Kalkestrich
Die von Ihnen beschriebene Estrichart wird meines Wissens schon lange nicht mehr hergestellt, da sie sehr zeit- und arbeitsaufwendig ist und hohes fachliches Können erfordert.
Ich nenne Ihnen eine Rezeptur aus einem Fachbuch von 1900 (Adolph Opderdecke, der Maurer):
"Kalkestrich wird nur noch selten ausgeführt, er ist in Deutschland fast ganz durch den Zementestrich verdrängt worden.
Zu seiner Herstellung wird meist eine Mischung von kleinen Steinen, Sand und hydraulischem Kalk verwendet.
Dieses Gemenge wird auf einer festgestampften Unterlage von Steinen oder Sand in zwei bis drei Lagen ausgebreitet, von denen jede für sich zu stampfen ist, bis sich an der Oberfläche Wasser zeigt. Für die obere Lage verwendet man, wohl zur Erzielung größerer Feinheit, ein Gemenge aus 1 Teil Kalkpulver und zwei Teilen feinem, reinem Sand.
Nach dem Abrammen ist die obere Lage mit der Maurerkelle zu glätten und der Estrich während der folgenden 3 bis 4 Tage anzufeuchten.
Nach völligem Austrocknen ist ebenso wie beim Gipsestrich ein zwei- bis dreimaliges Tränken mit Leinöl anzuraten."
Die hohe mechanische Verdichtung ist erforderlich, um die niedrigere Festigkeit des hydraulischen Kalkes auszugleichen.
Reine Luftkalkmörtel brauchen zusätzlich sehr lange zum Carbonatisieren; man rechnet pro mm mindestens einen Tag.
Die Abriebfestigkeit ist bei diesen Oberflächen trotz Ölung nicht besonders hoch.
Völlig glatte und plane Oberflächen mit diesem Verfahren herzustellen, ist sehr schwierig.
Deshalb wurden solche Estriche nicht in stark frequentierten Wohnbereichen, sondern in Nebenräumen (Dachböden, Kammern usw.) eingesetzt.
In Wohnbereichen wurden bei der Herstellung Bekleidungen aus Steinen auf den Kalkestrich aufgebracht (Terrazzo in Composto) und eingestampft, die nach dem Abbinden plangeschliffen wurden.
Solche Terrazzoböden, oft mit Bildmosaiken, gibt es seit der Antike. Sie sind durch ihren aufwendigen Herstellungsprozess sehr teuer und selten.
Kann es sein, das Sie eigentlich einen Steinholzestrich meinen?