Der fast verputzte, nasse Bruchstein-Keller

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Kamajii

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keller-putz-bruchstein-i25882_202352619639.jpegGuten Abend,

ich würde gerne etwas verstehen, aufbauend auf der vorzüglichen Lektüre von Böttcher. Und zwar folgender Sachverhalt:

Ich bewohne einen Massivbau aus ca. 1900. Bruchsteinkeller, darüber Bims-Vollsteine, ebendamit gemauerte Kappendecke auf INP-Profilen. Und diesen Keller möchte ich gerne etwas nutzbarer gestalten.

Es ist nun so, dass das ganze Gebäude unterkellert ist, der Keller aber mittig nochmal abgemauert mit Tür ist. In den einen Teil wurde einst ein Betonboden eingebracht und die Wände wurden mit Zementmörtel verputzt. Es befinden sich darin die Puffer der Wärmepumpe. Der zweite Teil ist derzeit noch mit Lehmboden und mehr oder weniger kahlen Bruchsteinwänden. An den gröbsten Stellen hat man ganz früher einen recht sandigen, m.E.n. zementgebundenen Putz angeworfen.

Ich habe nun begonnen, diese kahlen Wände mit primitivstem Mörtel zu verputzen - viel Sand, wenig Zement, etwas Kalk - also in etwa das, womit das restliche Haus auch gemauert wurde, und natürlich im Spritzbewurf und grob verrieben, weil solcher Mörtel sonst wirklich nicht halten mag.
So habe ich zunächst einen 2m breiten Streifen verputzt und diesen zwei Wochen stehen gelassen - zum Abbinden und um zu sehen, ob sich feuchtetechnisch etwas tut oder es gar zur kellerklimatischen Katastrophe kommt. Tat es aber nicht - der Putz bindet fein ab, die Oberfläche ist kühl und durchweg leicht feucht, so wie ich das erwartet hätte. Auf der angedrückten Hand bleibt kein sichtbarer Niederschlag zurück.

Also habe ich weiterverputzt, bis zur Keller-Ecke und ein Stück darüber hinaus, und so stand es dann abermals eine gute Woche zur Beobachtung. Und siehe da, die verputzte Fläche von zuvor ist unverändert milde feucht, aber auf dem zuletzt verputzten Stück stehen tatsächlich Wassertropfen!

Warum nun aber das? Warum ich frage, und was ich nicht verstehe:

(1) Insbesondere die nun tropfnasse Wand war zuvor (also mit dem sporadisch angeworfenem Altputz) zwar auch milde feucht, aber eben nicht tropfend betaut. Das noch unverputzte Wandstück direkt neben meinem Putz ist auch weiterhin ohne Niederschlag.
(2) Da, wo in der nun tropfnassen Wand noch roher Bruchstein hervorschaut, ist dieser *nicht* tropfend betaut. Stellenweise habe ich solche rohe Bruchsteine mit Mörtel vorgeschmissen - dort ist der Mörtel wieder tropfnass, inmitten der ansonsten nicht-betauten Wand! Wäre es kondensierende Raumfeuchte, so müssten gerade die Bruchsteine ja doch nass sein, so sie ja kalt sind und überhaupt keine Feuchte kapillar ableiten können.
(3) Die Tropfen stehen über die gesamte Wandhöhe an. Ich würde also annehmen, dass ich durch den Putz keinen kapillaren Kurzschluss hergestellt habe, der Feuchtigkeit von unten herauftransportiert. Andererseits wurde die Bruchstein-Wandstärke (>50cm) durch meinen ca. 1cm starken Putz ja horizontal nicht kapillar leitfähiger, als zuvor, sodass mehr Feuchtigkeit von außen hineintransportiert würde.
(4) Es betrifft ja augenscheinlich nicht alle Wände. Es gibt aber auch nachbarseitig keinen angebauten Keller o.ä., ringsherum ist in ähnlicher Weise der Grund versiegelt (nachbargebäute, Straße) und es hat in letzter Zeit auch nicht so geregnet, dass der Boden nachhaltig gesättigt wäre.
(5) Es gibt durchweg kaum Salzausblühungen auf den Wänden. Der Hygrometer zeigt, je nach Wettereinfall draußen, um 75% relativer Luftfeuchte an

Für Denkanstöße bin ich daher sehr dankbar.
Ich knipse gerne noch ein paar Bilder, sofern meine Prosa nicht schon den Rahmen sprengt...

Und wie gesagt, bevor es daran geht, dieses oder jenes Vorgehen zu verurteilen oder zu empfehlen, würde ich gerne ergründen, was da überhaupt vor sich geht. Es sei mir verziehen, dass es oben herum leider kein Fachwerk ist - untenherum dürfte es aber durchaus vertraut sein...

Herzlichen Dank und viele Grüße,
Sven

Nachtrag: Bild ergänzt; T - "trocken", N - naß/betaut.
 
beispielphoto-tautr-pfchen-beispielhaft-i25882_202352619458.jpegBeispielphoto

Anhängend beispielhaft ein Photo aus der fraglichen Wand: Lila markiert habe ich eine Stelle, an der einst ein roher Bruchstein-Wacker klaffte, den ich mit Mörtel angeworfen habe (damit es später nicht solch irsinnige Putzstärken auf einmal gibt).

Der neue Putz ist mit Tautröpfchen besetzt; die anderen noch rohen Bruchsteine ringsherum sind nicht betaut.
 
Solche Maßnahmen sind recht unergiebig. Du musst klären was die Nutzbarmachung ergeben soll und woran man da mit Blick auf die Kosten ist. Den Bildern nach ist währe der bauliche Erhalt auch ohne Maßnahmen zu gewährleisten.

Wesentliche Bedeutung durfte vorliegend dem "Kellerklima" zukommen. Dies kann mit der relativen Luffeuchtigkeit nicht beschrieben werden. Die relative Luftfeuchte bezieht sich auf den Grad der Sättigung der Luft im Wasserdampf, was Temperaturabhängig ist. Nur aus diesen beiden Werten lässt sich der absolute Gehalt an Wasserdampf in der Raumluft ermitteln. Aus dem wiederum die Taupunkttemperatur resultiert.

Aus feuchte Grundmauern und der anstehende bindige Naturboden sollten über den Jahreslauf hin gleichbleibend niedrige Raumlufttemperaturen. Daraus resultierten zwar hohe relative Luftfeuchtigkeiten, die absolut aber einen sehr geringen absoluten Gehalt an Wasserdampf darstellt. Das ist das ist dann dieses "Kühlschrankklima" was bauzeitlich oft beabsichtigt wurde. Für eine Lagerung von feuchteempfindlichen Sachen sind derartige Räume nicht geeignet.

Zusätzliche Einträge von Feuchtigkeit durch das Anmachwasser der neuerlichen Putzbeschichtung strapaziert die Bedingungen erheblich.

Zumal für den Trocknungsprozess es erforderlich ist diese Wassermengen zu verdampfen (Verdunstung), was ganz erhebliche Wärmemengen erfordert. Diese Wärme muss aus dem latent maximal trägen Grundmauerwerk nachgeführt werden. Daraus resultieren niedrigere Oberflächentemperaturen und bedingen eine Wasserdampfsättigung der an der Oberfläche stehenden Luftschichten.

Die kapillare Leitfähigkeit der Wandbildner hat hier praktisch keinen Einfluss. Die Materialien sind hier erschöpft.

Die Zugabe von Zement auch in geringen Mengen reduziert bzw. unterbricht des kapillaren Gefüge und konserviert so die Materialfeuchte und daraus resultierende niedrige Oberflächentemperaturen.

Diese "Abwärtsspirale" musst du gedanklich durchdringen und bei Bedarf das Vorhaben mit fundierten Maßnahmen neu aufsetzen.
 
Einen kleinen Nachtrag hätte ich ja nun.
Und zwar hat es jetzt ja mehrere deftige Wetterwechsel durch - gerade vorgestern von -8°C auf +12°C.

Ich habe zwischenzeitlich einen Denkansatz mit der Luftfeuchtigkeit verfolgt. Dazu habe ich vor einer Weile das Kellerfenster nachhaltig zugestopft und, ganz banal, an der Kellertüre nach oben ins Wohnhaus Tesa-Moll und eine Besenleiste angebracht.

Beobachtung jetzt: Die Wände sind über Monate dauerhaft tau-/kondensatfrei.
 
Thema: Der fast verputzte, nasse Bruchstein-Keller
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