"Polyurethan-Holz": Dimensions- und witterungsbeständige Alternative zu Holz

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Im Rahmen eines Renovierungsprojekts wurden die
Gleise auf der Zollamtsbrücke in Wien auf Bahnschwellen aus einem langglasfaserverstärkten Baydur 60 Typ der Sumika Bayer Urethane Co., Ltd.,
einer Beteiligungsgesellschaft der Bayer MaterialScience AG, verlegt. Damit
erlebte diese Anwendung ihre Europa-Premiere.



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Holz ist einer der ältesten Werkstoffe der Menschheit – und
gleichzeitig sicher einer der faszinierendsten. Gleichwohl hat der Einsatz
dieses sympathischen Materials auch seine Grenzen. So ist Holz als
nachwachsender Rohstoff nicht beständig gegen Verwitterung. Auch die hohe
Verzugsneigung des Materials hat Ingenieure in manchen Bereichen, in denen Holz
traditionell Einsatz findet, nach Alternativen suchen lassen.



"Eslon Neo Lumber FFU" ist ein extrem dimensionsbeständiges
Compositmaterial aus einem langglasfaserverstärkten Baydur 60 Typ der Sumika
Bayer Urethane Co., Ltd.. Das japanische Unternehmen Sekisui Chemical bietet es
bereits seit mehr als 20 Jahren erfolgreich als Konstruktionswerkstoff im
asiatischen Markt an. Dort bewährt sich das anspruchsvolle Compositmaterial in
unterschiedlichsten Bereichen - nämlich immer dort, wo man auf die einfache
Verarbeitbarkeit von Holz nicht verzichten möchte, es aber aus technischen oder
wirtschaftlichen Gründen nicht einsetzen kann. Zu den häufigsten Anwendungen des
Verbundwerkstoffs zählen Becken für Fischzucht, Silos, Stege, Erdverankerungen
(hier als Betonersatz) und vor allem Bahnschwellen. Der japanische
Hochgeschwindigkeitszug Schinkansen zum Beispiel fährt auf solchen
Hochleistungs-Schwellen aus Polyurethan.



Nun erlebte der vielseitige Verbundwerkstoff seine
Europa-Premiere. Im Rahmen eines Renovierungsprojekts wurden auf der
Zollamtsbrücke in Wien die Gleise erstmals auf Bahnschwellen aus Polyurethan
verlegt.



"Gerade beim Einsatz auf Brücken bietet der Werkstoff Eslon Neo
Lumber FFU deutliche Vorteile gegenüber Holz", erläutert Michael Schwittlinsky
von der Sekisui Chemical Deutschland. "Temperaturwechsel, UV-Strahlung und
insbesondere die permanente Luftfeuchtigkeit sorgen dafür, dass die
Holzschwellen hier schneller verwittern als in anderen Einsatzbereichen. Das
Problem ist, dass die Ausbesserung einer Schienentrasse nicht nur mit
erheblichen Unannehmlichkeiten, sondern vor allem mit hohen Kosten verbunden
ist." Daher machen sich in diesen und ähnlichen Anwendungsbereichen Werkstoffe,
die in diesem Umfeld eine längere Lebensdauer aufweisen, schnell bezahlt.



Eslon Neo Lumber FFU (FFU steht für fiber reinforced foamed
urethane) wird bei Sekisui in nahezu beliebigen Längenmaßen nach dem
Pultrusion-Verfahren gefertigt. Es sieht aus wie Holz und vereint alle positiven
Eigenschaften des Naturprodukts mit denen eines modernen Verbundwerkstoffs: Die
Eslon Neo Lumber-Schwellen lassen sich mit den von der Holzverarbeitung her
bekannten Werkzeugen schrauben, nageln und sägen sowie hervorragend verkleben –
sogar haltbarer als Holz. Dabei überzeugen sie durch geringe lineare thermische
Ausdehnungskoeffizienten und niedrige Wärmeleitfähigkeitswerte. Infolge der
geschlossenzelligen Struktur des leichten Polyurethan-Glasfaser-Verbunds zeigen
sie eine nur äußerst geringe Wasseraufnahme. Durch die Faserverstärkung reihen
auch die hohen Druck- und Zugfestigkeiten das Material in die Spitzengruppe
zeitgemäßer High-Tech-Konstruktionswerkstoffe ein.



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Die hohe Beständigkeit des Werkstoffs gegen Hydrolyse, Fette und
Öle tut ein übriges, um das "Polyurethan-Holz" auch unter Langzeitbewitterung zu
einem sehr zuverlässigen Material zu machen: Im Vergleich zu natürlichem Holz
verliert Eslon Neo Lumber FFU auch während einer langen Einsatzdauer unter
freiem Himmel nichts von seinen guten mechanischen Eigenschaften. Gegenüber
Beton kann sich der Polyurethan-Glasfaser-Verbund zudem durch sein geringeres
Gewicht und eine einfache, individuelle Bearbeitbarkeit vor Ort durchsetzen:
Gerade Brücken älteren Datums erfordern bei der Installation von Bahnschwellen
oftmals Individuallösungen, zudem lässt die Statik dieser Brücken in der Regel
nur leichte Werkstoffe zu.



In Japan kommen Bahnschwellen aus Polyurethan nicht nur auf
Brücken zum Einsatz, sondern auch in Tunneln, die in Meeresnähe liegen, häufig
von Meerwasser überspült werden und einem aggressiven Mikroklima trotzen müssen.
Aufgrund des geringen zur Verfügung stehenden Platzes sind Arbeiten hier sehr
schwierig und aufwändig. Deshalb wird hier in der Regel die leichte und
salzwasserbeständige Polyurethan-Lösung bevorzugt.



Bei der Herstellung von Weichen werden Schwellen
unterschiedlicher Länge eingesetzt. Beim Guss von Betonschwellen benötigt man
für jede Länge eine eigene Form. Mit dem Pultrusionsverfahren hingegen ist
problemlos jede individuelle Länge darstellbar. Polyurethan-Schwellen sind
wesentlich leichter als Beton. Das ist vor allem bei den bis zu 10 Meter langen
Weichen-Schwellen von Vorteil. Außerdem sind sie nicht so bruchanfällig.



Das gute elektrische Isolierverhalten der Kunststoffschwellen
bewährt sich beim winterlichen Einsatz, wenn die Weichen aufgeheizt werden
müssen, um ein Festfrieren zu vermeiden. Darüber hinaus ist der Werkstoff frost-
und streusalzbeständig.



<div align='right'>Siehe auch:

Bayer MaterialScience AG
</div>
 
Thema: "Polyurethan-Holz": Dimensions- und witterungsbeständige Alternative zu Holz

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