Projektbericht: Wohnhaus in homogener Ziegelbauweise

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Energiesparender
Wärmeschutz ist auch ohne Dämmstoffe möglich - das zeigt das Beispiel eines neu
errichteten Wohnhauses im hessischen Schwalm-Eder-Kreis. Architekt und Bauherr
legten beim Rohbau Wert darauf, dass die Außenwände aus "Unipor W 10"-Ziegeln
bestehen, die eine Wärmeleitfähigkeit von lediglich 0,10 W/mK aufweisen. Eine
kostspielige Zusatzdämmung konnte damit vermieden werden. Um die vielen
Qualitäten des Ziegels voll auszuschöpfen, wurden auch Geschoßdecken und der
Dachstuhl als Massivdach aus Ziegeln gefertigt.



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Dem Wunsch des Bauherren nach gebauter Individualität und
harmonischer Einbindung in das ländlich geprägte Umfeld wird das Ziegelwohnhaus
allemal gerecht: Das Gebäude wirkt fast wie ein Teil der Landschaft. So spiegelt
beispielsweise die asymmetrische Form des Satteldaches die unterschiedliche
Steigung bzw. Neigung der Hügel der umgebenden Topographie wider.



Alte Bauformen neu interpretiert



Dem Architekt gelang es, traditionelle Bauformen neu zu
interpretieren. "Alte" Bauelemente wie Erker und Fensterläden aus Holz,
fehlender Dachüberstand und grob verputztes Mauerwerk werden in den kompakten
Baukörper integriert. Sie setzen individualisierende und gestalterische Akzente.





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Der Baukörper mit seinen drei Gebäudeebenen ist optisch gesehen
in den Hang hinein geschoben. Das Kellergeschoss wird von einer vorgelagerten
Mauer geschützt und öffnet sich dank der Hanglage nach Südwesten. Die in den
Hang gegrabenen Kellerräumen sowie die separat nutzbare
Souterrainwohnung ermöglichen einen ebenerdigen Zugang. Dadurch ist
ausreichender Tageslichteinfall in den zwei Zimmern des Untergeschosses
gewährleistet.



Bedürfnisorientierter Grundriss



Der Grundriss und die Lage der einzelnen Räume im Erd- und
Obergeschoss folgen keinem Standardschema, sondern orientieren sich
ausschließlich an den individuellen Bedürfnissen der Bewohner. Der Zugang zum
Erdgeschoss erfolgt von der südlichen oberen Hangseite. Ein großzügig
zugeschnittener Flur führt direkt zur Küche, dem Hauswirtschaftsraum und zur
Treppe ins Obergeschoss.



Raumfolge und Ausrichtung der Räume ergeben sich aus ihrer
Funktion. Die Wohnräume öffnen sich durch große Fenstertüren zum Garten (Bild
ganz unten), während der angebaute Erker zur Nordseite einen freien Ausblick
bis hinunter ins Tal ermöglicht. Die im Obergeschoss befindlichen Räume gehen
ohne Geschossdecke unmittelbar in den Dachraum über und wirken dadurch größer.



"Natürliche Klimaanlage"



Beim Wärmeschutz der Gebäudehülle setzte man
in Abstimmung auf die Vorteile des Naturbaustoffes Ziegel - wenngleich auch
Ziegel nicht gleich Ziegel ist. Die Sägemehlporosierung des verwendeten Unipor W
10-Ziegels läßt eine Extra-Portion Wärmeschutz erwarten. Das als Zuschlagstoff
dem Ton beigemengte Sägemehl verglüht im Brennprozess und hinterlässt unzählige
kleine Poren. Die in den Poren eingeschlossene Luft sorgt in Verbindung mit dem
ausgeklügelten Lochbild für die bemerkenswerten Wärmedämmeigenschaften. Ein
weiterer Pluspunkt sind die beim Trockenungsprozess eines Ziegels entstehenden
Kapillaren. Sie ermöglichen eine Zwischenspeicherung überschüssiger Raumfeuchte,
die bei trockener Raumluft wieder abgegeben wird.





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Die technischen Daten sprechen für sich: Die einschalige
Ziegelaußenwand aus W 10-Planziegeln erreicht mit einer Wanddicke von 36,5
Zentimetern dank einer niedrigen Wärmeleitfähigkeit von
λ=0,10 W/mK einen Wärmedurchgangswert der
verputzten Fassade von 0,26 W/m²K. Der Einsatz eines Wärmedämmverbundsystems ist
nicht erforderlich.



Sommerlicher Wärmeschutz durch Ziegeldachstuhl



Auf die bauphysikalische Qualität der Ziegelprodukte vertrauten
Bauherr und Architekt auch bei Decken und beim Dachstuhl. Die homogene Bauweise
verhinderte zusätzliche Heizkosten verursachende Wärmebrücken im
Anschlussbereich von Bauteilen aus unterschiedlichen Baustoffen. Außerdem wurde
durch den Einsatz von Ziegeldachplatten einer Überhitzung der im Obergeschoss
zum Dach hin offenen Schlafräume im Hochsommer vorgebeugt. Die so genannten
Klimaplatten speichern die durch Sonneneinstrahlung entstandene Wärme zwischen
und geben sie erst während der kühleren Abendstunden an das Gebäude-Innere ab.



Die einheitliche Bauweise kam auch dem Putz zugute. Aufgrund des
homogenen Putzuntergrundes und der vernachlässigbaren minimalen Verformung von
Ziegeln sind Mauerwerksspannungen bei sachgemäßer Ausführung praktisch
auszuschließen. Sie stellen einer der wesentlichen Ursachen von Mauerwerksrissen
dar. Architekt wie Handwerker achteten deshalb bei Verwendung anderer
Materialien darauf, sie von den Ziegelbauteilen zu trennen. Der Erker und alle
anderen Anbauteile wurden als reine Holzkonstruktionen nur angehängt und durch
Schattenfugen vom Ziegelmauerwerk getrennt.



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Eine optische Besonderheit ist neben dem Holzerker der
Außenputz: Der Kellenwurfputz mit grober Körnung (9 mm) ist eine alte
Putztechnik und kann die Individualität des Bauwerks sehr gut unterstreichen.
Die Fenster wurden zur optischen Abhebung mit einem glatten Faschenputz
eingerahmt.



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