Porenbeton für Fachwerk
Nun haben wir wieder eine typische Glaubensdiskussion, die statt Fakten mehr vom Hörensagen und vom Glauben an das was man möchte geprägt ist.
Es ist natürlich leicht, die aufgetretenen genannten Baumängel und Fehler einem Baustoff zuzuschreiben und nicht denjenigen, die sie ausgewählt und verarbeitet haben.
Lehm ist gut, Porenbeton ist schlecht.
So einfach ist das, über andere Aspekte wie individuelle Ausgangslage, Verarbeitung, Standort- und andere Rahmenbedingungen braucht man nicht mehr nachzudenken.
Es gibt, abgesehen von der Qualität, keine guten und schlechten Baustoffe, es gibt nur fehlerhafte Anwendung und Verarbeitung!
Nun zu einigen Fakten:
Porenbeton hat eine Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl von 5 - 10.
Zum Vergleich: Nomale Kalksandsteine liegen bei 5 - 25, Holz bei 40,
Beton 70 - 150,
Mörtel und Putze je nach Zementgehalt 10 - 35,
Lehm ohne organische Zuschläge 5 - 10.
Damit liegt Porenbeton etwa in dem Bereich von Lehm und Kalkputz. (Quelle: DIN 4108, Hebel- Handbuch, Lehmbauregeln des Dachverbandes Lehm)
Was ist mit dem Wasseraufsaugen wie ein Schwamm?
Der Wasseraufnahmekoeffizient liegt bei Porenbeton zwischen 2,5 und 7.
Zum Vergleich: Vollziegel 20 - 30,
Kalksand- Vollstein 4 - 8,
Kalkzementputz 2-4,
Zementputz 2-3,
Mit den spezifischen Produkteigenschaften des Porenbetons ist sein schlechter Ruf in der Altbausanierung nicht zu begründen.
Jetzt komme ich zum eigentlichen Thema, dem Putz:
Egal, ob ich gut sorptionfähige Materialien wie Adobe, Vollziegel, Porenbeton oder Stampflehm als Gefachausmauerung nehme, wenn als Putz und/oder als Beschichtung ein hartes, diffusionsdichtes, zu Rissen neigendes Material verwendet wird, kann Wasser eindringen, schlecht durch die diffusionsdichte Beschichtung wieder ausdringen und sich so im Wandmaterial akkumulieren.
Die alte Regel, das kein Wasser in die Wand eindringen sollte und wenn, dann schnell wieder ausdiffundiern kann, wird damit verletzt.
Wenn das bei einem normalen Ziegel passiert, ist der Putz bzw. die Farbe schuld. Bei Porenbeton ist auf einmal nur der Stein schuld?
Es kommt m.E. also
1. auf die Verarbeitung der Gefachausmauerung an.
Ein Anschluß an das Gefachholz über eine Verleistung, die Bewegungen zuläßt, weiche Mörtel zum Vermauern (Gasbeton wurde z.T. ohne Nachzudenken mit Dünnbettmörteln in die Gefache geklebt, die Randfugen wurden mit den harten Mörteln gleich mit gefüllt), und die Akzeptanz einer mehr oder weniger breiten Fuge zwischen Ausmauerung und Gefachholz gehören z.B. dazu.
2. Auf den Verputz an.
Weiche Kalkmörtel zum Auffüllen der Randfugen und zum Verputzen, als Beschichtung diffusionsoffene Farben auf mineralischer Basis nehmen zwar Schlagregen auf und leiten ihn zur Ausmauerung und zum Holz, geben ihn aber auch schnell wieder durch Verdunstung ab.
Ein bisschen Regenwasser verteilt sich in der Menge des sorptionsfähigen Wandmaterials schnell, es erfolgt keine Vernässung der Fuge zum Holz, das dieses Wasser regelrecht weggesaugt wird. Deshalb muß die Gefachausmauerung eine gewisse Sorptionsfähigkeit aufweisen!
Der Putz muß Regenwasser abweisen und Wasserdampf durchlassen; die zweite Eigenschaft ist die wichtigere.
3. Die konstruktiven Rahmenbedingungen müssen stimmen.
Egal, mit welchen Materialien ich Sichtfachwerk erstelle, bei zu hoher Schlagregen- bzw. Witterungsbelastung kommt es zu Schäden. Wetterseiten, exponierte Giebel mit geringem Dachüberstand in ungünstigen Klimabereichen, ständig beschattete Wandflächen usw. können nicht als Sichtfachwerk ausgeführt werden. Hier ist bei Schäden nicht das Wandmaterial schuld, sondern der Planer.
Viele Grüße
Georg Böttcher