CO2 Abgabe für vermietete Wohnungen

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1zelner

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Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass die Regierung beschließt, mir einfach in die Geldbörse zu greifen und mich für das Heizverhalten der Mieter zahlen zu lassen. Haben erst vor zwei Jahren eine Brennwerttherme einbauen lassen, das Haus wurde abgedichtet von außen und mit neuen Fenstern versehen und nun darf ich mich auch noch an den Heizkosten beteiligen.

Ich bin entsetzt!
 
Moin,

ja dann freu Dich der Maßnahmen die Du bis jetzt gemacht hast sonst wäre es ja deutlich teurer.
Der Mieter hat zwar Einfluss auf das Heizen, nicht aber auf den Energieträger
 
Sorry,

aber da muss ich Olaf in seiner Intension Recht geben.
Vor zwei Jahren war schon mehr als deutlich abzusehen dass die fossile Heizerei teurer wird.
Und sie in Zukunft immer teurer wird.
Hättest du statt in eine neue Brennwerttherme z. B. in eine Wärmepumpe investiert, hättest du das "Problem" jetzt nicht.
PS: Ich bin auch Vermieter und weiß von was du redest, denke aber trotzdem ganz anders.
 
Das wundert mich sehr

Wir vermieten Wohnungen in denkmalgeschützten Häusern. Auch wenn wir diese mit moderner Heizung und modernen Holzfenstern ausgestattet haben, verbrauchen die Wohnungen durchschnittlich 1 Euro pro Quadratmeter an Gaskosten. Die durchschnittlichen Kaltmieten liegen bei 4,50 Euro - in weiten Teilen in Sachsen-Anhalt kann man keine höhere Kaltmiete ansetzen - sonst hat man Leerstand.

Die Installation von Wärmepumpen macht nur Sinn, wenn man das Haus sehr, sehr dicht macht durch ein entsprechendes Dämmsystem, die alten Haus- und Wohnungstüren wechseln würde und da die Fassade nicht von außen verändert werden darf, eine entsprechende Innendämmung vorsehen.
Ferner wird bei Einsatz der Wärmepumpe auch Photovoltaik erforderlich, was der Denkmalschutz nicht mitmacht.
Selbst wenn diese Genehmigungen vorliegen würden, muss für ein 400 m^2 Wohnfläche Haus mit Kosten von 150 T€ bis 250 T€ gerechnet werden.

Selbst mit KFW Zuschüssen würde sich entweder die Kaltmiete um 2 €/m^2 erhöhen oder ich müsste diesen Betrag zuschießen - damit wäre ich auch pleite.

Schaut man sich gerade in Ostdeutschland die Städte an, so sind die alten Häuser nach der Wende mit viel Geld und Zeit renoviert worden. Die Kredite sind in den meisten Fällen noch nicht einmal abbezahlt - nur eine verschwindend kleine Anzahl von Wohnungen ist wirtschaftlich so herzurichten, dass Mieter und/oder Vermieter nicht pleite gehen!

Ich bin entsetzt über die Weltfremdheit unserer Regierung und bemängele vor allen Dingen die Missachtung der Lebensleistung so vieler Menschen, die sich aktiv am Wiederaufbau im Osten beteiligt haben.

Welcher Politiker glaubt eigentlich, dass die Menschen in Polen, Ungarn, Tschechien usw. mehr Geld in der Tasche haben, um ihre Altbausubstanz mit Wärmepumpen und High Tech auszustatten?

Natürlich kann man sich irgendwelche Insellösungen vorstellen und bei einem Haus, wo weder Denkmalschutz noch besonders große und hohe Räume vorliegen, für sich und zwei Mietparteien ein Haus so herrichten, dass es neueren energetischen Vorstellungen genüge tut - insbesondere wenn die Kaltmiete mit 9 und mehr Euro pro m^2 angesetzt werden kann.

Wie geschrieben: die Vermieterrealität sieht in weiten Teilen Deutschlands ganz anders aus.
 
Was habe ich da verschlafen?

@ 1zelner: Kannst Du mir mal die Rechtsgrundlage für den Sachverhalt sagen, ich bin auch Vermieter und habe das so noch nicht wahrgenommen.
Und Du hast Recht. Die Vermietersituation ist oft total anders. Wir können, um überhaupt Mieter zu bekommen, auch nur 4,50 € kalt nehmen.Für eine Totalsanierung in 2004 eines Hauses. von 1904. Diese Einnahmen aus Vermietung , abgezogen eine minimale Rücklage für Reparaturen, decken gerade mal die Kreditrate. D.h. die fällige Einkommensteuer auf die Mieteinnahmen können wir gar nicht erzielen und zahlen die aus unserem Renteneinkommen.
 
Ja, ja ich dachte auch mich tritt ein Pferd

@Pope

Die Bundesregierung hat letzte Woche beschlossen, dass die CO2 Umlage auf Gas und Öl für die Heizungen in einem Wohnhaus zu 50% von den Vermietern zu zahlen ist!

Diese Umlage ist zunächst noch relativ niedrig, aber das Fass ist aufgemacht - mit der Zeit soll sich diese Umlage vervielfachen. Da der Mieter geschont werden soll, wird dem Mieter der Strompreis reduziert - so will es die CDU-geführte Regierung.

Ein CDU Heini meinte gar am Wochenende, man solle diese Umlage am Besten gleich höher ansetzen, damit die Menschen ihre alten Heizungen rauswerfen! Der ist glaube ich schon ganz fertig und war vielleicht auch vorher nicht sehr intelligent.

Den direkten Vergleich habe ich: die neue Heizung verbraucht etwa 10 bis 12 Prozent weniger Gas! Aber dafür durfte ich erst mal 12 T€ abdrücken - und nun auch noch die halbe Umlage.
Man fasst es nicht!
 
Und das sind die Tarife:

2021 25 Euro/Tonne CO2
2022 30 Euro/Tonne CO2
2023 35 Euro/Tonne CO2
2024 45 Euro/Tonne CO2
2025 50 Euro/Tonne CO2

Quelle: Paragraf 10 Abs. 2 BEHG (Stand: Dezember 2020)

Ab 2026 werden die Emissionszertifikate versteigert, wobei zumindest noch 2026 ein Preiskorridor gilt – von 55 bis 65 Euro pro Tonne CO2. 2027 soll sich der Preis dann ganz frei am Markt bilden.

Was bedeuten diese Preise für Dich? Das hängt davon ab, welche Brennstoffe Du nutzt und wie viel Kohlendioxid bei ihrer Verbrennung entsteht.

In der Emissionsberichterstattungsverordnung (EBeV) sind Werte zur Berechnung der Emissionsmengen für jeden Brennstoff bis 2022 festgelegt. Jeder Händler, der Brennstoffe in den Verkehr bringt, soll entsprechend dieser Werte selbst berechnen, welche Emissionen bei der Verbrennung seiner Ware entstehen – und auch, welche Kosten für das freigesetzte Kohlendioxid damit verbunden sind (§ 5 EBeV). Sind Bio-Brennstoffe beigemengt – etwa bei Gas oder Diesel –, sind für diese Teilmengen Emissionswerte von Null anzusetzen. Wie bei der Strom-, Gas- und Mineralölsteuer kommt auch bei der CO2-Steuer noch die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent dazu.

Wir haben gemäß der Emissionsberichterstattungsverordnung in den folgenden Tabellen die CO2-Steuer für rein fossiles Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel berechnet:

CO2-Preise im Jahr 2021


Brennstoff

Emissionsmenge

CO2-Steuer 2021 netto bzw. CO2-Steuer 2021 brutto



Heizöl
2,68 kg/Liter 6,69 Cent/Liter 7,96 Cent/Liter

Erdgas
182 g/kWh 0,46 Cent/kWh 0,54 Cent/kWh

Benzin
2,4 kg/Liter 6 Cent/Liter 7,14 Cent/Liter

Diesel
2,68 kg/Liter 6,69 Cent/Liter 7,96 Cent/Liter

Quelle: https://www.finanztip.de/co2-steuer/
Berechnung nach EBeV (Stand: 21. Dezember 2020)
 
Drachenblut

... das ist mit ganz heißer Nadel gestrickt. Mal sehen ob es überhaupt durch den Bundesrat kommt oder später im Drachenblut der Normenkontrolle versinkt.
 
Heiße nadel

@Herr Kornmayer

das liegt nahe, dass die Nadel heiß war und Frau Bundeskanzler sich sagt: dann sollen die mal das Ganze umsetzen.

Nach meinem Dafürhalten werden sich 80% der Bestandsimmobilien nicht in energetische Wunderwerke umbauen lassen. Wer soll die Mieten hinterher bezahlen bzw. werden die Menschen hinterher in Wohnwagen oder Autos leben, weil sie die Mieten nicht mehr zahlen können und die Vermieter haben für Leerstand renoviert.

Unter diesem Aspekt stellt sich das ganze Programm mit den gerne erreichten Zahlen nur als eine Fata Morgana dar. Entweder man entwickelt gangbare und ausgegorene Konzepte oder die Prognosen bleiben wie ein 5-Jahresplan traurig hinter der Realität zurück - aberrrr! der Staat kann dann schon mal kräftig kassieren.

Ist eigentlich ähnlich dem, was man in der Schule unter dem Thema Ablasshandel kennen gelernt hat (und ich dachte mit der Reformation wäre das alles vorbei gewesen).
 
CO2 Kompensieren wäre eine Lösung?

Da Deutschland und EU international sich verpflichtet haben, bis 2050 (bzw. bis 2045) klimaneutral zu werden, und aus diesen Verpflichtungen nach aktuellem Stand politisch nicht gewollt auszutreten ist, kommen wir früher oder später nicht drum herum, irgendwas mit unseren ungedämmten Häusern zu tun. Ich habe auch schon es für mein Haus abgeschätzt und komme ebenfalls auf Summen über 100k (vor allem auch durch den Sanierungsstau - Asbestbekleidungen, Heizröhre usw). Das würde mich ebenfalls pleite machen, weil ich es aus Mieten nicht refinanzieren kann.
Aktuell verbraucht das Haus ca. 50000 kWh von Gas pro Jahr. Das verursacht ca. 11 Tonnen CO2. Ich habe mich informiert, was es wohl kosten würde, diese Menge zu kompensieren. Anscheinend wäre es doch schon mit 253 Euro pro Jahr möglich (z.B. www.atmosfair.de), und auf einer anderen Webseite kann man das Projekt auswählen und dementsprechend ändern sich die Kosten von 60 bis 600 Euro für 15 Tonnen CO2.

Also doch ist der Teufel nicht so schwarz, wie er gemalt wird?
 
Was bedeutet kompensieren?

So, wie ich diese Websites kenne, spendest du da zusätzlich Geld - damit ist die CO2 Steuer aber nicht vom Tisch!

Ich werde nun versuchen in meinem selbst bewohnten Haus mir Solarthermie auf das Dach machen zu lassen. Da werde ich dann sehen, welche Fläche für Warmwasser und Heizungsunterstützung benötigt werden. Es gibt da Bausätze um die 3-5 k€. Mit Montage kostet das Ganze dann 4-6 k€ schätze ich.

Ferner werde ich mich um Innendämmung kümmern müssen, da unsere Häuser alle Denkmalschutz haben.
Diese Maßnahmen werde ich dann je nach eigener Erfahrung ausdehnen oder modifizieren. Welcher normale Hausbesitzer kann das machen?

Es ist wirklich eine Schande, dass die Regierung nicht mit einem Wort die Lebensleistung der Bürger, insbesondere im Osten der Republik erwähnt und achtet! Sie es nicht sieht, wie viel Geld, private Zeit und Lebensenergie in den Aufbau der alten Bausubstanz gesteckt wurde.

Es ist überhaupt nicht erkennbar, wie wir in D Wohnraumknappheit und angeblichen energetischen Renovierungsbedarf auf der einen Seite schultern sollen und nach Meinung einiger Politiker 200.000 Menschen pro Jahr den Zuzug nach Deutschland ermöglichen sollen - und die Mieten sollen fallen, weil der Vermieter als der Schmarotzer in den Köpfen aufgebaut wird. Da laufen doch die Prozesse diametral auseinander.

Wenigstens haben viele Bürger in Sachsen-Anhalt das erkannt!
 
Plötzlich gehts doch?

Hallo 1zelner,
du schreibst: "Ich werde nun versuchen in meinem selbst bewohnten Haus mir Solarthermie auf das Dach machen zu lassen."
Genau aus diesem Grund musste erst so etwas wie eine CO2-Abgabe eingeführt werden.
Erst dann reagieren Menschen die so denken wie du.
Ich finde es einfach nur dumm, weil kurzfristig gedacht, wenn jemand behauptet, er/sie könne es sich nicht leisten. Wenn, dann sollte er/sie sagen: WILL es sich nicht leisten.
Es ist nur eine Frage der Prioritäten.

Als ich vor 30 Jahren eine Solaranlage ins Dach einbaute (Bausatz), hat JEDER Fachmann gesagt: Du grüner Spinner, das rechnet sich nie. Heute haben fast alle dieser "Fachmänner" selbst eine aufm Dach.... oder eine Wärmepumpe im Keller, o. ä. .
Ob die auch alle grüne Spinner geworden sind zweifle ich aber an....
Meine Anlage hat sich schon längst amortisiert, obwohl sie mehr als das doppelte zu heutigen Anlagen gekostet hat und sie läuft immer noch.
Ich kann die Heizung vom Frühjahr bis in den Spätherbst komplett ausschalten.
Mit anderen Worten, die Solaranlage sparte mir von Beginn an Geld.....und seit Neuestem auch etwas von der CO2-Abgabe..... ;-)
Und weil du glaubst als Vermieter als Schmarotzer hingestellt zu werden, meine damaligen Mieter waren gerne bereit etwas mehr Miete zu zahlen, weil sie es an den Heizkosten wieder einsparten.
Ich habe ihnen halt überzeugend und plausibel erklärt um was es geht. KEINER zog deswegen aus, für sie war es ja ein Nullsummenspiel mit schönem Nebeneffekt.

Aber gut jetzt.
Ich glaube, keiner der Leser und Schreiber in diesem Forum hat Interesse an pauschalem Polit-Stammtisch-Palaver. Laß es bitte jetzt gut sein mit diesem Thema. Fachwerk.de ist dafür zu schade.
Danke!

Gruß,
KH
 
Thema: CO2 Abgabe für vermietete Wohnungen
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