Projektbericht: Wärmedämmende Ziegel ersetzen asbesthaltige Bauteile

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Die
Gesundheitsgefährdung durch asbesthaltige Materialien ist hinlänglich bekannt.
Festgestellte Asbestfaser-Konzentrationen in der Raumluft führen im Extremfall
sogar zum Abriss eines Gebäudes. Bei der in den Jahren 1974 bis 1978 errichteten
Gesamtschule Niederaula standen solche radikalen Maßnahmen schon aufgrund der
relativ geringfügigen Asbestbestandteile in einzelnen Bauteilen nicht zur
Debatte. Wie bei vielen Gebäuden aus den 60er und 70er Jahren wurden
asbesthaltige Platten bzw. Pappen aus brandschutztechnischen Gründen unter
anderem an den Stoßkanten der Trennwandelemente verwendet. Die "alten" F90-Wände
enthielten teilweise zusätzlich noch asbesthaltige Platten im Bereich der Kopf-
und Fußleisten. Da die Fugen entweder offen oder mit nicht luftdichten
Aluminiumprofilen verkleidet waren, hatten die leicht gebundenen Asbestprodukte
direkten Kontakt mit der Außenluft. Außerdem kam Asbest in Form von
Asbestzementplatten als Füllung in Teilbereichen der Fassade zum Einsatz.



Asbestentfernung und neue Wände



Untersuchungen des TÜV Hessen ergaben keine messbaren
Asbestfaser-Konzentrationen in der Raumluft. Um die Gefährdung von Schülern und
Lehrern auszuschließen, wurden im Jahr 1991 alle Asbestplattenfugen und <nobr>-stöße</nobr>
mit Silikon oder Klebebändern luftdicht versiegelt.



Eine vollständige Demontage der asbesthaltigen Materialien schien dem
Schulträger, dem Kreisausschuss des Landkreises Hersfeld-Rotenburg, trotzdem
geboten. Da der mangelhafte Wärmeschutz der Fassade ohnehin eine
Komplettsanierung der Gebäudehülle erforderte, beschloss der Kreisausschuss im
Jahr 2003 im Zuge der Sanierungsmaßnahmen sämtliche asbesthaltigen Wände zu
entfernen und durch Wände aus hochwärmedämmenden, umweltgerechten Baustoffen zu
ersetzen. Nachdem im Herbst 2003 eine entsprechende Pilotsanierung in einem
begrenzten Sanierungsraum des Erdgeschosses der Schule erfolgreich abgeschlossen
wurde, begann man im Sommer 2004 in einem ersten Bauabschnitt mit der Sanierung
des 2. Obergeschosses.



Die Sanierungsplanung und Baubetreuung übernahm das Immobilienmanagement des
Kreisausschusses des Landkreises Hersfeld-Rotenburg. Da die Entfernung von
asbesthaltigen Bauteilen durch eine Spezialfirma durch die zwangsläufige
Staubentwicklung für die Umwelt nicht unproblematisch ist, wurden die
Demontagearbeiten in den Schulferien durchgeführt.



Hohe Wärmedämmung durch Lochbild und Porosierung



Beim Neuaufbau der Fassade waren die heutigen erhöhten Wärmeschutzanforderungen
an die Gebäudehülle zu berücksichtigen. Gewünscht wurde vom Bauherrn eine
monolithische Außenwand aus einem ökologisch unbedenklichen Baustoff, die ohne
Zusatzdämmung hohen baulichen Wärmeschutz garantieren konnte. Der gewählte
Unipor-Planziegel gewährleistet durch seine geringe Wärmeleitzahl von 0,12W/(mK)
bei einer Dicke von 36,5 Zentimetern einen Wärmedurchgangskoeffizienten der
verputzten Außenwand von nur 0,31 W/(m²K).



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<img border="1" src="http://www.baulinks.com/webplugin/2005/i/1087-unipor1.jpg" vspace="2" alt="Mauerwerk, Ziegelmauerwerk, Asbest, Fassade, Komplettsanierung, asbesthaltige Wände, Wärmedämmung, Zusatzdämmung, Planziegel-Mauerwerk, Hochlochziegel, Stahlbetonskelett" width="400" height="247">

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Grund für die hohe Wärmedämmung des Ziegels sind das spezielle Lochbildsystem
mit Versatz der Stege in Wärmestromrichtung und die in den Poren eingeschlossene
Luft. Durch die Poren wird Wärme in der Ziegelwand gespeichert und mit
zeitlicher Verzögerung an die Innenräume abgegeben.



Vorteile durch Planschliff




<img border="1" src="http://www.baulinks.com/webplugin/2005/i/1087.p1.jpg" align="right" width="150" height="187" vspace="3">Bei der Mauerwerkserstellung der neuen Fassade zahlten sich die Vorteile des
Planziegels gleich in mehrfacher Weise aus. Durch die hohe Maßhaltigkeit und
planeben geschliffene Lagerflächen konnte der Ziegel mörtelsparend in
Dünnbettmörtel versetzt werden. Die gleichmäßige Dicke der nur drei Millimeter
dicken Lagerfuge wurde durch eine Mörtel-Auftragsrolle (Bild rechts) gewährleistet. Aufgrund
der Verzahnung der Stein-Stirnseiten durfte auf eine Vermörtelung der Stoßfugen
sogar ganz verzichtet werden.



Auch bei den neuen Trennwänden (11,5 cm) setzte man auf die Güte von
Planziegel-Mauerwerk. Hier kamen Unipor-Hochloch-Planziegel (Druckfestigkeit 6)
zum Einsatz.



Zusätzliche Dämmung im Bereich Decke/Wand



Bei den Mauerwerks-Abmessungen waren sowohl das Stützenraster (8,40 x 8,40 m)
des in Stahlbetonskelett-Bauweise errichteten Schulgebäudes sowie das vorhandene
Ausbauraster (1,20 x 1,20 m) von Fensterelementen, Trennwänden und Deckenplatten
zu berücksichtigen. Damit Windsog- und Winddruckkräfte statisch sicher über die
neuen Außenwände in das Fundament abgetragen werden, wurde durch angeordnete
Mauerwerks-Anschlussanker eine besonders kraftschlüssige Verbindung zwischen
Ziegel-Fassade und den vorhandenen Stahlbeton-Rippendecken hergestellt.



Da die Decken auf den Außenstützen auflagernd die Fassade durchdringen, musste
dieser Bereich außen durch zehn Zentimeter dicke Fassadendämmplatten gedämmt
werden. Um Wärmebrücken im Anschlussbereich von Fassade und Decke zu verhindern,
wurde hier zusätzlich eine großflächige Dämmung bis 30 Zentimeter in den
Innenraum hinein vorgesehen.



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<img border="1" src="http://www.baulinks.com/webplugin/2005/i/1087-unipor2.jpg" vspace="2" width="400" height="269">

<span style="font-size: 10px">Warum mit zusätzlichem Putz zudecken? Durch
den direkten Auftrag weißer Farbe bleibt die Struktur der Ziegel in den
Klassenräumen der Gesamtschule Niederaula erhalten.</span>
<hr>

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Vorgefertigte, wärmegedämmte Unipor-Ziegelstürze sorgten für die
wärmeschutztechnisch einwandfreie Einbindung der neuen Kunststoff-Fenster in die
Fassade. Sie verringern durch den homogenen Putzgrund zudem die Gefahr des
Auftretens von Putzrissen, die sonst beim Material-Mix von Sturz und Wand wegen
der unterschiedlichen Verformungseigenschaften von Baustoffen besteht.



Sanierungs-Ende im Jahr 2007



Der Schulbetrieb muss während der Sanierung weiterlaufen. Insgesamt sind für die
Sanierung deshalb drei oder auch vier Bauabschnitte vorgesehen. Die
Sanierungskosten betragen voraussichtlich 4,5 Millionen Euro. Im Jahr 2007
sollen alle Sanierungsarbeiten beendet sein. Dann soll sich, vor
allem auch dank der neuen Ziegelfassade, der Jahresheizenergiebedarf statt der
früheren 222.827 Kilowattstunden auf 78.150 Kilowattstunden reduzieren.



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