Woher kommt denn die Feuchte? Dies muss nicht von außen sein!
Immer wieder gibt es Diskussionen wegen Abdichtungsarbeiten im Keller.
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Manche empfehlen da hilft nur außen aufgraben, abdichten und dann auch noch gleich alles mit einer Wärmedämmung ausführen.
Dabei noch eine Drainanlage einzubauen usw..
Wenn ich dann das Objekt besichtige, stelle ich oft fest, dass eine Abdichtung überhaupt nicht möglich ist. Denn gegen was sollte abgedichtet werden und dann, wie?
Die erste Frage ist immer, wie hoch steht das Wasser im Keller? Denn wenn wir eine Abdichtung brauchen so muss man gleichzeitig darüber diskutieren, wie hoch denn das anstehende Wasser von der Außenseite sein kann. In den meisten Fällen stelle ich dann fest, dass weder die Grundwasserstände und auch nicht bekannt ist, ob Stauwasser entstehen kann.
Die Annahme, dass es sich um Wasser von außen handelt, wird fast immer nur davon abgeleitet, weil eben der Keller an der Innenseite feucht ist.
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Ein Beispiel aus meiner Praxis.
An einem größeren Gebäudekomplex in der Bundeshauptstadt wurde die Planung für die Abdichtung von einem namhaften Planungsbüro durchgeführt. Bei der Diskussion ergab sich dann, dass die Abdichtung so ausgeführt werden solle, dass diese einen Wasserdruck von
1,5 Meter standhalten müsste. Dies auch deswegen, weil in unmittelbarer Nachbarschaft ein Bachlauf war. Dieses Gebäude war aus Ziegelstein gemauert und es war schon vorgesehen, dass als Abdichtung im Mauerwerkquerschnitt die Abdichtung mit Chromstahlplatten ausgeführt werden sollte. Nun ist zwar das Verfahren durch Eintreiben der Chromstahlplatten
als eines der sichersten Verfahren gegen kapillare Saugfähigkeit anzusehen. Es ist jedoch nicht geeignet, um eine Abdichtung im Querschnitt gegen Wasserdruck herzustellen, da Wasser als Flüssigkeit ja durch die Anschlussfugen eindringen könnte. Des weiteren wurde diskutiert wie dem Wasserdruck von 1,5 Meter Wassersäule entgegen gewirkt werden könnte. Dabei ergab sich eindeutig, dass zumindest im Bodenbereich eine 75 cm starke Betonplatte eingebaut werden müsste um dem Wasserdruck von 1,5 Meter stand zu halten. Außerdem müsste im Bereich bis zu 1,5 Metern Höhe ebenfalls gegen diesen Wasserdruck eine Art Wanne ausgebildet werden die noch dazu mit der Bodenplatte nach zustand verbunden werden muss. All diese Maßnahmen waren jedoch sowohl räumlich als auch technisch als unsinnig bezeichnet worden.
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Hierbei zeigt sich natürlich wieder ganz deutlich, dass alleine wegen der spekulativen Stauwasserhöhe ein nicht zu vertretender Aufwand betrieben worden wäre. Bei der weiteren Diskussion ergab sich, dass auch die Abdichtung mit anderen Verfahren und Produkten nicht besser abschneiden können. Nach dieser Diskussion habe ich mir erlaubt zu fragen, wie oft der Keller im Laufe der letzten Jahre mit den Problemen eindringenden Wassers belastet wurde, dabei stellte sich heraus, dass die letzten 100 Jahre nie Wasser eingedrungen ist. Es gab noch viele Diskussionen, aber ich konnte mich letztendlich dazu durchringen, dann auf eine Abdichtung, sowohl im Mauerwerksquerschnitt als auch gegen aufstauendes oder drückendes Wasser ganz zu verzichten und statt dessen konnte ich den Vorschlag der Instandsetzung mit dem I-Bau-System einbringen. Dabei handelt es sich um eine Instandsetzung der durch Feuchte und Salz geschädigten Wandinnenseite, durch das Aufbringen einer dichten Folie mit einem aufgebrachten Putzträger auf den dann in der Regel mit Sanierputz oder mit sogenannten wärmedämmenden Leichtputzen die wasserabweisend eingestellt sind eine neu verputze Oberfläche herzustellen.
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Eine Abdichtung an der Außenseite sowie im Mauerwerksquerschnitt an der Unterseite würde zwar letztendlich eine „trockenere“ Wand ergeben, wobei trotz dieser sehr teuren Maßnahme an der Innenseite die gleiche Thematik und die gleiche Problematik, nämlich die Tauwasserentstehung und damit der Wechsel zwischen feucht und trocken weiterhin stattfinden würde, was zu den bekannten Problemen führt. Das durch diesen Wechsel Salze
a) Feuchtigkeit aufnehmen und
b) beim Abtrocknen einen sehr hohen Druck durch die Kristallisation entsteht.
Um zu verdeutlichen welche Problematik dabei gelöst wird gebrauche ich immer den Vergleich: Man denke an einen schönen Biergarten, vor sich eine schöne kühle frische Maß und jedem wird sofort klar, dass der Maßkrug an der Außenseite beschlägt, d.h. es entsteht sehr schnell Tauwasser auf Grund der Feuchte in der Luft und der relativ kalten Oberfläche des Kruges. Wobei kein Mensch auf die Idee käme, diesen Krug an der Innenseite abdichten zu wollen, um an der Außenseite das Tauwasser wegzubringen.
Neben den vielen Messungen von mir, sowohl der Temperaturen als auch der Feuchte in Keller, hierbei sind insbesondere die Arbeiten von Herrn Professor Dreier und Herrn Hecht aus der TU in Wien entscheidend mit eingeflossen, ergibt sich eindeutig, dass es sehr oft "nur" Tauwasserprobleme sind. Des weiteren beschäftigte sich Herr Professor Weichert ehemals Bundeswehrschule Neubiberg bei München, mit diesem Phänomen und kam ebenfalls zu diesen Ergebnissen.
Letztendlich wird die von unserer Firma gemachte Erfahrung bestätigt, dass durch eine sogenannte Innen-Instandsetzung die Mauer zwar noch feucht bleibt, was ihr ja auch nicht schadet, denn weder der Ziegel noch der Mörtel fault, eine kostengünstige und sichere Sanierungsmöglichkeit ist.
Daraus kann ableiten werden, wenn es gelingt, dass die Salze in Lösung bleiben (die Mauer also feucht bleibt) und auch die damit zusammenhängenden Kristallisationsprobleme wegfallen und außerdem die Feuchteabgabe in dem Raum reduziert wird, bzw. ganz verhindert wird, dann ist der Raum gut und hochwertig zu Nutzen. Es geht letztendlich nur noch darum, eine saubere trockene Oberfläche zu bekommen.
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Was hilft eigentlich eine Drainanlage?
Hierzu wird sehr oft kontrovers diskutiert.
Ab wann ist eine Drainanlage sinnvoll?
Ab wann ist ein Kiesgraben eine Verbesserung?
Wann ist eine Unterfangung notwendig?
In den letzten Jahren wird sehr oft auch bei alten Gebäuden um das Haus aufgegraben und eine Drainanlage eingebaut so wie ein Kiesgraben bis zur Oberkantegelände hochgezogen und dies alles führt sehr oft eher zu einer Verschlechterung als zu einer Verbesserung.
Vorab muss erwähnt werden, dass die Abdichtungsnorm auch einen Hinweis auf eine einzubauende Drainanlage nach DIN 4095 vorsieht. Es ist jedoch auch klar, dass diese Normen nur für den Neubau gelten und auch nur dann, wenn feststeht, dass es darum geht, Abdichtungen vor erhöhtem Wasserdruck zu schützen.
Sehr oft wird bei einer nachträglichen Instandsetzung jedoch das Gegenteil erreicht, insbesondere bei alten Gebäuden. War bisher Erdreich - (zum Teil auch vermischt mit Bauschutt) darüber Humus bis am Haus, durch diesen Belag nur sehr wenig Wasser in flüssiger Form eindringen konnte, so wird nach dem Herstellen eines Kiesgrabens und einer Drainanlage das Wasser regelrecht „angesaugt“ und um die gesamte Hauslänge verteilt. Dies führt sehr oft dazu, dass an allen Stellen Feuchtigkeit in erhöhtem Maße vorhanden ist.
Ebenso tritt jetzt in den oberen Randbereichen, ein ständiger Wechsel zwischen Feucht und Trocken - nicht nur über das Wasser, sondern auch über die Kondensation statt. Dieser Wechsel zerstört oft die mit Sockelputzen ausgeführten Bereiche.
Und weiter wird beim wiederauffüllen und dem verdichten oft ein größerer Schaden gemacht.
Beim Verdichten entstehen erhebliche - auch seitliche Drücke und können die Wand eindrücken aber auch vom Auflager verschieben. Dies kann wieder zu einer Undichtigkeit führen.
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Es ist also nicht ganz so einfach, immer das Richtige zu tun.
@ Frau Hinterkeuser, wenn Sie den Vorschlag machen - erstmal den Verputz ab und dann noch die Feuchte absenken, glauben Sie denn nicht auch, dass man dann noch mehr Feuchte aus den Wänden zieht?
Das Problem ist jedoch nicht das Wasser, sondern mehr die mittransportierten Salze und die daraus resultierenden Schäden.
Dem kann ich so nicht zustimmen.