Diskussion um die Überprüfung von Hallenbauwerken

Diskutiere Diskussion um die Überprüfung von Hallenbauwerken im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Nach dem Einsturz des Dachs der Eissporthalle in Bad Reichenhall regt Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee an, bei der Bauministerkonferenz...
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Nach
dem Einsturz des Dachs der Eissporthalle in Bad Reichenhall regt
Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee an, bei der Bauministerkonferenz Anfang
Februar über mögliche baurechtliche Konsequenzen in der den Landesbauordnungen
zugrunde liegenden Musterbauordnung nachzudenken. Vor allem müsse es für die
Länder darum gehen, zu prüfen, ob und welche zusätzlichen Maßnahmen zur
Erhaltung und Verbesserung der Standsicherheit von Gebäuden in Deutschland
erforderlich sind. Die Diskussion solle unabhängig von den Ursachen des
konkreten Vorfalls geführt werden.



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<img border="1" src="http://www.baulinks.com/webplugin/2006/i/0024-reichenhall1.jpg" vspace="2" alt="Hallenbauwerke, Tragkonstruktion, Tragwerk, Prüfingenieure, Überprüfung, Bautechnik, Schneelast, Baumängel, Hallendach, Eissporthalle Bad Reichenhall, Bauministerkonferenz, Landesbauordnungen, Standsicherheit, Überprüfungsverpflichtung, Brücke">

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Tiefensee erklärt dazu: "Das tragische Unglück hat uns allen
noch einmal die Bedeutung einer ausreichenden Standsicherheit von Gebäuden vor
Augen geführt. Leben und Gesundheit dürfen durch Bauwerke nicht gefährdet
werden. Bei der Errichtung von Gebäuden geht es ebenso wie während der
Nutzungsphase um wirksame Gefahrenvorsorge. Jetzt sind die Länder am Zuge, die
in den Landesbauordnungen geregelten Anforderungen an die Standsicherheit von
Gebäuden und die Kontrollen bestehender Gebäude auch unter dem Gesichtspunkt der
Gefahren, die von erheblichen Schneelasten auf den Dächern ausgehen können,
einer kritischen Überprüfung zu unterziehen."



Unglück von Bad Reichenhall offenbart potentielle Lücken bei
der Sicherheit von Großbauten




"Jedes Auto wird alle zwei Jahre auf seine Verkehrssicherheit
überprüft, damit keine Gefahr für die Allgemeinheit entsteht. Für Turnhallen,
Konzertsäle oder Schwimmbäder besteht hingegen keine Überprüfungsverpflichtung.
Das Unglück von Bad Reichenhall lehrt uns, dass wir dringend umdenken müssen",
sagte Dipl.-Ing. Klaus Rollenhagen, Hauptgeschäftsführer des Verbandes
Beratender Ingenieure VBI, am 4.1.  in Berlin.



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Der Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall sei nach
derzeitigem Stand der Dinge ein Problem der Tragkonstruktion. Die Ursachen für
den Einsturz lägen dabei nicht vorrangig in der Höhe der Schneelast, denn das
Tragwerk sei für diese Lasten ausgelegt. Offensichtlich habe es aber Baumängel
oder Schäden an der Tragkonstruktion gegeben, die durch eine fachgerechte
Prüfung zu erkennen gewesen wären.




<img border="1" src="http://www.baulinks.com/webplugin/2006/i/0024-reichenhall4.jpg" align="right" hspace="3" vspace="3">"Ein
Hallendach ist von seinem Gefährdungspotenzial sicherlich vergleichbar mit einer
Brücke, die per Gesetz in regelmäßigen Abständen überprüft werden muss. Aber
auch Gebäudeteile wie Fahrstühle oder Treppen müssen sich regelmäßigen
Kontrollen unterziehen, warum also nicht die tragende Konstruktion eines
Gebäudes? Die Prüfung von mehr als 30 Jahre alten Bauwerken ist eine
anspruchsvolle Aufgabe, die durch ausgebildete Fachleute erfolgen muss. Alte
Unterlagen müssen gesichtet und an der ein oder anderen Stelle muss die
Tragkonstruktion zur Begutachtung freigelegt werden. Eine solche Begutachtung
kostet Geld, das Eigentümer in Deutschland nicht gerne freiwillig in die Hand
nehmen", so Rollenhagen.



Der Qualitätsstandard von Gebäuden und deren Sicherheit sei in
Deutschland zwar weltweit führend, zur "Panikmache" bestehe daher kein Grund.
Dennoch lehre das Unglück, dem Vorsorgeprinzip noch mehr Beachtung zu schenken.
"Bad Reichenhall zeigt uns, dass Eigentümer oder Betreiber von Bauwerken mit
Publikumsverkehr eine besondere Verantwortung haben. Schon jetzt sind sie
verpflichtet, durch Inspektionen die Sicherheit ihrer Bauwerke zu garantieren.
Wir fordern den Gesetzgeber auf, über eine Pflicht zur regelmäßigen fachlich
qualifizierten Überprüfung von Bauwerken nachzudenken", sagte der
VBI-Hauptgeschäftsführer.



Frage nach der Sicherheit von Gebäuden wird heutzutage von
Kaufleuten und Juristen entschieden




Im "ZDF-Mittagsmagazin" sagte der Präsident der
Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik, Hans-Peter Andrä, die
Gesetzeslage sei zwar durchaus ausreichend. Die Landesbauordnungen schrieben
vor, dass während der Nutzung der Gebäude die Sicherheit gewährleistet sein
müsse. Problematisch sei dabei allerdings, dass die Details und Verfahrensfragen
dieser Überprüfungen nicht im Einzelnen ausgeführt seien und so im Ermessen des
Betreibers lägen.



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So zeigten beispielsweise auch die Einstürze der Strommasten in
der Vergangenheit, dass eine fortschreitende Privatisierung zusammen mit
deregulativen Maßnahmen nicht funktioniere. "Wir befinden uns zurzeit auf einem
Deregulierungs- und Privatisierungstrip." Und dieser habe Folgen: "Ein
dramatischer Abbau des technischen Know- Hows in den Bauverwaltungen hat dazu
geführt, dass niemand mehr wirklich eingreifen kann", so Andrä. Die Frage nach
der Sicherheit werde heutzutage von Kaufleuten und Juristen entschieden: "Man
bewegt sich immer weiter weg von der Schadensprävention zur Schadensregulierung
und beschäftigt lieber im Nachgang Gerichte und Versicherungen."



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