Lehm-Kasein-Spachtelboden

Diskutiere Lehm-Kasein-Spachtelboden im Forum Lehm- & Holzbau im Bereich - Hallo, wir renoivieren seit ein paar Jahren ein altes Bauernhaus und sind jetzt soweit um über den Bodenbelag im Erdgeschoss (Wohnzimmer...
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Seehaas

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Hallo,
wir renoivieren seit ein paar Jahren ein altes Bauernhaus und sind jetzt soweit um über den Bodenbelag im Erdgeschoss (Wohnzimmer, Esszimmer, Küche, ca 60m2) nachdenken zu können.

Momentan ist die oberste Boden-Schicht eine 15 cm starke Betonplatte mit eingegossenen Heizungsrohren (Schwedenplatte).

Terrazzo als Belag hatten wir mal kurz angedacht, aber wegen der extrem aufwändigen Schleifarbeiten wieder verworfen.

Da wir in der Nähe tollen rötlichen Grubenlehm haben kam jetzt die Idee auf einen Lehm-Kasein-Spachtelboden (Adobe Floor/ Earthen Floor) einzubauen.

Hat soetwas schon mal jemand hier im Forum gemacht. Interessant wäre mal zu erfahren wie so ein Boden nach ein paar Wochen oder Jahren aussieht, ob es Probleme mit der Oberflächenhärte, mit der Abriebfestigkeit, mit Feuchtigkeit oder Rissbildungen gibt. Wie schwierig ist die Pflege und die Reinigung von so einem Boden .....?

Grüsse
Jörg
 
Erfahrung kann ich auch keine...

... vorweisen, ich gebe zu bedenken, dass die Idee in Verbindung mit dem sehr starken Heizestrich in Richtung Austrocknung und Rissbildung schief gehen könnte und wahrscheinlich wird...

Macht doch einfach nette Fliesen oder Steinzeug oben drauf und dann ist für 30 Jahre Ruhe...

MfG,
sh
 
Wozu genau...

wollt Ihr in einer Lehmgrube wohnen? Lehm ist für vielerlei am Bau geeignet, für einige Anwendungen nahezu konkurrenzlos.
Fußboden gehören da aber definitiv nicht dazu.

Grüße

Thomas
 
Wozu...

Danke für die schnellen Kommentare!

Bitumen finde ich auf der Srasse ok, aber ins Wohnzimmer kippe ich mir das Zeug nicht!
Rißbildung könnte ein Problem werden (ev Gewebeeinlage oder Estrichgitter?).

@Thomas
Wir wollen weder in einem Sägewerk noch in einem Betonsilo und schon garnicht in einer Lehmgrube wohnen!!!

Neben den funktionellen Eigenschaften die ein Bodenbelag haben muß, spielen natürlich die ästhetischen Gesichtspunkte die Hauptrolle bei unseren Überlegungen.

Ich habe deratige Bodenbeläge vor vielen Jahren im Süd-Westen der USA gesehen - dort werden sie traditionell auch heute noch (oder wieder?) vermehrt eingebaut. Auch in Mittelamerika findet man diese Böden häufiger; in Mitteleuropa war das wohl bis ins 14. Jahrhundert hinein der Standart-Bodenbelag.
Die Oberfäche ist i.d.R. leicht genarbt und ähnelt nach dem Finishing so in etwa einem groben Büffelleder.

http://lh3.ggpht.com/_u8bU6i-y8Lc/TMyjd7i_mCI/AAAAAAAAV00/wy7gUbMZAOA/P1050676.JPG?imgmax=640

http://lh6.ggpht.com/_NjogwBzwCu4/S8lAl0RxkKI/AAAAAAABDHE/_s8YB-CcmVY/Earthen Floor 03.jpg

Ich habe die gleiche Frage, die ich hier gestellt habe auch in amerikanischen Foren gestellt und inzwischen eine Menge Rezepte, Verabeitungshinweise und Tipps bekommen - ich werde mir in der bächsten Woche mal kleine Testflächen anlegen ...

Grüsse
Jörg
 
Estrich

Vergessen Sie bitte nicht das hier nicht der Südwesten der USA ist, hier haben wir ein anderes Klima. Das solche Böden im Mittelalter in einfachen Bauernkaten mal Standard waren mag stimmen, aber nicht weil sie so schön und pflegeleicht waren sondern weil für die damaligen Bewohner nichts Besseres zur Verfügung stand.
Schade das Sie sich mit den Links nicht weiter beschäftigt haben, dann hätten Sie mitbekommen das Gußasphalt als Fußbodenbelag mit einer Bitumendeckschicht auf der Straße wenig gemeinsam hat. Jedenfalls ist er im Gegensatz zu Lehm wasserfest, abriebfest und widerstandsfähig gegen mechanische Belastungen. Deshalb hat sich Lehmestrich auch nie in den letzten Jahrhunderten als Bodenbelag durchgesetzt, wenn man mal von ein paar Dorfkegelbahnen im 19.Jhr., Dreschtennen, Reithallen und den Öko- Spielereien mal absieht. Verwechseln Sie bitte nicht Werbung- auch Eigenwerbung- mit einem verkehrsfähigen Verfahren. Wichtig ist wie so etwas nach einem Jahr Gebrauch aussieht.
 
Bitumen

@ Herr Böttcher
Ich hatte mir die verlinkten Seiten schon durchgelesen und mir ist auch klar das der Gußasphalt für den Innenbereich deutlich härter ist als der auf der Sraße, dennoch neine ich daß das keine wirkliche Alternative für den Fußboden in einem ca 200 Jahre alten Fachwerkhaus ist! Auch die Beschränkung der Vorlauftemperaturen für die Fußbodenheizung wären für uns nicht sinnvoll (die Vorlauftemperatur selbst wollen wir zwar niederer halten als die möglichen 45 Grad C, aber es laufen auch noch Rohre zu unserem Kamin mit Wassertaschen durch den Boden/ ca 90 Grad C).

Grüße
Jörg
 
Ein Dielenboden...

bewährt sich im heutigen Wohnklima, ihr Lehmboden hingegen wird einfach wegbröseln, zudem über FBH. Wenn's technisch nicht hinhaut, muß man sich über die Ästhetik dessen wohl keine Gedanken mehr machen - ein Fußboden ist keine Handtasche.

Lehmböden mögen, direkt auf dem Erdreich aufgebracht, 'mal als billigste Fußböden gedient haben, und dank einer bestimmten Grundfeuchte vielleicht auch eine kleine Zeit überlebt haben. Mit heutigen Wohnbedingungen sind sie nicht vereinbar. Aber wenn Sie immer eine Schaufel griffbereit haben...

Terracotta wäre eine schöne und historisch auch passende Variante, zu finden u.a. bei www.cottohof.de.

Grüße

Thomas
 
90 Grad...

im Fußboden? Na klasse. Vor Jahren hat 'mal ein Oberspezialist den Rücklauf des Badheizkörpers als "Fußbodenheizung" benutzt, was moderate 55 Grad wurden. Mit dem Ergebnis, daß der Boden unangenehm warm wurde, und ich dem Heizkörper einen neuen Rücklauf oberhalb spendiert habe. Seither gibt's halt keine FBH im Bad. Und da wollen Sie auch noch Lehm draufbringen?

Sie sollten den Pufferspeicher nicht über im Estrich verlegte Rohre ansteuern, oder diese entsprechend dämmen.

Grüße

Thomas
 
@Thomas
Selbstverständlich sind die Rohre gedämmt!!! Da ich die tatsächliche Temperatur die zum Boden hin auftreten kann aber nicht kenne bestünde zumindest die Möglichkeit das die max. zul. 45 Grad beim Gußasphalt erreicht werden könnten.

Grundsätzlich teile ich ja die Bedenken gegenüber dem Lehm-Fußboden, deshalb meine Frage hier im Forum nach tatsächlichen praktischen Erfahrungen.

Ich hatte im Internet hier aus der Region nur diesen Link gefunden:

http://www.geroldulrich.com/?p=401

Grüße
Jörg
 
Ich...

halte das, im Gegensatz zu der Aussage im Link, weder für erprobt (im Sinne von oft und über eine längere Zeit erfolgreich eingesetzt), noch für strapazierfähig. Und preisgünstig? Vielleicht für züricher Verhältnisse, wobei ich gerne den Boden des Referenzobjektes nach ein paar Jahren sehen möchte. Allzu abriebfest kann der Lehm nicht sein.

Solche Exprimente würde ich gerade im eignen Heim nicht machen. Wenn's nicht funktioniert, muß man da noch 'mal grundhaft ran. Oder eneuert es nach wenigen Jahren. Der Pflegeaufwand ist auch nicht ohne.

Und von der Feuchteausgleichsfähigkeit des Lehms wird unter Carnaubawachs nicht viel zum Tragen kommen.

Wer sich's leisten konnte, hat auch früher schon einen Ziegelboden eingebaut.

Grüße

Thomas
 
Moin Jörg,

unsere 2cm-Rockwool-gedämmten Rohre vom Kaminofen laufen auch fast direkt unterm Parkett durch und dort ist's angenehm temperiert, sollte also bei dir auch kein Problem sein.

Die 90° Wassertemperatur sind auch eher theoretisch. Meine Pumpe macht schon bei 60°-70° auf und in dem Bereich bleibt's auch meistens. Wenn ich 90° WW aus dem Ofen holen will, hab' ich Sauna im Wohnzimmer....

Könntest du die Rezept-links auch noch hier posten?

Und natürlich ein paar Bilder und Erfahrungen, wenn du fertig bist?

Ich finde die Idee höchst spannend und wäre an den Details interessiert und so mancher Mitleser ja vielleicht auch.

Gruss, Boris
 
Earthen floor

Hallo Boris,
ich will unseren Ofen so heiß wie möglich betreiben um Glanzrußbildung (Taupunkt) zu vermeiden, der Vorbesitzer hatte ihn auf 84 Grad eingestellt. Das Modell scheint mir da ein wenig ktitisch zu sein, selbst der Rost hat eingearbeitete Wasserkanäle; ich zweifle sowiso ob man damit dann eine vernüftige Verbrennung hinbekommt. Wir haben die Rohre auch mit 2 cm Rockwoll gedämmt, wahrscheinlich ist die Bodenerwärmung eher unkritisch.

Kasein-Lehm-Spachtelboden.
Irgendwie habe ich selbst Bedenken ob dieser Boden vernüftigen Anforderungen standhält. Das einzige was ich aus eigener Erfahrung sagen kann ist das er gut aussieht. Testen werde ich das Ganze auf jeden Fall - selbstverständlich kann ich die Ergebnisse hier posten.

Die Rezepte sind, was das Finishing angeht, immer gleich, was die Zusammensetzung ud Auftragsdicke angeht variieren sie.
Der Lehm muß auf jeden Fall stärker abgemagert werden als bei einem Wandputz, die Sandstärke sollte etwa 1/3 bis 1/2 der Auftragsdicke entsprechen.

Zusamnmensetzungen:
Lehm 1 Teil (100%)
Sand 3 bis 10 Teile (abhängig von Lehmfettigkeit)
Fasern 5%
Stroh 0 - 10%
Kasein 5 - 10% (mit Kalk aufgeschlossen)
Zement 0 - 5%
Farbpigmente ...
Armierung 0 - Gewebeeinlage

Auftragsstärke 1/2" (~13mm) bis 3"(~8cm)
ev noch höher, dann mit Rüttler verdichtet.

Finishing:
Wenn Boden durchgetrocknet:
1. Lage Leinölfirnis kalt aufgetragen
trocknen
2. Lage Leinölfirnis entweder heiß oder verdünnt (20% Balsamterpentin)
trocknen
3. Lage Leinölfirnis entweder heiß oder verdünnt (50% Balsamterpentin / Halböl))
trocknen
4. Lage
Carnaubawachs (da das Wachs unter 80 Grad fest ist vermute ich mal das es erhitzt werden muß)


Ich werde auf jeden Fall mal ein paar Testflächen anlegen und verschiedene Rezepturen probieren, das wird wohl 2-3 Wochen gehen bis ich dann Ergebnisse habe,

Über Google sind die Suchbegriffe zum Thema:
Adobe floor
Earthen floor
Cob floor

Grüsse
Jörg
 
Lehmestrich

15 bis 40 Teile Zusätze auf ein Teil Lehm:
Warum nennt man das Zeug eigentlich Lehmspachtelboden?
Das erinnert mich an eine Dose verdächtig preisgünstiger Entenleberpastete nach angeblich französischer Art (Foie gras du Canard), die meine Frau mal aus einem Discounter mitbrachte. Das meiste darin hatte nichts mit Entenleber zu tun, die war nur in homöopatischer Dosis enthalten. So schmeckte das auch.
Übrigens:
Eine Mischungsrezepur für einen Baustoff sieht anders aus. Diese von-bis Angaben sind ein Witz.

Lassen Sie alles andere bis auf den Sand und den Zement weg, dann haben Sie einen funktionierenden Verbundestrich. Die anderen Zutaten einschl. Lehm verschlechtern nur dessen Eigenschaften.
Wenn so etwas schön glatt werden soll, nehmen Sie Beton-Cire (ist im Prinzip auch nur Sand und Zement) und jemanden der so etwas verarbeiten kann.
Bunt anmalen und wachsen können Sie das dann selber, wenn es gefällt.

viele Grüße
 
Lehm-Mischungen

Na ja , stimmt so nicht ganz.

Bei meinem Wandputz habe ich - bei meinem Gruben-Lehm - auf einen Teil Lehm 3 Teile Sand gemischt (ermittelt nach den Prüfmethoden von Gernot Minke, Lehmbau-Handbuch); das ist ja zunächst nichts besonderes ganz ähnlich wie beim Beton.

Alle anderen Zuschlagstoffe ergeben - selbst wenn man alle in eine Mischung hineinschütten würde (was nicht sinnvoll wäre, die Zusammenstellung stammt ja aus mehreren Rezepten) max 33% des Lehmanteils also entsprechen 0,33 Teilen des Lehms !!!!

Möglicherweise kam das mit den 0 - XX% Angaben falsch rüber.
Ich habe als Zusammenstellungen mehrere Rezepte zusammengefasst! Da gab es eben Rezepte ohne Zement andere mit 3% Zement und einen mit 5% Zement bei meiner Zusammenfassung dann also 0 - 5% Zement.

Meine Aufstellung ist keineswegs eine fertige Rezeptur, sie soll zeigen was die Leute alles so für diese Art von Boden verwenden!

Über Beton-Cire (Beton/Kunstharzmischung)habe ich in der Tat auch schon mal nachgedacht für unseren Naßbereich (steht aber erst für nächses Jahr an).

Grüsse
Jörg
 
Moin Jörg,

ein wenig Glanzruss halte ich bei einem wassergeführten Ofen für unvermeidbar, bei mir sinds ein paar mm an den weniger beflammten Stellen nach gut 3 Jahren.

Danke für die Rezepte, hört sich interessant an, wenn auch nix für Dreckschuhe...oder Mitmenschen die gern auf Stühlen rumrutschen.

Gutes Gelingen,

Boris
 
Ich bin außerordentlich...

... skeptisch, was den Boden angeht, kann aber mangels Erfahrung allerdings auch keine, nunja... Erfahrungen beisteuern...

Ich gebe jedoch zu bedenken, dass das Heizungssystem bereits jetzt mit einer sehr hohen Masse und dementsprechender Regelträgheit zu "kämpfen" hat, das wird nicht besser werden, wenn dort nochmals, wie geschildert, bis zu 80mm Speichermasse dazukommen.

Im Prinzip wäre dann die eigentlich sinnvolle (und in D vorgeschriebene) Witterungsführung sowie die Einzelraumregelung für die Fußbodenheizung ohne sinnvolle Funktion. Man müsste dann schon zwei bis drei Tage im vorraus wissen, wie zu heizen ist...

MfG,
sh
 
Mein

Onkel hat sich bei seiner Renovierung so einen Lehmboden eingebildet, und von Besuchern weiß ich, dass das Resultat ewig sandig-staubig war. Da muss man wohl schon sehr überzeugt sein, um so einen Boden zu schätzen.
 
Erfahrung mit Lehm-Kasein-Spachtelboden

habe ich leider auch nicht aber mit Magnesiaestrich oder sogennanter Industrieestrich: http://www.fleckner-online.de/joomla/index.php/estricharten/magnesiaestrich
Vielleicht wäre für den Trockenbereich eine Alternative.

Für den Nassbereich kann Ziegelfliesen =(mehrere hundert Jahre alten Ziegelsteinen werden zur dünnen Fliesen geschnitten)verlegt werden.
 
Lehmkaseinboden

Hallo Jörg!
Ich interessiere mich auch für den Lehmkaseinboden. Die Konversation ist schon etwas älter, welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Habt ihr den Lehmkaseinboden eingebaut? Ich habe mit dem Hausmeister der Schule in Zürich gesprochen, er hat mir nicht abgeraten von dem Boden. (Die Schule, in der der Lehmkaseinboden von Gerold Ulrich eingebracht wurde). Vielen Dank für die Information zum Resultat!
Herzliche Grüsse
Heike
 
Thema: Lehm-Kasein-Spachtelboden

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