Sekundärbefall
Hallo Alex
In vielen Fällen irritieren Ausmehlungen am Außenfachwerk die Hausbesitzer und verleiten auch "Holzschutzexperten" hier einen aktiven Befall durch Holzschädlinge zu diagnostizieren. Oft handelt es sich jedoch nur um einen sogenannten "Sekundärbefall" durch verschiedene Hautflügler wie z.B. die Grabwespen.
Einer der Gründe für eine solche Fehlentscheidung kann sein, dass der Auswurf von im Holz vorhandenen alten "Bohrmehl" durch Grabwespen, die die alten Gänge der Holzinsekten für Ihre Aufzucht nutzen, als Befallsmerkmal eingeordnet und daraus eine Holzschädlingsaktivität abgeleitet wird.
Die Grabwespen:
Grabwespen sind nächste Verwandte der Bienen. Wespentaille und beim Weibchen ein Stachel sind kennzeichnend. Ein Drittel der etwa 50 mitteleuropäischen Arten bevorzugt als Nistplatz bereits vorhandene Hohlräume.
Dem Menschen sind sie nicht lästig, da sie nicht stechen. Im Garten sind sie sehr nützlich. Das Vorkommen von Grabwespen und deren Verwandten im Holz (und auch im mineralischen Wandgefüge) ist von deren Klimaansprüchen abhängig. Sie lieben es trocken und warm. Nur wenige Schadensörtlichkeiten entsprechen daher ihren Anforderungen.
Weil die Vollinsekten von Nektar und Pollen leben, leisten sie auch Blütenbestäubung, während die Larven mit (uns lästigen) Insekten ernährt werden. Einige Arten der Grabwesepen "graben" und vergrößern alte Bohrgänge von holzzerstörenden Insekten, um sie als einzelne Brutkammern zu nutzen. Oft ist ein Pilzschaden vorausgegangen.
In den Kammern werden artspezifisch paralysierte (lebend, aber bewegungsunfähig bleibende) Insekten (Raupen, Fliegen, Wanzen, Zikaden, Blattläuse, oder Heuschrecken) als Larvennahrung eingebracht, und der Gang am Ende verschlossen.
Übrigens, auch das Mauerwerk wird neben Holz als Nistmöglichkeit illustrer Grabwespen - im Volksmund (falsch) Mauerbienen oder Mörtelbienen genannt - genutzt, was bei Architekten große Besorgnis hinsichtlich des Substanzverlustes hervorruft. Diese Besorgnis ist ganz unberechtigt, weisen die Nisthöhlen zuerst und ganz sicher auf eine mangelhafte Mörtelzusammmensetzung oder im weiteren auf andere Gefügeschäden hin. Entweder gab es z.B. schon beim Bauen zu wenig Bindemittel oder der Kalk konnte durch Witterungswasser auslösen.