Fachtagung an der BTU Cottbus: "Alte Platte - Neues Design"

Diskutiere Fachtagung an der BTU Cottbus: "Alte Platte - Neues Design" im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Über 100 Experten aus ganz Deutschland und Osteuropa beraten am 16./17. Februar auf Einladung der Fachgruppe Bauliches Recycling des Lehrstuhls...
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Über
100 Experten aus ganz Deutschland und Osteuropa beraten am 16./17. Februar auf
Einladung der Fachgruppe Bauliches Recycling des Lehrstuhls Altlasten der BTU
Cottbus über den nachhaltigen Umgang mit Fertigteilbausubstanz



Schwedt, Hoyerswerda, Cottbus, Guben, Forst - Beispiele für
"schrumpfende Städte" häufen sich vor allem im Osten Deutschlands. Der damit
verbundene Stadtumbau steht zunehmend im Fokus des öffentlichen Interesses. Der
hohe Wohnungsleerstand bei gleichzeitiger Zersiedelung stellt für Politik,
Stadtplanung, Architektur, Bauwesen und nicht zuletzt für die Wohnungswirtschaft
eine weitgehend neuartige Herausforderung dar: Städtische Strukturen bedürfen
einer langfristigen Stabilisierung. Über 100 Experten aus ganz Deutschland der
Schweiz werden diese Problemstellungen auf einer Fachtagung am 16./17. Februar
an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU) thematisieren. Im
Mittelpunkt der Tagung, zu der die Fachgruppe Bauliches Recycling des Lehrstuhls
Altlasten der BTU Cottbus einlädt, steht der nachhaltige Umgang mit
Fertigteilbausubstanz.




Abbruch oder Rückbau und Umbau? Das ist u.a. die Frage, die im
Zuge der Stadterneuerung / des Stadtumbaus zu beantworten ist. Mit der Förderung
des Forschungsprojektes "Rückbau industrieller Bausubstanz - großformatige
Betonelemente im ökologischen Kreislauf" hat das Bundesministerium für Bildung
und Forschung (Bmbf) die Frage nach einem nachhaltigen Umgang mit der in
Fertigteilbauweise errichteten Bausubstanz - im
allgemeinen Sprachgebrauch: Plattenbauten - in den Mittelpunkt der
interdisziplinären wissenschaftlichen Betrachtung gerückt. Die Fachgruppe
Bauliches Recycling (Leitung Dr. Angelika Mettke) des BTU-Lehrstuhls Altlasten
arbeitet seit 2000 an dem Forschungsvorhaben. Neben der
ingenieurwissenschaftlichen Begleitung der baulichen Maßnahmen wurden
sozialwissenschaftliche Begleituntersuchungen durchgeführt, um ökonomisch
sinnvolle, soziokulturell akzeptable und ökologisch verträgliche Entwicklungen
in ihrer Gesamtheit bewerten zu können.



Die Fachgruppe um Frau Dr. Mettke hat sich als erstes deutsches
Wissenschaftlerteam mit dem nachhaltigen Umgang der nicht mehr gebrauchten
Fertigbauteilsubstanz beschäftigt. Projekte an über 10 Standorten in
Ostdeutschland wurden von ihrem Team wissenschaftlich begleitet wie z.B. der
Teilrückbau einer Kindertagesstätte und der Wiederverwendung von Giebelplatten
in Cottbus-Sachsendorf oder die Herstellung einer Freitanzfläche unter
Verwendung von Recyclingmaterialien und Altbetondeckenplatten für eine Cottbuser
Sportverein.



"Abriss ist noch kein Stadtumbau", betont Dr. Angelika Mettke.
"Wir konnten durch die Einbindung von Sozialwissenschaftlern den
Wohnungsunternehmen und allen am Stadtumbau Beteiligten und Interessierten unten
anderem aufzeigen, welche Wünsche die Mieter für ihren Wohnraum und das
Wohnumfeld haben. Die Veränderung des Plattenbestandes durch Teilrückbau in
Verbindung mit Modernisierung gekoppelt mit neuen Möglichkeiten für die
Verwendung von rückgebauten Platten zu finden und Entwürfe zu entwickeln, stieß
überall auf Zustimmung. In Berlin-Mahrzahn, noch immer Deutschlands größtes
Plattenbaugebiet, wurden früher WBS 70-Wohnungen in neun verschiedenen
Grundrissen angeboten. Jetzt stehen 42 zur Auswahl. "



Sekundäre Einsatzmöglichkeiten für rückgebaute Betonfertigteile
sieht Frau Dr. Mettke in verschiedenen Bereichen. Neben dem Einsatz im Wohn- und
Mehrzweckbau sieht sie auch Möglichkeiten der Anwendung in Umweltschutzbauten
wie z.B. für den Bau von Lärmschutzwällen, im Hochwasserschutz oder - wie in
einem von ihr begleiteten Projekt in Gröditz - in der Landschaftsgestaltung bzw.
<nobr>-modellierung</nobr>. Im Umfeld einer komplett rückgebauten Schule und daraus
"gewonnenen"
Sekundärbauelementen entsteht ein Freizeitpark. "Abriss ist freilich
erst einmal billiger als Rückbau. Bei durchdachten
Nachnutzungskonzepten für rückgebaute Platten ergeben sich jedoch
Kosteneinsparungen von bis zu ca. 30 Prozent im Vergleich zum Neubau",
unterstreicht die Bauingenieurin. "Auch und gerade unter den
Gesichtspunkten Abfallvermeidung und schonender Umgang mit natürlichen
Ressourcen sind der Rückbau von Platten und deren Sekundäreinsatz
relevant."



Auf der Fachtagung am 16./17. Februar an der BTU referieren mehr als
30 Akteure aus allen im Forschungsprojekt und am Stadtumbau
beteiligten Bereichen (Staatliche Einrichtungen, Wissenschaft,
Wohnungswirtschaft, Bau- und Entsorgungswirtschaft, Soziologen und
weitere) über ihre Erfahrungen, Erkenntnisse resp.
Untersuchungsergebnisse. Vorgestellt werden beispielsweise Projekte
aus Rostock, Dresden, Leipzig, Eggesin und Templin. Auch aus Budapest
und St. Petersburg werden Stadtplaner erwartet. Begleitend zur
Fachtagung findet eine Fachausstellung statt. Brandenburgs Bauminister
Frank Szymanski wird am Eröffnungstag eine Bestandsaufnahme zum
"Stadtumbau Ost - aktuell" vornehmen (Mittwoch, 16.2. ca. 10.20 Uhr,
Hörsaal 3). Den Abschluss und Höhepunkt der zweitägigen Fachtagung
bildet die Podiumsdiskussion, von der u.a. weitere Impulse für einen
zukunftsfähigen Stadtumbau erwartet werden (Donnerstag, 17.2., ca. 14
Uhr, Hörsaal 3).



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