Deutsche Hauspreise im europäischen Mittelfeld

Diskutiere Deutsche Hauspreise im europäischen Mittelfeld im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Es ist noch gar nicht so lange her, da galt Deutschland zu Recht als Baukosten-Weltmeister. Vor allem Niederländer und Briten wurden als...
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Es
ist noch gar nicht so lange her, da galt Deutschland zu Recht als
Baukosten-Weltmeister. Vor allem Niederländer und Briten wurden als Vorbilder
gepriesen, wenn es um preisgünstiges Bauen ging. Doch inzwischen hat sich das
Bild grundlegend gewandelt, wie die kürzlich für die Wohnungsbauminister der EU
zusammengestellten Daten nach Auskunft von LBS Research zeigen. Während die
Hauspreise hierzulande in den letzten zehn Jahren im Schnitt unverändert
geblieben sind, verdoppelten sie sich in vielen anderen europäischen Ländern.
Die Folge: In Luxemburg, Großbritannien und den Niederlanden sind die Preise für
neue Einfamilienhäuser mit 260.000 bis 275.000 Euro sogar rund 20 Prozent höher
als in Westdeutschland und fast anderthalb mal so hoch wie in den neuen
Bundesländern. In Frankreich kamen Neubauten dagegen jedenfalls 2002 noch
günstiger auf den Markt:



<center>



<img border="1" src="http://www.baulinks.com/webplugin/2005/i/1395-lbs.gif" vspace="2" alt="Baupreis, Hauspreise, Hausbau im europäischen Vergleich, Baupreise, Hausbaukosten, Wohnkaufkraft, Immobilienpreise, statistische Daten, Statistik, Marktforschung, Immobilienpreis">

</center>

Wie die Immobilienexperten der LBS berichten, gibt es immer noch
keine offiziellen statistischen Daten über Niveau und Entwicklung der
Immobilienpreise in Europa. Auch Deutschland verfüge über keine amtliche
Statistik, sondern hier müsse - wie andernorts auch - auf
Marktforschungsergebnisse und Erfahrungen von Marktteilnehmern zurückgegriffen
werden. Für internationale Übersichten komme erschwerend hinzu, dass Standorte,
Gebäudequalitäten und Objektgrößen nicht standardisiert und damit nicht ohne
weiteres miteinander verglichen werden könnten.



Trotzdem geben nach Ansicht von LBS Research die jetzt vom ...



  • Schwedischen Nationalrat für Bauen und Wohnen,
  • dem Tschechischen Ministerium für regionale Entwicklung sowie
  • dem irischen Umweltministerium
  • unter der Mithilfe für den Wohnungsbau zuständigen Ministerien und
    Behörden der EU-Länder
... zusammengestellten Daten einen plausiblen Überblick über die
Preissituation in wichtigen Ländern. In der Regel bezögen sich die Daten auf
neue Einfamilienhäuser, teilweise auch auf Eigentumswohnungen. Für mehrere
Länder lägen überhaupt keine Daten vor. Insgesamt decke sich jedoch das Ergebnis
mit einer Übersicht über die Preisentwicklung für Wohneigentum im
Euro-Währungsgebiet, die im Jahre 2003 von der Europäischen Zentralbank erstellt
wurde.



Der beste Beweis dafür, dass sich gegenüber den genannten
Nachbarländern die Kostensituation in Deutschland geradezu umgekehrt hat, ist
der direkte Vergleich mit den Niederlanden. Im gemeinsamen Grenzgebiet ziehen
niederländische Haushalte inzwischen verstärkt nach Deutschland. Ausschlaggebend
hierfür sind die Immobilienpreise, die jenseits der Grenze seit Mitte der 90er
Jahre um bis zu 150 Prozent gestiegen sind. Eine Studie der EUREGIO habe deshalb
bereits prognostiziert, dass sich in den Grenzregionen des südlichen
Niedersachsens, des Münsterlandes und des Niederrheins der Anteil
niederländischer Einwohner bis 2008 verdoppeln werde.



Die Erklärung für die unterschiedliche Preisentwicklung
ist nach dem Urteil der LBS-Experten nicht in erster Linie in den extrem
gesunkenen Zinsen im Euroland zu suchen. Denn auch für Deutschland gilt, dass
das Zinsniveau nur noch gut halb so hoch ist wie Mitte der 90er Jahre.
Entscheidend seien vielmehr die deutlichen Unterschiede beim Wirtschaftswachstum
und vor allem bei der Beschäftigungsentwicklung. Anhaltende konjunkturelle
Schwächetendenzen und strukturelle Probleme seien ein wesentlicher Grund dafür,
dass in Deutschland die Wohnungsbautätigkeit seit rund zehn Jahren abnimmt und
die Preise sogar nominal stabil geblieben sind. Umgekehrt zeige der Blick über
die Grenze damit aber, dass die Nachfrage nach Wohneigentum auch bei uns wieder
merklich anziehen werde, sobald Lage und Perspektiven von Wirtschaft und
Arbeitsmarkt in Deutschland sich nachhaltig besserten.



Die europäische Immobilienpreisentwicklung - mit zweistelligen
Steigerungsraten über eine Reihe von Jahren in vielen Ländern - hat laut LBS
Research teilweise bereits die Sorge ausgelöst, die Wohnungsmarktkonjunktur sei
überhitzt. Damit verbunden ist die Sorge, die Preise seien übermäßig aufgebläht
und könnten "platzen" wie eine Blase, wenn eine Verschlechterung der allgemeinen
Wirtschaftentwicklung auch zu Korrekturen auf den Immobilienmärkten führe. In
Deutschland braucht man sich insoweit nach den Worten der LBS-Experten keine
Gedanken zu machen, und zwar aus zwei Gründen. Zum einen sei bei uns der Boom
gerade ausgeblieben, und die Preisausschläge auf den Wohnungsmärkten seien seit
eh und je relativ moderat. Zum anderen werde selbstgenutztes Wohneigentum
hierzulande mit einem hohen Anteil Eigenkapital und mit langfristiger
Zinsbindung finanziert, was Bauherren auch gegen einen Anstieg des Zinsniveaus
weitgehend immun mache. Viele andere Regierungen und Notenbanken würden uns
daher um diese soliden Finanzierungsstrukturen beneiden.



Nach Auffassung von LBS Research ist für die Perspektiven der
Wohneigentumsbildung in Deutschland aufgrund dieser Daten eine Schlussfolgerung
klar: "Nachdem die Preisunterschiede geringer geworden sind, entfällt auch die
letzte Begründung dafür, dass es in Deutschland weniger Wohneigentum als
anderswo geben sollte." Die Erklärung für die niedrige Wohneigentumsquote in
Deutschland habe vielmehr ihren Grund vornehmlich in der traditionell hohen
Förderung des Mietwohnungsbaus. Dabei gehe es nicht nur um den sozialen
Wohnungsbau der Nachkriegsjahrzehnte, sondern auch um die immer noch gültige
steuerliche Förderung von Kapitalanlegern, die es in keinem anderen europäischen
Land auch nur in annähernd vergleichbarer Form gebe. Demgegenüber setzten alle
anderen Länder auf selbstgenutztes Wohneigentum als mit Abstand wichtigsten
Bestandteil des Wohnungsmarktes, und überall gebe es deshalb in der einen oder
anderen Form steuerliche oder direkte Hilfen für die Wohneigentumsbildung
breiter Bevölkerungsschichten.



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