Lehmwände
Hallo Andreas,
das ist zuerst einmal eine gestalterische Frage.
Wenn Sie ein Haus aus Lehm gekauft haben gehe ich davon aus das Sie es aus diesem Grund auch erworben haben.
Dann sollten Sie bei der Sanierung und der Inneneinrichtung erstens im System bleiben und zweitens das Material und die Bauweise nicht verstecken. Das wäre wie einen alten Benz aus den 50-gern kaufen und ihn mit Spachtelmasse, angeschraubtem dicken Edelstahlauspuff und ein paar digitalen Zubehörteilen krampfhaft auf modern zu trimmen. Was in beiden Fällen dabei herauskommt wirkt eher traurig.
Deshalb lieber mit Stolz das Orginal zeigen und durch Nutzung bewahren.
Nun zu Ihrer Frage:
Ich würde so eine Wand belassen. Das heißt Fehlstellen ausbessern und einen neuen Oberputz aus Lehm auftragen, auch wenn die Wand krumm ist. Keinen Anstrich, der Lehm und auch die krummen Flächen sollen so wirken wie sie sind. Man kann sie optisch effektvoll mit Beleuchtung, Fußboden, Möbeln, Farb- bzw. Oberflächengestaltung und den anderen Wänden in einen visuellen Dialog treten lassen.
Wenn es aus konstruktiven Gründen erforderlich ist, eine dieser Wände zu begradigen (Bücherbord, Küchenzeile...) dann kann das im Kontrast zu den belassenen Wänden auch gestalterisch reizvoll sein.
Dabei sollten Sie aber darauf achten, kein bauphysikalisches Desaster zu produzieren. Eine Innenwand innerhalb der warmen Gebäudeumhüllung kann man ohne weiteres mit einer Vorsatzschale aus GK versehen (aber bitte die Anwendungsrichtlinien der Hersteller beachten und im Materialsystem bleiben). Bei einer Außenwand wird das nicht so einfach. Da empfehle ich Ihnen lieber die Finger von einer Vorsatzschale zu lassen.
Besser wären dann hohlraumfreie Vormauerungen aus Leichtlehmsteinen bzw.Lehmbauplatten mit Leichtlehmhinterfüllung.
Viele Grüße