Sie suchen nur nach einer billigen oder alternativen Lösung? Vorsicht bei Hausschwamm!!!
Der „Echte Hausschwamm“ - gefährlichster Gebäudezerstörer
Obwohl der Echte Hausschwamm schon seit langer Zeit bekannt ist, die ältesten Überlieferungen gehen in die Zeit 1300 v. Chr. zurück, muss man sich wundern, dass er noch so stark verbreitet ist. In den Altstadtgebieten sind oft ganze Straßenzüge vom Echten Hausschwamm befallen, der mit den Speise- und Giftpilzen eng verwandt ist. Die genaue Bezeichnung lautet: Serpula lacrimans.
Bild 23 Fruchtkörper vom echten Hausschwamm an einer Decke. Breite ca. 40 cm.
Erkennen des Echten Hausschwamms
Wegen seiner vielfältigen Erscheinungsformen wird der Echte Hausschwamm sehr oft von Bauunternehmern, Architekten und sogar Bausachverständigen nicht erkannt. Immer wieder kann man feststellen, dass durch die Fehlbestimmung und Fehlein-schätzung von Schadensbildern und Erkennungsmerkmalen un-sachgemäß Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Anhand gezielter Untersuchungen durch Fachleute wurde z. B. in Berlin festgestellt, dass nur ca. 40 % der in einem Altstadtgebiet untersuchten Häuser frei von holzzerstörenden Pilzen waren. Hierbei war in 40% der Fälle, Befall durch den Echten Haus-schwamm sichtbar. Ein weiterer hoher Prozentsatz der untersuch-ten Häuser war mit ähnlichen, stark holzzerstörenden Pilzen be-fallen, z. B. dem Braunen Kellerschwamm, Weißen Poren-schwämmen Blättlin gsarten und anderen Pilzen. Die Unterschei-dungsmerkmale an dem befallenen Holz sind makros- und mik-roskopisch nur von ausgewiesenen Fachleuten zu analysieren er-kennen. Relativ gute Unterscheidungsmerkmale weisen die ein-zelnen Fruchtkörper auf. Fruchtkörper sind die für uns sichtbaren Teile der Pilze. Sie dienen der Fortpflanzung. Der größte Teil der Pilze liegt im Verborgenen. Ein Beispiel für die Fruchtkörper sind die uns allen bekannten Champions. Das was wir als „Pilze“ essen sind die Fruchtkörper. Es kann in begrenztem Umfang auch eine Differenzierung durch die Analyse des Pilzgewebes (Myzel) vorgenommen werden.
Ausbreitung des Echten Hausschwamms
Wenn man bedenkt, dass eine Art der Verbreitung über die Spo-ren (entsprechen den Samen bei den Pflanzen) stattfindet und ein gut ausgewachsener Fruchtkörper diese Sporen milliardenfach produziert und in der Raumluft verteilt, so kann man sich leicht vorstellen, dass die Verbreitung allein durch die Sporen unheim-lich große Ausmaße annehmen kann. Sehr oft findet man im Kel-ler, besonders im Bereich von Kellergewölben Fruchtkörper. Fal-len nun die Sporen in sehr großer Anzahl auf einen günstigen Nährboden, genannt sei hier z. B. Holz, so bedarf es zum Keimen und zur Verbreitung nur noch günstiger Feuchtigkeits- und Tem-peraturverhältnisse.
Zunächst bilden sich so genannte Keimhyphen. Vom Primärmy-zel wachsen weiter Hyphen, die sich sehr schnell vermehren und sich miteinander verzweigen. Diese ergeben später ein dichtes Pilzgeflecht (Myzel). Bei dem Myzel wird unterschieden zwi-schen dem so genannten Substratmyzel, das im Innern des Holzes wächst und dem Oberflächenmyzel, das zunächst auf der Holz-oberfläche und sich z.B. beim Echten Hausschwamm auch auf dem Mauerwerk weiter verbreiten kann. Beim Echten Haus-schwamm gibt es auch noch ein so genanntes Luftmyzel. Man er-kennt es an feinen, weißen, watteartigen Gebilden. Beim Echten Hausschwamm ist der Fruchtkörper zunächst charakteristisch rot-braun gefärbt, an den Randzonen hat er weiße Zuwachsränder, diese können auch watteartig aussehen. Ältere Fruchtkörper werden oft dunkelbraun bis schwarz. Sehr oft hängen sie im Be-reich der Keller von den Decken wie alte Lumpen an den Ober-flächen. Neben den Sporen sind auch andere Ausbreitungsmög-lichkeiten bekannt. Es ist z. B. ohne weiteres möglich, dass die Ausbreitung auch über Myzelstränge oder Teile von Myzelsträn-gen, z. B. durch Verschleppen mit den Schuhen oder irgendwel-chen befallenen Gegenständen, die von einem in den anderen Raum gebracht werden, erfolgt.
Ein schwerwiegendes Beispiel für die Ausbreitung des Haus-schwammes, möchte ich aus meiner jahrelangen praktischen Er-fahrung schildern:
In den Kellerräumen einer Münchner Weingroßhandlung, in einem Altbau, wurde im Bereich der Deckenkappen sehr starker Hausschwammbefall festgestellt. Fruchtkörper bis zu einer Größe von einem Meter Durchmesser hingen an der Unterseite. Die Sporen derselben fielen auf die darunter gelagerten Weinkartons. Hunderte von diesen Pappschach-teln waren mit einer roten Sporenschicht überzogen. Nach Feststellung dieses Befalles wurde die Behörde von diesem Schwammbefall verständigt.
In Bayern ist zwar die Meldepflicht weggefallen. Die Ver-antwortung obliegt jetzt dem fach- und sachkundigem Bau-leiter oder Architekten. Die Bekämpfung muss dennoch durch einen Fachbetrieb sowie nach den anerkannten Re-geln der Technik (z.B. DIN 68800 Teil 4) erfolgen.
Mit Verwunderung stellte ich nach 3 Jahren fest, dass nicht saniert worden war. Das Haus sollte zunächst verkauft werden, um es dann später in Eigentumswohneinheiten auf-zuteilen. Durch den Besitzerwechsel wurde die Sanierung über einen Zeitraum von mehr als 3 Jahren hinausgezögert! Die Weinhandlung wurde jedoch weitergeführt, so dass bei mehrmaligem Warenumschlag innerhalb dieser Zeitspanne eine Unmenge sporenbehafteter Weinkartons in die ver-schiedenen Keller der Kunden gelangt ist. Ein Großteil der Keller eignet sich mit Sicherheit bei feuchten Umweltbedin-gungen „hervorragend“ für die Ausbreitung des Haus-schwammes.
Um sich über die Gefährlichkeit des Echten Hausschwammes ein klares Bild zu verschaffen, sollte noch ein Versuch erwähnt wer-den, der Aufschluss über die Zerstörung gibt. An infizierten Holzstücken (Kiefersplintholz) war nach einem Monat eine Ge-wichtsabnahme von über 4 % festzustellen, bereits nach 2 Mona-ten aber schon 27 %. Das befallene Holz konnte leicht mit dem Fingernagel auch quer zur Maserung eingedrückt werden.
Der Hausschwamm kann pro Tag mehrere mm in alle Richtungen wachsen.
Noch etwas macht den Echten Hausschwamm so gefährlich. Die erwähnten Myzelstränge, in der Regel 1 - 5 mm stark (können aber auch 1- 2 cm Durchmesser aufweisen), wachsen nicht nur durch Kohle- und Briketthaufen, zwischen Fugen von Brettern und Balken, sie wachsen auch durch feine Ritzen im Mörtel und zwischen den Mauersteinen hindurch. Selbst qualitativ schlechten Beton kann der echte Hausschwamm durchdringen. Er kann sich somit von einem Raum in den anderen, von einem Stockwerk zum nächsten, in Einzelfällen sogar vom Keller bis zum Dach verbreiten. Sehr oft findet man diese Myzele auch hinter dem Putz im gesamten Mauerwerk und deswegen wird der Laie oft auch vom Mauerschwamm sprechen.
Hat das Wachstum des Hausschwammes ein bestimmtes Ausmaß erreicht, und tritt durch Feuchtigkeitsmangel oder andere für die Entwicklung ungünstige Umstände ein Wachstumsstillstand ein, so kommt es zur Bildung von Fruchtkörpern. Sind diese Frucht-körper gewachsen, kann der Echte Hausschwamm in gewissem Umfang selbst zur Aufrechterhaltung seiner Lebensbedingungen sorgen.
Bei der Zersetzung der Zellulose durch das Substratmyzel ent-steht Wasser. Es erscheint häufig in Tropfen auf dem Oberflä-chenmyzel, woher die Bezeichnung „Tränenschwamm“ und der wissenschaftliche Artname „lacrimans“ (der Tränende) abstam-men. Dieses Wasser führt direkt zur Durchfeuchtung des Holzes, mindestens jedoch zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und damit wiederum der Holzfeuchtigkeit.
Der Echte Hausschwamm ist wie oben schon erwähnt, der gefähr-lichste und zugleich der am schwierigsten zu bekämpfende Zer-störer in Gebäuden, in denen Holz verbaut ist.
Deswegen sehen die Bauordnungen einiger Länder - zurecht - ei-ne Meldepflicht und eine sofortige Beseitigung vor.
Eine Hausschwammbekämpfung sollte nur durch ausgebildete und geschulte Fachfirmen durchgeführt werden, da eine unsach-gemäße Sanierung weitaus größere Schäden (Ausbreitung) zur Folge haben kann.
Bild 24 Völlig zerstörter Parkettboden durch echten Haus-schwammbefall.
Wichtigste Sanierungsmaßnahme ist das Abstellen von Feuchtig-keitsquellen!
Technische Fehlerquellen, wie undichte Wasserleitungen, Regen-rinnen, Abflussrohre etc., kapillar aufsteigende oder eindringende Feuchtigkeit, Unterschreiten der Taupunkttemperaturen im Be-reich von Holzbauteilen, wie z.B. Balkenkopfauflagern, müssen beseitigt bzw. repariert werden.
In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass es eine Vielzahl ungeeigneter Trockenlegungsmaßnahmen gibt. Der Hausbesitzer soll bedenken, dass die mechanischen Trennungen wie Mauerwerksaustausch, Absägen der Mauern und Einlegen von Folien, oder das Eintreiben von nichtrostenden Chromstahl-platten zu den sichersten handwerklich ausführbaren und sofort überprüfbaren Möglichkeiten gehören.
Auch undichte Dächer (Dachluken, Kaminanschlüsse etc.) sollten überprüft und ggf. von Fachleuten repariert werden. Des weiteren sollte man Fensterbankanschlüsse und vorspringende Sockel, Hausanstriche und Fassaden in Augenschein nehmen. Der An-strich sollte nicht nur unter dem Gesichtspunkt der optischen Ver-schönerung betrachtet werden, sondern auch für eine trockene Fassade sorgen. Ebenso ist darauf zu achten, dass richtig gelüftet und geheizt wird.
Die Gefahr des Wiederauflebens des Hausschwamms ist außeror-dentlich groß. Die Befallstellen sind genau abzugrenzen, wobei im Mauerwerk ein Sicherheitsabstand in der Ausdehnung von 1,5 m und im Holz 1 m in alle Richtungen über dem erkennbaren Be-fall eingehalten werden muss. Es ist in jedem Fall auch der Ver-putz vom Mauerwerk zu entfernen um die Ausbreitung festzustel-len. In der Regel müssen über den befallenen Kellerräumen die Fußböden und die darunterliegende Auffüllung ausgebaut wer-den. Sehr oft sind auch Türstöcke und Fensterbänke schon vom Hausschwamm geschädigt, so dass auch diese ausgebaut werden müssen. Das infizierte Material ist besonders vorsichtig und ord-nungsgemäß zu entsorgen. Selbstverständlich müssen nach einer solchen Arbeit alle Zugangs- und Transportwege in die Bekämp-fungsmaßnahme mit eingezogen werden.
In den Befallbereichen muss das gesamte Mauerwerk mit einem aktuell bauaufsichtlich zugelassenem Schwammsperrmittel be-handelt werden. Bei Wandstärken > 20 cm ist über eine Bohr-lochtränkung oder Druckinjektage das Sperrmittel ins Mauerwerk einzubringen. Ebenso müssen die gesamten Wandoberflächen mit den zugelassenen Schwammsperrmittel im Flut- oder im Schaum-verfahren bearbeitet werden.
Vor kurzer Zeit wurde ich von einer namhaften Versicherung be-auftragt einen Hausschwammschaden zu bewerten. Es lagen we-gen der Sanierung eines Brandschadens mehrere Angebote von Bautenschutzfirmen vor, wobei das billigste Angebot bei weit ü-ber 30.000 € lag. Der beauftragte Architekt war sich nicht sicher, ob und in welchen Umfang eine Instandsetzung notwendig war, deswegen hat er mehrere Firmen aufgefordert in zu beraten und für die Instandsetzung ein Angebot zu erstellen.
Zugegeben es ist nicht immer einfach, einen Schwammschaden zu analysieren und einen artverwandten Schwamm immer gleich am Objekt zu beurteilen. Aber wenn ein Zweifel besteht, dann ist es immer noch günstiger, einen Sachverständigen einzuschalten und nicht immer nur den „Fachbetrieben“ zu vertrauen. Dass kei-ner der Anbieter darauf hingewiesen hat, dass es sich gar nicht um einen „Echten Hausschwamm“ handelte zeigt, dass entweder der Sachverstand fehlte oder, dass einige der Anbieter nur am schnellen Umsatz interessiert sind.
Ich konnte dem Bauherrn (und auch der Versicherung) helfen, in-dem ich eine Firma vermittelte die lediglich eine rasche Trock-nung der Räume vornahm. Diese Kosten waren weniger als Eintausend Euro.
Wie oben erwähnt, ist das Absenken der Feuchte, insbesondere nach einem Wasserschaden die wichtigste Maßnahme.
Weitere Informationen gibt es durch das neue Merkblatt 1-2-03/D. Der Echte Hausschwamm - Erkennung, Lebensbedingungen, vorbeugende und bekämpfende Maßnahmen – es ist zu beziehen von der WTA.
Leider im Moment keine Zeit.
Aber auch noch es kann doch nicht Ihr ernst sein - mit Diesel zu liebäugeln. Entweder Sie halten den Gestank nicht lange aus... oder Sie wollen sowieso das ganze "warm" abbrechen.