Das ist schon alles richtig. Das bestimmt sich nach dem Verwendungszweck und der zeitlichen Bauplanung.
Was wir unter Trocknen verstehen ist eine Oxidations- und Polymerisationsreaktion.
Die Doppelbindungen der mehrfach ungesättigten Fettsäuren werden aufgebrochen und verbinden sich zu langen Molekülkette, so das die Masse mehr oder weniger fest wird.
Dabei vergrößert sich das Volumen um etwa 1/5.
Beim kochen von Leinöl wird dieser Prozess teilweise vorweggenommen es finden sich vorvernetzte Moleküle im Produkt. Bei Firnissen gibt man noch Trockenstoffe, sogenannte Sikkative hinzu, das sind zumeist Schwermetallseifen (früher von Blei, Cadmium Kobolt, heute "bleifrei" mit Mangan und Zink) , die fungieren als Katalysator.
Der Firnisse oder verkochte Öl "trocknen" einfach nur schneller als "rohes" Öl, das Ergebnis ist das gleiche.
Will man jetzt statt einem Oberflächenfilm eine tiefgründige Grundierung schaffen ist "rohes" Öl wegen der kleineren Moleküle besser geeignet. Möchte man Firnisse verwenden so bräuchte es einen Verdünner um das Eindringen zu verbessern. Hier wendet man sogenannte Halböle an (Kreidezeit Grundierung).
Halböl ist 50% Öl und 50 % Lösemittel (Terpentinöl, Isoaliphat, Orangenschalenöl etc.). Die Hälfte bleibt aber nicht in den Holzporen sondern beduftet die Umwelt, was in geschlossenen Räumen oder im Sommer auf dem abgehangenen Gerüst auch nicht ganz ohne ist.
So muss also mehr Material eingesetzt und bezahlt werden um auf den gleichen Sättigungsgrad zu kommen.
Da man aber auf das grundierte Fachwerkholz nach drei Wochen keine Tischdecke legt braucht es diesen Umweg nicht.
Bei der Produktauswahl neige ich zum Reinheitsgebot. Warum eine ökonomisierte Rezeptur wählen, die teils aus günstigen raffinierten Pflanzenölen besteht, die man in der Tat dann auch im Supermarkt kaufen kann?
Wenn man bei Leinölpro guckst, kann man ja auch mal deren Beratung anrufen.