Die Gebäudetechnik-Branche könnte aber von hohen Energiepreisen profitieren

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Der
neue Trend heißt "Homing". Die Selbstverständlichkeit des Wohnens ­ ein Trend?
"Die eigenen vier Wände avancieren zum sozialen und kommunikativen Mittelpunkt
des Lebens." Das behauptet zumindest die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft
(VDS). Neu sei nicht der vermehrte Aufenthalt zwischen Dach und vier Wänden,
sondern die Wertschätzung, die man der qualitativen Ausstattung der Wohnung
entgegenbringt, meint der Verband. Er stützt sich dabei auf eine Studie, wonach
46,7 Prozent der Bundesbürger 10.000 geschenkte Euro vor allem ins Haus oder in
die Wohnung investieren würden, und nicht etwa in einen Urlaub (41,3 Prozent)
oder ins Auto (20,5 Prozent). Das könnte der Branche der Haus- und
Gebäudetechnik so gefallen. Die knapp 700 deutschen Hersteller von <nobr>Heizungs-,</nobr>
<nobr>Sanitär-,</nobr> Lüftungs- und Klimatechnik sowie die mehr als 49.000 Betriebe des
entsprechenden Installationsgewerbes und des Großhandels liefern alles, was
Bauherren wünschen: moderne Öfen, umweltfreundliche Wärmepumpen, leise
Klimanlagen, schmucke Wannenbäder. Angebot und Nachfrage wären also vorhanden.
Was fehlt, sind die 10.000 geschenkten Euro. Der Markt schrumpft, und das seit
Jahren.



Der Neubau lahmt



Der Branchenumsatz sank nach Angaben des ifo-Instituts von 38,4 Milliarden Euro
im Jahr 2001 um 8,3 Prozent auf 35,2 Milliarden Euro im Jahr 2004. Die Zahl der
Beschäftigten sank von 502.000 auf 413.000, ein Rückgang um 17,3 Prozent.
Verantwortlich dafür ist der Rückgang der deutschen Bautätigkeit. Wurden hier zu
Lande im Jahr 2000 noch 192 Milliarden Euro in den Hochbau investiert, waren es
2004 nur noch rund 167 Milliarden Euro. 2004 konnte der Abwärtstrend gestoppt
werden ­ die Umsätze der Haus- und Gebäudetechnik-Branche legten gegenüber 2003
um 2,6 Prozent zu. Dafür sorgen vor allem mehr Investitionen im Wohnungsbau
aufgrund geänderter staatlicher Förderung. Für 2005 waren der VDS und die
Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft (VdZ), die mangels einer
amtlichen Branchenstatistik den Markt mit Unterstützung des ifo-Instituts
erfassen, ebenfalls optimistisch gestimmt. Sie prognostizierten zwei Prozent
Wachstum. Strengere gesetzliche Auflagen zur Energieeffizienz von Heizungen und
der hohe Ersatzbedarf im Bestand sollten für Auftrieb sorgen. Rund 70 bis 80
Prozent des Umsatzes der Haus- und Gebäudetechniker entfallen bereits auf
Modernisierung und Renovierung, nicht auf den Neubau.



Doch die Hoffnungen haben sich nicht erfüllt. Auch wenn die Verbände exakte
Marktdaten erst Mitte November veröffentlichen: "Die Prognose wird sich so aller
Voraussicht nach leider nicht aufrecht erhalten lassen", sagt Jens Wischmann,
Geschäftsführer des VDS. "Das Geschäftsklima hat sich im Jahr 2005
verschlechtert." Das liegt an der schwachen Baunachfrage, unter der vor allem
die kleinen und mittleren Installationsbetriebe leiden, die stark vom
Inlandsmarkt abhängig sind. Die Heizungs- und Sanitärindustrie kann zwar eher
ins Auslandsgeschäft ausweichen ­ die Exportquote steigt kontinuierlich seit
Mitte der 90er Jahre. Doch liegt sie nur bei rund 30 Prozent und damit deutlich
unter dem Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes (rund 38 Prozent).



Die rund 300 deutschen Hersteller von Heizungstechnik mit ihren 35.000
Beschäftigten konnten ihren Umsatz nach Angaben der VdZ 2004 um fünf Prozent auf
6,5 Milliarden Euro steigern. Die Anbieter von Heizkesseln und <nobr>-körpern,</nobr> Öfen
und Brennern, Tanks, Pumpen, Kompressoren, Armaturen, Mess- und
Regeleinrichtungen profitierten davon, dass mancher Hausbesitzer seine
Heizungsanlage aufgerüstet hat, weil die Kleinfeuerungsanlagenverordnung seit 1.
November 2004 strengere Abgasgrenzwerte vorschreibt. Inzwischen hat sich die
Stimmung wieder verschlechtert. "Bei Öl- und Gaskesseln ist 2005 ein
Umsatzeinbruch von zehn bis elf Prozent zu befürchten", sagt Andreas Lücke,
Geschäftsführer des Bundesindustrieverbands Deutschland Haus-, Energie- und
Umwelttechnik (BDH). "Die steigenden Energiepreise führen leider nicht
flächendeckend zu Investitionen in effizientere Technik", sagt er. Dennoch gibt
es einen Hoffnungsschimmer: Heizungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energien. Sie
machen zwar erst sechs Prozent der produzierten Heizungen aus. "Doch sie sind
eindeutig im Aufwind", so Lücke. Er rechnet in diesem Jahr mit rund zehn Prozent
mehr produzierten Wärmepumpen und Solarthermieanlagen. Holzpellet-Heizungen
legen sogar um mehr als 50 Prozent zu.



Kleine Heizkraftwerke liegen im Trend



"Die Energiepreise wirken sich deutlich aus, das Geschäft boomt", sagt Michael
Mark, Marketingleiter der Senertec Kraft-Wärme-Energiesysteme GmbH aus
Schweinfurt, nach eigenen Angaben Marktführer bei kleinen
Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. "In Zeiten steigender Energiepreise sind
Effizienztechnologien stärker gefragt", sagt Mark. Die 80 Mitarbeiter der Firma,
deren Umsatz jährlich um 30 Prozent zulegt, stellen den so genannten Dachs her.
Das ist ein kleines Blockheizkraftwerk, das sowohl Strom wie Wärme produziert
und dabei rund die Hälfte der fossilen Energie spart. 12.500 solcher Anlagen
sind bereits in Betrieb. 2006 soll der Dachs auch mit Pflanzenöl laufen.



Den Trend zu umweltfreundlichen Energien gibt es auch in der
Lüftungs- und
Klimaindustrie
. Moderne Klimageräte arbeiten auf Basis geothermischer
Wärmepumpen. Sie können bei Bedarf nicht nur heizen, sondern auch kühlen. Doch
noch zählt Deutschland bei der
Klimatisierung zu den europäischen Schlusslichtern, so der Verband Deutscher
Kälte-Klima-Fachbetriebe (VDKF). "Zwar werden zunehmend Verwaltungsgebäude,
Arztpraxen, Banken und Bürokomplexe klimatisiert", sagt Geschäftsführer Sascha
F. Wenzler. "Vor allem im privaten Bereich existiert aber ein riesiger Markt,
den es zu erschließen gilt." 2004 erwirtschaften die rund 2.300
Kälteanlagenbauer mit 18.500 Beschäftigten einen Umsatz von fast drei Milliarden
Euro.



Die rund 190 Hersteller von Sanitärtechnik mit ihren 32.000 Beschäftigten leiden
wie alle Teilbranchen 2005 unter einem schlechteren Geschäftsklima. "Allerdings
besteht Hoffnung auf eine leichte Belebung", sagt Wischmann. Nach einer Umfrage
der Gesellschaft für Konsumforschung halten 30 Prozent der befragten
Bundesbürger ihr Bad für veraltet oder für zu klein. Während die
Sanitärindustrie Hausbesitzer mit Werbekampagnen wie "Neue Bäder erleben" dazu
bringen will, mehr Geld ins Haus zu stecken, setzen die Heizungs- und
Klimatechniker auf das Thema Energieeffizienz. Laut Forsa-Umfrage sind 25
Prozent der Heizungen älter als 15 Jahre, mithin nicht auf dem neuesten Stand.
2006 wird der Energiepass für Gebäude eingeführt. "Das wird ein weiteres
Verkaufsargument für uns", sagt Michael Mark von Senertec. (Quelle: Verlagsbeilage im Handelsblatt JournalMittelstand vom 17.10.2005 Seite
001, Autor: Grosser, Thilo)



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