Vollholzdielen schwimmend mit Klammerung

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Holzwurm49

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Hallo,

wir renovieren einen Altbau (1927) mit Denkmalschutz. Wenn das Steinholz mal vom Steinkohlenteer befreit ist (siehe Beitrag davor), wollen wir Parkett verlegen. Ich war bisher (genervt vom Knirschen unter meinem jetzigen Klickparkett) von vollflächig geklebt ausgegangen, aber nach meinen bisherigen Renovierungserlebnissen hasse ich alles, was für die Ewigkeit mit Material nach "aktuellem Stand der Technik" geklebt wurde. Wer sagt mir denn, dass der heutige schadstofffreie Kleber nicht in 20 Jahren das nächste Bauschadstoffproblem ist?

Ich habe jetzt eine Firma in Wuppertal gefunden, die seit den 1990ern die schwimmende Verlegung von Vollholzdielen mit Stahlklammern propagiert (das sei eine Technik aus den 1930er Jahren - passt ja gut -) und sich über eine Lobbyverschwörung der klassischen Parkettleger und Klebstoffhersteller (Initiative pik: Parkett im Klebeverbund: https://initiative-pik.com/ ) beschwert.

Es ist die Firma Parkett Naturnah, Inhaber Ortwin Müller.

https://parkett-naturnah.de/infothek/ueber-parkett-naturnah/wir-kleben-ihnen-keine/

Wie sind die Meinungen dazu?

Was wäre die Alternative? Schwimmend Klickparkett verlegen?

Danke!
 
Klammerverlegung

zunächst, ich bin auch kein Freund des Klebens. Hinsichtlich der derzeit verwandten hochwertigen SMP - Klebstoffe habe ich zwar keine Schadstoffbedenken. Und es ist wohl unbestritten, daß, je kleinteiliger das Parkett ist, umso notwendiger die Verklebung sein wird.

Hier geht es ja aber um Dielen. Dazu ist die "naturnahe" verlinkte Seite nur bedingt hilfreich. Ich sehe fachliche Untiefen. Hier meine Bedenken:

Eine 15mm starke massive Diele ist, anders als dort empfohlen, nur bedingt zur trocknen Verlegung geeignet. Das Holz ist dafür zu dünn und wird, selbst verschraubt, schüsseln, hohlziehen, werfen...

Ob es in den 30er Jahren ein verschüttetes Patent auf eine Klammerverlegung gegeben haben könnte, kann ich nicht beurteilen. Fakt ist aber, daß damals kein Bedarf nach dieser Technik bestand, weil die Unterbauten für Dielen schraubbar bzw. nagelbar waren.

Mangels Substanz mit lobbyistischen Verschwörungen zu schwurbeln, ist echt dünn. Fakt ist, die Klammerverlegung wird selten praktiziert, und noch seltener von Fachbetrieben. Das hat Gründe. Die Klammern sind nach meiner Erfahrung nicht hinreichend in der Lage, das Arbeiten massiven Holzes zu hemmen. Sie sind überhaupt nicht geeignet, das Brett an seinem Platz zu halten. Verschraubt verbleibt jedes Brett vor Ort, das Arbeiten und damit die Fugenbildung ist unter der Voraussetzung korrekter Verlegung moderat und gleichmäßig.

Mit Klammern jedoch wird der Boden mehr und unregelmäßiger arbeiten als verschraubt / genagelt. Quillt der Boden, schiebt er als Ganzes zu den Rändern hin. Irgendwo steht immer ein Bücherregal, ein Klavier oder etwas anderes Schweres, so daß der Boden quer nicht mehr nach beiden Seiten, sondern nur von der belasteten Seite weg quillt. Vermittels des Quell-/ Schwindmaßes des Holzes ist dann ausrechenbar, ab wann sich ein kleiner Hügel aus hochkommenden Dielen bildet. Durch die Beweglichkeit der Elemente werden auch die Verleimungen der Hirnstöße schnell versagen, was den Klapperfaktor der Dielen erhöht.

Ich halte die Klammerverlegung insgesamt für ungeeignet. Sie entspringt dem Wunschdenken, massive Dielen mit geringer Aufbauhöhe, also ohne schraubbaren Unterbau zu verlegen. Sie entspricht aber nicht den Eigenheiten massiven Holzes und wird von mir, ebenso wie selbstklebende Unterlegebahnen nicht empfohlen und auch weder für Geld noch gute Worte verlegt.

Das Dich nervende Klickparkett knirscht, weil es falsch verlegt wurde. Mit der Klammerdielung kannst Du Dir für viel Geld eine Dielung kaufen, die auch bei korrekter Verlegung klappert. Ich habe schon einmal einen Bauschaden beobachtet (20er Eschendielung massiv, exclusive Sortierung, definitiv nicht billig) wo ein Mitbewerber einen solchen "Wanderboden" produziert hat.

Zu Deiner konkreten Situation: Wenn der Steinholzboden nicht zu dick ist, kommst Du vielleicht, falls ein Holzunterboden darunter ist, mit langen Dielenschrauben bis in's Holz. Der Schadstoffbelastung wegen scheint mir aber die bessere Option, den Steinholzboden auszubauen.

Alternative: Ein in sich verklebtes schwimmendes 3-Schichtparkett oder eine 3-Schichtdielung, vorzugsweise auf 5mm Holzweichfaserolatte Rohdichte 0,25 liegt besser als die Klick-Schnapp-Geschichte. Voraussetzung ist aber ein völlig ebener Boden.

Grüße

Thomas
 
Klammerverlegung Holzdielen

Lieber Thomas,
vielen herzlichen Dank für die sehr ausführlich dargelegte Abneigung gegen Klammerung von Vollholzdielen! Das ist zwar nicht, was ich hören wollte, aber ich nehme deutlich wahr, dass ich wohl Richtung Parkett gehen muss.
Ich finde allerdings im Netz eigentlich nur Stimmen gegen schwimmende Verlegung von 3-Schicht-Nut/Feder-Parkett - siehst Du das anders?
Woher kommt die Sicherheit, dass aktuelle Kleber schadstofffrei sind?
 
Meine Einschätzung...

...bezog sich nur auf SMP - Kleber. Hier exemplarisch ein Link.

https://stauf.de/index.php?id=137&L=0&artname=STAUF SMP 950&artid=121862

Diese Klebstoffgruppe scheint mir von den Inhaltsstoffen her unproblematisch, und ist mittlerweile auch hinreichend erprobt. Man muß die Schadstoffdiskussion auch nicht übertreiben. Wusstest Du, daß natürliches Holz Formaldehyd freisetzen kann? Damit könnte das Holz mehr emittieren als der Kleber. Es kommt aber, wie immer, auf die Menge an. Suppe ohne Salz ist kaum essbar. Ca. 100g Salz jedoch ist die letale Dosis für den Menschen. Die Raumluft jedenfalls wird messbar nicht belastet.

Ich weiß nicht so recht, was generell gegen die schwimmende Verlegung von 3Schicht - Parkett sprechen soll. Es arbeitet jedenfalls sehr viel weniger als massive Dielen. Und es kann, im Gegensatz zur massiven Dielung, in sich verklebt werden. Ich bin kein Freund von Klickverbindungen. Diese können schon 'mal versagen. Auf dem richtigen Untergrund jedenfalls hat ein (in sich) verklebtes Parkett schon die Chance, alt zu werden.

Grüße

Thomas
 
Thema: Vollholzdielen schwimmend mit Klammerung

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