Ziegelsteine als Pflaster im Hof
Hallo Karsten,
Falls Sie mit dem Reichsformat die Größe 250 x 120 x 66 meinen, glaube ich nicht, das diese Steine aus einem Feldbrandofen stammen.
Das Reichsformat wurde 1870 per Ministerialratsbeschluß festgelegt, damals hatten sich Ringöfen in der Ziegelherstellung durchgesetzt.
Diese Feststellung ist wichtig für die Einschätzung der Frostsicherheit Ihrer Steine. Ringbrandöfen lieferten weniger Ausschuß und einen fast gleiche Brenntemperatur pro Brenngang. Bei Feldbrandöfen waren oft die Hälfte der Steine zu wenig oder zu viel gebrannt, die Qualität streute in einem weiten Bereich.
Um die Festigkeit Ihrer Steine zu prüfen, können Sie das mit der Klangprobe tun. Einige Steine mit der linken Hand am Kopf fassen und mit einem Hammer dagegen schlagen.
Der Klang sollte hell und voll sein.
Die Frostsicherheit können Sie abschätzen, wenn Sie das Porenvolumen messen.
- Darren Sie einen Stein, um alle Feuchte zu entfernen,
- Wiegen Sie ihn,
Stellen Sie den Stein hochkant in eine c. 10 cm mit Wasser gefüllte Schale, stülpen Sie einen Eimer o.ä. darüber (Ausschaltung von Verdunstung als Einflußgröße)
Am nächsten Tag können Sie nachsehen, ob und wie hoch das Wasser im Stein kapillar gestiegen ist. Gut saugfähige Steine sind porös und nehmen Wasser auf, das bei Frost zu Schäden führen kann. Einige wenige mm weisen auf dichte, harte Steine hin.
Sie können zusätzlich das Porenvolumen ermitteln, in dem Sie den Ziegel ganz mit Wasser bedecken und nach einem weiteren Tag wiegen. Die Differenz zwischen der Trocken- und der Feuchtmasse ist die Menge des aufgenommenen Wassers.
Wenn Sie das Volumen Ihres Steines ermitteln, können Sie damit folgende Werte errechnen:
1. Die Rohdichte in kg/dm³, sie sollte deutlich über 1,2 liegen,am besten um 2,0,
2. Das Porenvolumen in % aus dem Verhältnis Volumen des Steines zum Volumen der wassergefüllten Poren, die der Wassermasse in 1 Gramm = 1 ml entsprechen. Porenvolumen um 2% sind sehr gut, über 5% weniger.
Also:
Wenn Ihr Stein einen hellen Klang hat, eine Rohdichte um 2 kg/dm³und über ein niedriges Porenvolumen verfügt, haben Sie einen harten, frostsicheren Stein, den Sie als Deckschicht auf einer mineralischen Tragschicht einbauen können (Genaueres steht dazu in der RAS Oberbau).
P.S.
Die zugegeben etwas langatmigen Tips zur Materialuntersuchung haben mir zumindest in Teilen schon mehrfach geholfen, wenn mir Materialqualitäten komisch vorkamen. Sie dauern max.1 Tag, können in der Garage oder auf der Baustelle gemacht werden, liefern einen ersten Überblick und kosten nix.
Danach kann man immer noch, falls erforderlich,zur genaueren Bestimmung zu einem Baustofflabor gehen.
Viele Grüße
Georg Böttcher