Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser: "Lüftung bei Bestandssanierung: Lösungsvarianten"

Diskutiere Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser: "Lüftung bei Bestandssanierung: Lösungsvarianten" im Forum Sanierung allgemein im Bereich - "Kontrollierte Wohnungslüftung ist unverzichtbarer Bestandteil der Bestandsmodernisierung. Zweimal täglich Stoßlüften reicht nicht!", mit diesen...
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"Kontrollierte
Wohnungslüftung ist unverzichtbarer Bestandteil der Bestandsmodernisierung.
Zweimal täglich Stoßlüften reicht nicht!", mit diesen Worten leitete Dr.
Wolfgang Feist (Passivhaus Institut, PHI) die 30. Sitzung des Arbeitskreises
kostengünstige Passivhäuser ein. Diese nachdrückliche Forderung begründete er
insbesondere mit der Vermeidung von Schimmelpilzwachstum und Bauschäden. Darüber
hinaus sollen Lüftungsanlagen wesentlich sicherer und wirksamer zur
Schadstoffminimierung in Innenräumen beitragen, als dies mit üblicher
Fensterlüftung erreicht werden könne.



Am Beispiel der Radonkonzentration in Innenräumen stellte W.
Feist die positive Wirkung der kontrollierten Lüftung mit Zu- und Abluftführung
dar. Dies konnte auch Dr. Burkhard Schulze-Darup, Architekt mit weitreichenden
Erfahrungen im ökologischen Bauen und Bestandssanierung bestätigen. Neben seinen
Ausführungen zu Planung und Bauleitung stellte er Messergebnisse aus
Bestandsgebäuden vor, welche vor und nach der Modernisierung mit Lüftungsanlagen
aufgenommen wurden. Zwar können auch Lüftungsanlagen Schadstoffquellen nicht
beseitigen, die Wahrscheinlichkeit gesundheitsgefährdender Konzentrationen sinkt
demnach aber deutlich, wie Schulze-Darup anhand von Vergleichsmessungen zeigen
konnte.



Von positiven Erfahrungen mit der Integration von
Wärmerückgewinnungsgeräten in der Bestandsmodernisierung konnte Rolf-Georg
Köhler (Städtische Wohnungsbau GmbH Göttingen) auch aus der Sicht der
Wohnungsbaugesellschaft berichten. "Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung ist
bei uns zum Standard geworden", berichtet Herr Köhler, "wir haben inzwischen
mehr als 350 Anlagen in Betrieb. Viele Mieter möchten die kontrollierte
Wohnraumlüftung nicht mehr missen und erklären, in einer Wohnung ohne Lüftung
nicht mehr wohnen zu wollen."



Peter Schleevoigt vom Planungsbüro für Haustechnik in Göttingen
stellte in seinem Vortrag heraus: "Minutiöse Planung und Koordination der
Handwerkertermine, individuelles Eingehen auf die Wünsche der Mieter und ein
reibungsloser Bauablauf sind wichtig. Die gesamte Haustechnikmodernisierung -
vom Leitungsverlegen bis zu den Malerarbeiten - können dann innerhalb einer
Woche abgeschlossen sein. Anfängliche Skepsis schlägt dann rasch in Begeisterung
für den neuen Komfort um."



"Geht nicht - gibt's nicht", nach diesem Motto untersuchte
Dr.-Ing. Rainer Pfluger (PHI) Möglichkeiten und Lösungen für die nachträgliche
Integration von Wohnungslüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung auch in
Bestandsgebäuden unter beengten Situationen. Flachkanalsysteme und
Flachschalldämpfer in Kombination mit speziellen Deckenabhängungen ermöglichen
auch bei geringen Raumhöhen die Montage der Zuluftleitungen an der Flurdecke,
aber auch die Verlegung im Fußbodenaufbau ist realisierbar. Bauliche
Gegebenheiten, wie z.B. stillgelegte Kaminzüge oder vorhandene Schächte können
evtl. für den vertikalen Leitungsverzug bei zentralen Anlagen genutzt werden.
Anhand realisierter und geplanter Beispiele aus der Bestandsmodernisierung
wurden nachahmenswerte Details aber auch vermeidbare Fehler aufgezeigt. Vom
schlichten Wohnblock aus den 50er-Jahren bis hin zum denkmalgeschützten
Fachwerkhaus, das zum Passivhaus modernisiert wurde, reichte die Palette.



Hoher Komfort, hervorragende Raumluft, aber wie steht es um die
Ökonomie der Wärmerückgewinnung im Bestandsgebäude? Bei Wohnungsgrößen um 80 m²
liegen die spezifischen Investitionskosten bei ca. 50 Euro/m². Können für die
Geräte aber durch große Stückzahlen Rabatte bis zu 50% erreicht werden, so ist
die Gesamtwirtschaftlichkeit der Maßnahme bereits auf Basis heutiger Wärmepreise
schon allein durch die Energieeinsparung möglich.



Schallschutz und Brandschutz müssen bei der Bestandssanierung
ebenso beachtet werden wie beim Neubau. Matthias Laidig vom Ingenieurbüro ebök
(Tübingen) erläuterte am Sanierungsbeispiel des Mehrfamilienwohnhauses
Ingolstädter Straße 139/141 (Nürnberg, Bauherr: Wohnungsbaugesellschaft der
Stadt Nürnberg mbH, Architekt: Dr. Burkhard Schulze-Darup), wie mit angepasster
Planung Kosten bei Brand- und Schallschutz sowie Wartung eingespart werden
können.



Die 30. Sitzung des Arbeitskreises konstengünstige Passivhäuser
zeigte, und da waren sich die 95 Teilnehmer einig, dass es viele gute Gründe
gibt, frische Luft in alte Häuser zu bringen - mit hocheffizienter
Wärmerückgewinnung! Über die Ergebnisse und Details zu diesem Arbeitskreis
können Sie sich im Protokollband AK 30 informieren. Er wird in Kürze erscheinen
und kann dann unter www.passiv.de bestellt
werden.



<div align='right'>Siehe auch:

Informations-Gemeinschaft Passivhaus Deutschland


auf der

BAU 2005
(17.-22.1.2005) in HALLE A6, Stand 537</div>
 
Thema: Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser: "Lüftung bei Bestandssanierung: Lösungsvarianten"
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