Hat jemand Erfahrung mit Hitzebehandlung von Holzwürmern?

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Stutzi

Guest
Ich interessiere mich für den Kauf eines sehr schönen Fachwerkhausen, in dessen Dachstuhl sich leider der Holzwurm breit gemacht hat.

Funktioniert das mit der Hitzebehandlung? Wie teuer wird sowas? (Was habt Ihr bezahlt: Preis bei xx qm?) Kennt jemand eine Firma in Hessen, die das anbietet?

Welche Möglichkeiten gibt es noch, wenn es für den Menschen unbedenklich sein soll? (Außer den kompletten Dachstuhl auswechseln. ;o))

Über relativ konkrete Antworten würde ich mich sehr freuen.
Ich werde sie auch nicht als verbindlich ansehen!!! ;o)) Aber zu wage Antworten bringen mir momentan nicht so viel.
 
Die Hitzebehandlung ist sicher eine der zuverlässigsten Varianten der Holzschädlingsbekämpfung, und kommt ohne Giftstoffe aus. Sofern Bedarf besteht ist das eine lohnende Investition.

Aber besteht überhaupt Bedarf?
Den "Holzwurm" z.B. als solches gibt es gar nicht, genannt werden so die Larven des Hausbock-Käfers. Ist eigentlich gar nicht der gefährlichste Holzschädling, da er ab einem bestimmten Alter des Holzes das Holz nicht mehr befällt, ferner häufig die Statik gar nicht schädigt, da er das Kernholz auch nicht befällt. Gefahrenpunkte stellen natürlich immer die Verbindung, Zapfen und ähnliches dar.

So was muss aber vor Ort von einem Fachmann begutachtet werden. Gibt es Zeichen für aktive Schädlinge? Wenn ja welche sind das? Was sind die Ursachen des Befalls? Wie lassen sich die Ursachen beheben, oder der Schädling vertreiben. Wie hoch ist die Beschädigung des Tragwerks, oder der Befall durch den Schädling, usw........

MfG
 
Hallo, ich bin auch nicht der Meinung, daß man gleich die Maximalvariante ins Auge fassen soll. Denn der Zustand des Dachstuhls würde sich nicht verbessern, es würde eben nur der Befall gestoppt werden. Wie Johannes Hoffmann schon schrieb: Gutachter sollten´s begutachten.
Erst sollten Sie einmal darauf achten, ob der Befall wirklich noch aktiv ist: Neue Mehlhäufchen trotz Ruhelage. Löcher im Holz sagen nur, daß es einen Befall gab - nicht, daß er noch aktiv sein muß.
Ein uraltes Hausmittel, das schon mehrfach in der Interessengemeinschaft Bauernhaus praktiziert und angewendet wurde: Im Frühjahr frische, grüne Eicheln sammeln und diese genau an die Stellen im Dachstuhl plazieren, wo der aktive Holzwurm "arbeitet". Am einfachsten eine Hand voll Eicheln mit Packband direkt daneben ankleben.
Der Holzschädling fühlt sich von frischen Eicheln angezogen, weil ihm das Altholz nicht mehr gut schmeckt. Deshalb regelmäßig genau kontrollieren. Hat sich der Wurm bis in die Eicheln hineingefressen, dann darf man diese verbrennen.
Ob das auch beim Hausbock geht, weiß ich nicht. Aber es funktioniert bei Anobien.
Also - bevor Sie 50.000 Euro für´s Verpacken á la Christi am Reichstag ausgeben (was sicher medienwirksam ist), sammeln Sie lieber eine Tüte Eicheln im nächsten Frühjahr.
Erfahrungsberichte hören wir gern.
Viele IGB-Grüße D.Fr.
 
I381_2802_2004819135252.jpgSie sollten sich an Lutz PARISEK wenden!!

Guten Tag Stutzi
eine Adresse an die sie sich wenden sollten:

PARISEK saniert GmbH & Co KG
Inh. Lutz Parisek
Am Schlossgarten 3
96194 Walsdorf
Tel.: 09549 8266
Fax : 09549 8382
eMail: **********

Oder diesen Link kopieren und öffnen:
http://fachwerkhaus.historisches-fa...dex.cfm/ly/1/0/forum/a/showMitglied/1064$.cfm

Mit zimmerlichem Gruß
Andreas Vollack
aus Hann. Münden
 
Vielen Dank für die Antworten!!!
Wie wir die Ursachen für die feuchten Balken beseitigen können, wissen wir schon. Es gibt da zwei Schwaschstellen im Dach und nur dort ist "der Holzwurm".
Welche Art von Schädling es ist, weiß ich noch nicht, da sowohl der Makler als auch unser Sachverständiger von "Holzwurm" gesprochen haben. Allerdings handelt es sich um Eiche - da kann man wohl diesen Holzbock ausschließen. (?) Der Sachverständige meinte, dass die Balken nicht nur äußerlich angefallen sind und dass der "Wurm" noch aktiv ist. Das glaube ich ihm einfach mal. ;o))
Leider weiß er nicht, was so eine Hitzebehandlung kostet, er hat sie uns aber als relativ sicher empfohlen. Er meinte, es wäre günstiger, als gleich den kompletten Dachstuhl zu erneuern, was bis zu 30.000 Euro kosten könne. Jetzt irritiert mich, dass da jemand schreibt, die Hitzebehandlung kann 50.000 Euro kosten.
Wir werden, falls wir das Haus kaufen, erst mal das mit den Eicheln ausprobieren. Ich hoffe, das war ernst gemeint. ;o))
 
I1064_2004104103929.jpgHallo Lieber Johannes

Deine Stellungnahme zu "Hat jemand Erfahrung mit Hitzebehandlung von Holzwürmern" weist einige massive Fehler auf !
1. Der "Holzwurm" ist nicht die Larve des Hausbocks sondern des gemeinen Nagekäfers (anobium punctatum)
2. Der Hausbock stellt zu recht den gefährlichsten Holzschädling Europas dar
3. Das altes Holz nicht angegriffen wird, gehört zu den Sagen und Mythen

@Dietmar Fröhlich
Warum 50.000 Euro fürs einpacken ?
Gehört wohl auch zu den Mythen.
Das mit den Eicheln ist für mich neu und orginell, davon würde ich als Erfahrungsbericht gerne mehr hören.

@ Stutzi
1. Kosten ca. 5.000 Euro
2. Funktioniert bei gewissenhafter Ausführung zu 99,8 %

Gruß

Lutz
 
Geehrter Lutz Parisek

Der Begriff "Holzwurm" wird häufig (vom Laien) dann angewendet wenn es sich in Wahrheit um den Befall durch Hylotrupes bajulus handelt. Also dem Hausbock, vielmehr seiner Larve.

Diesen Gedankensprung habe ich zu beschreiben ausgelassen, insofern sind meine Ausführungen missverständlich. Danke für den Hinweis, und hiermit korrigiert.

Meine Ausführungen betrafen also nicht die Larve des gewöhnlichen Nagekäfers (dem eigentlichen "Holzwurm") sondern die des Hausbocks. Das Schadensbild des Hausbocks sieht nicht selten verheerender aus als es ist, der umgekehrte Falle trifft mit weitaus höherer Wahrscheinlichkeit auf den durch Anobium punctatum verursachten Schaden zu.

Die Trockenholzinsekten (derer wichtigsten: Hausbockkäfer, Anobien und Splintholzkäfer) sind natürlich allesamt "Holzzerstörer" und gehören damit zu den gefährlichsten tierischen Holzschädlingen. So zum zweiten Punkt.

Dazu verweise ich noch einmal auf die unterschiedlichen Schadensbilder. Ich habe nicht wenige von der Holzbocklarve "zerfressene" Balken und Stützen gesehen, welche in ihrem Kern noch voll intakt waren und ihre eigentlich statische Aufgabe noch voll übernahmen. So freundlich ist Anobium punctatum nicht. Stärker als tragende Bauteile gefährdet sind bei Befall durch den Hausbock natürlich die Verbindungen. Daher mein Verweis auf einen Gutachter. Einen massiven Irrtum kann ich nicht erkennen.

Zum dritten Punkt sei bloß mal die Gegenfrage gestellt, wann eigentlich der Siegeszug des Hausbockkäfers begann? Das wissen Sie sicher auch. Er begann mit dem zunehmenden Transport der Bauhölzer über den Landweg. Sprich Anfang des letzten Jahrhunderts. Das jahrhunderte lang zuvor übliche Flössen der Hölzer (natürlich nur, wo der Wald nicht direkt vor der Tür war) führte zu einem Ausschwemmen der Nährstoffe im Holz.

Es besteht eine Korrelation zwischen Nährstoffgehalt im Holz und dem Befall des Holzes durch den Hausbockkäfer. Des weiteren besteht ebenso eine Korrelation zwischen dem Alter des Holzes und seinem Nährstoffgehalt. Aufgrund dieser Korrelationen ergibt sich, dass das Holz an sich ab einem bestimmten Alter als nicht mehr gefährdet für den Befall durch den Hausbock eingestuft werden darf. Und das stammt nun aus dem Reich der Mythen?

Natürlich gibt es Ausnahmen. Diese können verschiedene Ursachen haben. Die seltenste und unwahrscheinlichste ist, dass das Holz auch nach diesem durchschnittlichen Alter ohne einen Einfluss von außen noch ausreichend nährstoffreich ist. Eher ist es doch so, dass die vor Ort gefunden Randbedingung (z.B. Nährstoffanreicherung durch fehlenden oder schadhaften konstruktiven Bautenschutz) einen Befall auch über das kritische Alter hinaus begünstigen oder ermöglichen. Das steht allerdings in keinem Widerspruch zum o.g. Sachverhalt. Irrtum?

MfG
 
I1064_2739_2004819135247.gifMythen und Irrtümer

Lieber Johannes

1.Deutsche Synonyme für Tierarten sind sehr gebräuchlich, daher ist auch hier Genauigkeit gefragt. Zum Beispiel "kleiner Holzwurm" und "Holzwurm" für anobium punctatum und "großer Holzwurm" für hylotrubes bajulus sind also durchaus gebräuchlich und in der Fachliteratur festgehalten.

2.Die Gefahr der Schädigung durch den Hausbock wird auf Grund seiner Fraßgeschwindkeit nicht umsonst so hoch eingeschätzt. Auch die z.T. noch vorhanden Meldepflicht bezieht sich auf den Hausbock nicht auf den "Holzwurm". Nachdem in den Dachstühlen z.T. Schwachholz ohne nennenswerte Kernausbildung und kernfreie Hölzer Verwendung finden bleibt auch eine hohe statische Gefährdung bestehen.

3.Zum Mythos "Altes Holz wird nicht befallen":
Körting A. 1961 : Zur Entwicklung und Schadtätigkeit des Hausbockkäfers (Hylotrupes bajulus L.) in Dachstühlen verschiedenen Alters. Anz. Schädlingskunde, 34/10,
150-153
Wichmand H. 1941 : Wie lange dauert ein Hausbockbefall. Anz. Schädlingskunde 17, 21-24


Weitere Ergänzung:
Auf Befragen des Sachverständigen J. Wiessner im Dezember 2002 in Berlin gab Herr Dr. Hertel von der BAM (Bundesanstalt für Materialprüfung)in Berlin bekannt, dass es über den Hausbock neue Erkenntnisse gibt. Die BAM machte Versuche mit Holz aus dem 13. Jahrhundert. Dort ernährten sich die Hausbocklarven nach seinen Angaben völlig normal.

4: Zum Mythos "Geflößtes Holz wird weniger von tierischen Holzschädlingen befallen":

Zitat Dr. M. Pallske:
Bei der Lagerung von Holz vor der Verarbeitung können eine Vielzahl von Faktoren auf die Qualität Einfluß nehmen; besonders der Lagerung der Stammware unter extrem feuchten Bedingungen (Naßlagerung, Flößen usw.) wird häufig ein extrem positiver Einfluß zugewiesen. "Durch den latenten Feuchteeinfluß würden Holzinhaltsstoffe ausgespült oder Veränderungen der im Holz befindlichen Nährstoffe stattfinden, so daß das Holz derart stark entwertet wird, daß es nicht mehr als Nahrung für holzzerstörende Insektenlarven geeignet ist."

Dieser Frage gingen P. Knudsen, S. Cymorek und A. Bakke in Jahre 1969 im Rahmen einer sehr ausführlichen Untersuchung nach. Es wurde der Einfluß unterschiedlicher Lagerungsarten auf die Entwicklungsgeschwindigkeit von Hausbockkäferlarven in Futterhölzern aus Kiefer und Fichte untersucht.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen lassen sich wie folgt bewerten :

- Die Gewichtszunahme von Hausbockkäferlarven ist in wassergelagerter Kiefer deutlich höher als in konventionell an Land gelagertem Holz. Die Süßwasserlagerung scheint die Bioverfügbarkeit von Holzinhaltsstoffen für die Hausbockkäferlarven zu verbessern.
- Mit keiner Naßlagerungsart konnte die Entwicklung von Hausbockkäferlarven vollständig verhindert werden. Lediglich die Lagerung in Salzwasser führte bei der Holzart Fichte zu einer ganz klar ausgeprägten Verzögerung der Entwicklung der Hausbocklarven, nicht aber zu einer vollständigen Unterdrückung des Larvenwachstum



Der Siegeszug des Hausbocks wurde also durch das temporäre Phänomen "geflößtes Holz" leider nicht gebremst. Auch die Holländer litten unter dem Hausbock! Allerdings wurden bei den reichen Bauherren üppig dimensioniertes Holz mit reichlichen Kernanteil verwendet, was ihnen z.T. eine weitere Zerstörung ihrer Paläste und Lagerhäuser durch den Hausbock ersparte. Vielleicht daher der Mythos!

Ach ja !
"Geehrt" bin ich leider nicht und werde es auch kaum werden, obwohl ich mich bei aller Peinlichkeit wahrscheinlich geschmeichelt fühlen würde.

Gruß


Lutz Parisek
 
Thema: Hat jemand Erfahrung mit Hitzebehandlung von Holzwürmern?

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