Verliebt in Fachwerkhaus

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Verena Mühlenkamp

Guest
Guten Tag!
Ich bin neu hier, vielleicht kann mir jemand helfen. Ich liebäugele schon seit mehreren Jahren mit einem leerstehenden Fachwerkhaus (Niedersachsen, das Haus ist von siebzehnhundert-irgendwas, hab es jetzt nicht genau im Kopf). Das Haus ist total verbaut (eine Seite des Daches Pfannen, die andere eine Art Wellblech, darunter vergammeltes Reet...laut der Nachbarn steht das Haus seit mindestens zehn Jahren leer und angeblich auch unter Denkmalschutz. Es soll einsturzgefährdet sein und sich für den Eigentümer nicht lohnen, es zu renovieren. Den Besitzer versuche ich seit Wochen zu erreichen, bis jetzt hat es jedoch noch nicht geklappt, da er nie zuhause ist. Nun zu meiner Frage:
Darf er das Haus überhaupt so verfallen lassen? Es ist doch auch nicht im Sinne des Denkmalschutzes, wenn dort niemand wohnt und es langsam aber sicher nur noch eine gammlige Ruine darstellt. Das Objekt zu kaufen, ist mir leider nicht möglich, ich hätte es aber gerne gemietet, doch scheint es mir nach Auskunft der Nachbarin alles schlimmer zu sein, als es von außen aussieht.
Was kann man da machen? Ich mag das Haus und finde es schade, wenn es einfach so verfällt. Die nebenliegende Scheune ist schon so kaputt, dass man nur in die Hände zu klatschen braucht, um sie zum Einstürzen zu bringen.
Kann mir jemand etwas dazu sagen?

Viele Grüße aus Niedersachsen
Verena Mühlenkamp
 
Verliebt in Fachwerkhaus

Sehr geehrte Frau Mühlenkamp,
die Liebe zu einem solchen Fachwerkhaus ist eine der wichtigen Voraussetzungen, die den Erhalt des Gebäudes möglich machen können. Man benötigt aber auch eine sehr gute Finanzdecke und das Recht das Gebäude erhalten zu dürfen (Eigentum). Das persönliche Gespräch mit dem jetzigen Eigentümer sollten Sie weiterhin anstreben. Unabhängig davon sollten Sie mit der örtlich zuständigen Denkmalschutzbehörde einmal Kontakt wegen des Hauses aufnehmen.
Nach Ihrem Schilderungen gehen Gefahren von dem Gebäude aus.
Eine Abstimmung zwischen Denkmalschutz und dem Bauordnungsamt ist daher auch erforderlich.
Wichtig ist, daß ein finanzierbares Konzept zur Erhaltung und Nutzung des Hauses gefunden wird. Bei entsprechend gleichgesinnten Partnern kann man vielleicht auch einen Eigentümer motivieren, sich hier mit einzubringen. Manchmal ist es einfach die Perspektivlosigkeit und die fehlende Finanzdecke, die Eigentümer veranlassen, ein solches Gebäude nicht mehr zu unterhalten.Geduld und kleine Schritte und Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde sollte Ihre Motivation stärken.

Hans-Ulrich Flick
 
Vielen Dank für die Antwort!

Lieber Herr Flick, ich danke sehr für die Antwort. Ich glaube auch, dass es im Falle dieses Eigentümers vor allem Geldmangel ist, außerdem bewohnt er ein anderes intaktes Haus und ist wohl auch schon älter. Ich werde dran bleiben und weiterhin versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen.
Ursprünglich war unsere Idee, das Haus für einen niedrigen Preis zu mieten und ihm unsere Arbeitskraft anzubieten bei der Restaurierung. Allerdings wusste ich da noch nichts vom Denkmalschutz, der wahrscheinlich auf dem Haus liegt. Kann man evtl. herausfinden, ob dieses Haus überhaupt geschützt ist, und wenn ja, welche "Teile", oder wird diese Information nur dem Eigentümer gegeben?
Es kann sein, dass eine Gefahr von dem Haus ausgeht, allerdings ist das Betreten des Grundstückes per Schild verboten (es gibt allerdings keinen Zaun, der Leute/Kinder schützen würde).
Ich habe mir die Nummer unserer Denkmalbehörde schon herausgesucht, will jedoch nicht völlig blauäugig dort nachfragen.
Es tut mir sehr leid um das Haus, denn genau so etwas war immer mein Traum. Eine Finanzierung werde ich jedoch frühestens in fünf Jahren auf die Beine stellen können (und dann auch nur, wenn ich wirklich den Job bekomme, auf den ich hinarbeite).
Aber vielleicht lässt sich der Eigentümer ja überzeugen, wenn ich genug Argumente bereitliegen habe.

Viele Grüße
Verena Mühlenkamp
 
Verliebt in Fachwerkhaus

Hallo Frau Mühlenkamp,

ja das ist wirklich so, da kommt einem das heulende Elend. Heute wird soviele Baukultur kaputt gemacht. Entweder die Denkmäler müssen einem Supermarkt Platz machen oder sie werden aufs geht nicht mehr kaputtsaniert. Das geht mit jeden Tag so wie Ihnen, über Jahre muss man mitansehen wie altes Handwerk langsam aber sicher stirbt.

So wie Herr Flick sagt, würde ich es auch einfach Schritt für Schritt versuchen.

Viel Glück und mit freundlichen Grüssen.

Veronika Klepac
 
Wichtig

ist aber vor allem, daß Ihnen das Haus gehört. Vielleicht wird der Eigentümer über einen bezahlbaren Preis oder einen Mietkauf mit sich reden lassen - im letzteren Falle sollten Sie sich aber auch juristisch zum Thema beraten lassen. Oder aber über einen unentgeltlichen Nutzungsvertrag mit der Berechtigung zur Sicherung der Bausubstanz UND grundbuchgesichertem Vorkaufsrecht zum vorher festgelegten Preis.

Vergessen Sie über Ihrer Liebe zu diesem Haus aber nicht den spitzen Bleistift: Ein altbausanierungserfahrener Gutachter sollte sich das Haus ansehen, und dann mit Ihnen über Sinn, Unsinn, Kosten und Möglichkeiten reden. Das Honorar ist in jedem Falle gut angelegtes Geld.

Was ich zu diesem Zeitpunkt definitiv NICHT machen würde, ist, mit Denkmalschutzbehörde oder Bauamt zu reden. Zum einen nutzt Ihnen als Nichteigentümer das gar nichts; wenn Sie dem Eigentümer Ämter auf den Hals schicken, wird er auch vermutlich überhaupt nicht mit Ihnen reden wollen.

Viel Glück für Ihr Vorhaben wünscht


Thomas
 
Vielen Dank!

...nocheinmal für die Tipps! Ich habe noch nicht mit der Denkmalbehörde gesprochen. Allerdings wollte ich den Besitzer auch nicht "anschwärzen", ich dachte eher, dass es vielleicht leichter wäre, ihn zu überzeugen, wenn man schon ein wenig Bescheid weiß.
Leider ist er so gut wie nie Zuhause. Per Telefon möchte ich eine solche Sache nicht besprechen. Es ist schwierig, aber ich versuche weiterhin, mit ihm Kontakt aufzunehmen.
Die Denkmalbehörde werde ich trotzdem anrufen, aber vorrangig, um mich generell über die Denkmalbestimmungen hier in der Gegend zu informieren und auch, um einfach mal vorzufühlen, was hier für ein Tenor herrscht innerhalb der Denkmalbehörde.
Das Projekt wird in meiner momentanen Situation wohl so oder so eine Nummer zu groß sein. Dennoch möchte ich versuchen, etwas für das Haus zu tun. Es geht, wie von allen alten Gebäuden, eine Alt-Ehrwürdigkeit von ihm aus.
So gesehen übe ich mich in Geduld. Meine Finanzierungsmöglichkeiten werden noch ein paar Jahre warten müssen, aber vielleicht kann man da trotzdem schon mal etwas regeln.

Viele Grüße
Verena Mühlenkamp
 
Ein altes Haus renovieren ...

... kostet immer viel mehr als ein neues bauen.
Machen Sie sich nicht ohne genügende Finanzdecke an so ein Projekt!
Wir haben ein Fachwerkhaus renoviert, was uns nahe an den bankrott gebracht hat (und es ist noch nicht fertig!).
Man kommt sich bei deutschen Handwerkern da immer wie ein Bittsteller vor und muss froh sein wenn sie so ein (vergleichsweise kleines und kompliziertes) Projekt überhaupt übernehmen. Unserer Erfahrung nach muss man alle Kostenvoranschläge oder -abschätzungen mindestens verdoppeln (Ausreden dafür finden sie immer - und wenn es nur "Das habe ich nie gesagt" ist).
Dass altes Handwerk vergammelt liegt im Wesentlichen daran, dass neues Handwerk so teuer ist!
Osteuropäische Handwerker sind viel kooperationsbereiter und günstiger, nur fehlt ihnen manchmal die Fachkenntnis.

Manchmal ist es verdammt schwer, seinen Traum zu leben. Deshalb machen es so wenige.

Viele Grüße,
Frank
 
Gute Einstellung, gefällt mir.

Hallo Frau Mühlenkamp,ich selbst finde es auch unerträglich, ein altes kulturhistorisch wertvolles Gebäude
aufgrund der schieren Unfähigkeit und Ignoranz der Besitzer
verfallen zu sehen. Meiner Meinung nach müssten hier die Bauämter der Gemeinden u. die unteren Denkmalschutzbehörden
wesentlich mehr Druck machen. Fakt ist : der Eigentümer muß im Rahmen seiner Möglichkeiten das Objekt erhalten. Kann er dies nicht, so sind allen die Hände gebunden. Ich wäre in diesen Fällen für eine behördliche Notsicherung dieser Objekte mit direkter Kostenumlegung bis zur sofortigen Zwangsversteigerung . Viele Eigentümer spekulieren nämlich auch nach Abriss des irgendwann zusammengefallenen Gebäudes auf das Grundstück für einen Neubau ! Falls es mal zu einer Einigung in Ihrem Falle kommt, müßte man bei einer genauen Substanzanalyse weitere
Vorkehrungen für eine Sicherung treffen (Dach usw.), man kann hier mit einfachen Mitteln das Gebäude über Jahre hinretten, allerdings sollte die Substanz dies rechtfertigen ! Ob das Objekt denkmalgeschützt ist , erfahren sie bei der zuständigen Gemeinde, oder in der Denkmalliste des Landratsamtes Ihres Kreises, diese Auskunft ist öffentlich. Dort könnten Sie z. B. die unzureichende Sicherung anmahnen, schriftlich natürlich, die untere Denkm.sch.beh. muß dann tätig werden und zumindest den Sachverhalt prüfen. Falls der Besitzer dann amtliche Auflagen bekommt, hätten Sie bessere Einstiegschancen, es sei denn, er ist völlig verbohrt.
Falls sich mal was ergeben sollte, bin auch hin und wieder im Harz unterwegs, könnte da auch in Niedersachsen ein Objekt anschauen, wenns dienlich wäre. Übrigens finde ich die Variante Vorkaufsrecht gut, dies würde ich evtl mit einem Wohnrecht koppeln u. vor allen Dingen den genauen Kaufpreis in den Notarvertrag mit aufnehmen, das alles nur notariell ! liebe Grüße aus Thüringen.
 
Das Haus wird wohl verfallen...

Guten Tag an alle, die so nett geschrieben haben!

Ich habe mittlerweile endlich die Besitzer des Hauses gesprochen. Das Haus ist tatsächlich denkmalgeschützt. Die Leute haben zwar Kinder, die das Haus gerne bewohnen würden, jedoch sind sie beruflich an andere Städte gebunden und haben sich dort Immobilien gekauft. Vermieten möchten sie das Haus nicht, da sie es als eine Art "Abstellraum", bzw. Archiv (vermutlich für Dokumente?) benutzen. Die älteren Leute haben weder das Geld noch den Elan, sich mit der Restaurierung des Hauses zu befassen. Allerdings wollen sie es auch nicht verkaufen!
Es wird nun wohl einfach dort stehenbleiben und weiter vor sich hingammeln. Es tut mir sehr leid um das Haus, aber mit den Leuten war nicht zu reden. Die Frau meinte, sie könnte das Haus jede Woche zehnmal verkaufen oder vermieten, weil so oft Leute danach fragen würden.

Vielen Dank für die nette Hilfe! Vorerst wird man allerdings wohl nichts für dieses Haus tun können.

Schade.

Viele Grüße,

Verena Mühlenkamp
 
Thema: Verliebt in Fachwerkhaus

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