Erlaubt ist, was gefällt
Ich hatte heute den ganzen Tag einen schlechten Nachgeschmack, nachdem ich deinen überaus feinsinnigen Beitrag konsumiert hatte, mein lieber Robert Göbel. Den kann ich nicht so einfach runterschlucken. DENKMALPFLEGE ist die Aufgabe des Besitzers eines Denkmals, das ist in einem gleichnamigen Gesetz so geregelt,welches sehr alte Wurzeln hat und aus der Erkenntnis heraus erlassen wurde, daß ein Denkmal nicht reproduzierbar ist und durch mangelnden Sachverstand, Kriegsverluste und zeitgenössische profitorientierte Bauwut der Bestand kontinuierlich dezimiert wird. Seit hundert Jahren. Die Denkmalpflegebehörden sind nur dazu da, das schlimmste zu verhindern, wenn zuviel Form der Funktion folgen soll. Das ist übrigens ein geflügeltes Wort aus der Epoche der Moderne, das war eine Ideologie in Amerikanien ca um 1900 und kam kriegsverzögert erst 1946 hier an, hat aber trotzdem noch beträchtlichen Schaden angerichtet.Haben wir eigentlich schon lange hinter uns. Inzwischen sollte es sich herumgesprochen haben, daß man aus dem gesamten Formenschatz der Baukunst zitieren darf, wir sind also quasi im Neoekklektizismus angekommen. Das heißt, es darf jeder nach seiner Facon glücklich werden, leider auch wenn er meint ein historisches Gebäude mit ätzender Kontrastarchitektonik verschönern zu müssen.Aber ich schweife ab. Der Eigentümer eines Denkmals wird im allgemeinen mit Zuschüssen unterstützt, oder -was viel interessanter ist- er wird für seine Mühe belohnt mit beachtenswerten steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten.Und darunter könnte auch ein stilsicher gestalteter Anbau fallen, wenn man das rechtzeitig mit den Behörden abklärt.Das man kaputtes Material verbaut verlangt niemand und solche statements gehören eigentlich mehr ins Staubsaugerverteterrepertoire.Es ist eben so, daß man mit einem alten Haus etwas mehr Arbeit hat, dafür ist es auch etwas teurer. Und wer das nicht realisiert ,läßt bei der Restaurierung seines alten Hauses von der Wurst nur die Haut übrig. Der ist mit einem neuen Haus besser beraten. Aber was die Charta von Venedig angeht, so ist das eine freiwillige Vereinbarung aus der Erkenntnis heraus daß man so am besten das unqualifizierte Herumgepfusche an Denkmälern verhindern kann. Aber Italien sollte uns kein Vorbild sein, denn wer Florenz, Rom, Mailand oder auch Venedig kennt, weiß, was von dieser Charta zu halten ist. So. jetzt ist mir etwas wohler, mein lieber Namensvetter. Nimm's mir nicht übel, aber deine Meinung kenne ich schon lange. Gruß Robert