Becherling
Hallo Herr Mühle,
dieses Bild habe ich im Lehmbau leider schon öfter sehen können. Es handelt sich um einen Pilzbefall mit Becherlingen.
Klasse: Schlauchpilze (Ascomycetes)
Ordnung: Pezizales
Die hier erkannbaren Fruchtkörper können 0,5 – 10cm breit, halbkugelig, schüssel- oder schalenförmig, im Alter flach ausgebildet sein. Die konkave Innenseite kann orange- bis scharlachrot oder gelborange und vollständig von der sporenbildenden Fruchtschicht (Hymenium) überzogen sein. Die Außenseite dagegen ist blasser, weißlich bis blaßrötlich und mehlig – körnig bereift, der Rand ist wellig gebogen, gelappt oder auch eingeschnitten, der Fruchtkörper sitzt stiellos auf, die Basis ist meist zusammengezogen.
Vorkommen:
Mai – Oktober, im milden Westeuropa auch bis Januar, gesellig, oft gedrängt und in großer Zahl auf Waldwegen, Böschungen, naturbelassenen Plätzen, - außerhalb des Waldes auch auf der nackten, besonders lehmigen Erde, neben Stümpfen oder lagernden Stämmen.
Leider können die Sporen und zum Teil auch Fruchtkörper bei der Lehmgewinnung für Bauzwecke mit eingeschleppt werden. Bei günstigen Bedingungen kommt es dann zum Auskeimen und den dargestellten Wachstumsformen. Becherlinge verursachen keine nennenswerten Schäden am Bauholz, sind aber bei einem Befall am Bauwerk ein Indiz für zu hohe Baustofffeuchten, die natürlich auch den Befall durch andere Pilzarten begünstigen.
Der Becherling stirbt bei entsprechender Austrocknung ab, wird der Baustoff aber wieder durchfeuchtet, können die Mycelien und Sporen wieder auskeimen.
Um den Lehmbau nicht unnötig in Verruf zu bringen und auch um unnötige Qualitätsdiskussionen mit der Bauherrschaft zu vermeiden, ist es daher ratsamer, mit Becherlingen befallenes Lehmmaterial nicht zu verbauen.
Mit freundlichen Grüßen
Holger Schmidt-Schuchardt