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Vogtlandwurm
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Ich bin 24 Jahre alt, absolvierte nach der Realschule eine Ausbildung als Elektroniker im Vogtland. Danach zog ich mit meiner Freundin nach Dresden, machte mein Fachabitur und studiere jetzt Elektrotechnik im 6. Semester. Da der Trend ja doch eher durch eine „Landflucht“ jüngerer Menschen aus ländlicher Gegend geprägt ist, bin ich froh, dass sich das in meinem Freundeskreis überwiegend nicht bemerkbar gemacht hat. Ausgenommen meiner „kurzen“ Abwesenheit zum Studium
Zum Haus lag ein einfaches Wertgutachten von 2008 vor und ein befreundeter Architekt hatte das Haus auch noch einmal in Augenschein genommen. Es besteht kein Denkmalschutz. Laut alter Bauzeichnungen und Ortsplänen sind Teile des Hauses mindestens 150 Jahre (vermutlich noch älter, eventuell frühere Stallnutzung). Um 1925 kaufte ein reicher Fabrikant das einstöckige Haus und nutze es nur als Sommerhaus. Zwei Jahre später ließ er es um eine Etage aufstocken, mittels hier ortsunüblicher Umgebindebauweise. Den wahrscheinlichen Grund dafür fanden wir, als wir die Verkleidung der Wände im Erdgeschoss entfernten. Hier zeigte sich, dass der gesamte Schwellbalken inklusive des restlichen Fachwerks bis auf Höhe Unterkante der Fenster weggefault war. Die „Erstentdeckung“ dieses Schadens muss um 1927 gewesen sein, als man das Haus um eine Etage erweitern wollte und feststellen musste, dass die Wände im Erdgeschoss nicht mehr tragfähig sind. Daraufhin wurden die schadhaften Balken entfernt, in alle dadurch entstandenen Hohlräume Zement/Mörtel gefüllt und ein paar Ziegel rein gedrückt. Des Weiteren wurde eine einfache Horizontalsperre aus Bitumenpappe auf Erdniveau eingebracht und die Wand mit hinter lüfteten Holzpaneelen überdeckt. [Bild3,4] Im älteren Teil des Erdgeschosses gibt es gar kein Fachwerk mehr es wurde irgendwann komplett durch eine Ziegelwand ersetzt. [Bild 5] Da nun diese Wände aber nicht mehr belastbar waren, aber der Wunsch nach der zusätzlichen Etage scheinbar noch vorhanden, reihte man Ständer rund um das Haus auf Granitblöcke und trug die gesamte Last der neuen Etage und des Daches auf das Umgebinde ab. Somit ist das hier auch kein klassisches Umgebinde, zur mechanischen Entkopplung der Webstuhlvibrationen, sondern wohl eher aus der Not heraus. [Bild 6] Natürlich haben wir diese ganzen Dinge, wie sollte es anders sein, erst mit Beginn der Entkernung entdeckt. Das Haus war sehr verwinkelt, es hatte nur eine kleine Toilette im Erdgeschoss und eine einzelne Badewanne auf dem verkleideten Balkon! Es wurde auch zwischenzeitlich von zwei Familien bewohnt (~140 m²). Dach und Dachstuhl, sowie Wände (ausgenommen Erdgeschoss) sind in einem guten Zustand aber sehr dünn. In der 1. Etage handelt es sich um eine 12er Fachwerkwand ausgemauert mit Lochziegeln, von außen mit Holz beplankt und darüber eine Schieferfassade. Letzte „Sanierungsmaßnahme“ war 1995, es wurden alle Holzfenster durch Kunststofffenster ersetzt. Der Plan ist, das Haus innen komplett zu sanieren. Ich möchte möglichst viel in Eigenleistung gestalten, soweit es die Zeit zulässt (Studium/ Wohnung 150 Km entfernt etc.). Es sind aber auch noch zwei-drei Jahre Zeit bis zum potenziellen Einzug. Meine Eltern wohnen ganz in der Nähe, die mich unterstützen und bei denen ich wohnen kann, wenn ich auf der Baustelle bin (Wochenende, Semesterferien usw.) Wir haben auch einen befreundeten Bausachverständigen der uns bei der Planung und Durchführung unterstützt. Trotzdem würde ich mir gern noch andere Meinungen und Ideen zum Konzept holen und wollte mich deshalb hier bei euch mit meinem Projekt vorstellen. Entschuldigung für den vielen Text, aber ich dachte so kann ich eventuell die Zusammenhänge etwas besser darstellen.
Grob zur Idee: Entkernen, Bodenplatte, Leichtstrohlehmdämmung nach Franz Volhard und eventuell da wo nur wenig Aufbau möglich ist Schilfrohrmatten im Lehmbett, Elektrik, Sanitär neu, Fußbodenheizung, am liebsten mit Wärmepumpe.
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Nun ist die Entkernung schon recht weit voran geschritten und es wäre nun ein tragfähiges Gesamtkonzept wünschenswert. Sinngemäß der Vorschlag des Bausachverständigen: Wenn die kaputte Außenwand im Erdgeschoss nichts trägt (Obergeschosse liegen auf dem Umgebinde) diese Wände ordentlich sperren, Bodenplatte und einfach die Strohlehmdämmung davor. Nun hat sich aber beim Entfernen der Dielen in der ersten Etage gezeigt, dass in einer Hälfte des Hauses die Fußbodenbalken nicht ans Umgebinde sondern auf den kaputten Erdgeschosswänden aufliegen. [Bild7,8,9] Somit müssten jetzt diese Balken entweder am Umgebinde angeschuht oder die Wände im Erdgeschoss komplett erneuert werden. Das letztere käme schon einem kleinen Albtraum nahe, da ursprünglich geplant war die Außenfassade nicht zu beeinträchtigen (da Augenscheinlich in einem guten Zustand). Was würdet Ihr mir empfehlen aus der Ferne? Ist jemand in der Nähe (08491), der sich gern mal ein Bild vor Ort machen würde? Oder könnt ihr Jemanden empfehlen, der konkrete Erfahrung hat mit Fachwerkssanierung? Mein Budget ist momentan noch sehr begrenzt, als Student, aber ich würde gern trotzdem noch einmal andere Meinungen hören.
Schon einmal vielen Dank für eure Hilfe und Entschuldigung für den vielen Text
Bilder: https://www.dropbox.com/sh/r4iu52d0fm3wfxb/AACqWgYKZAXYsaQJiotQoKdka?dl=0