans Werk macht. Sowohl von uns als auch den Vorbesitzern sind hier schon viele Fehler gemacht worden.

- Unser Haus liegt auf 360 m Höhe ca. 20 km westlich von Passau. Auf Ihrem Weg von Bonn nach Österreiche kommen Sie praktisch dran vorbei ;-)

-- Der Physiker
 
@ Physiker

Ja, so hatte ich das gemeint.

Große Erfolge wünscht

Thomas

P.S. Die Bodenplatte hat ja nun das Format eines kleinen Führerbunkerli :)
 
Thema: Innendämmung/Außendämmung/keine Dämmung
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