Projektbericht: Moderne Großflächenziegel - kein Hindernis für die Denkmalpflege

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Zu Recht legt die Denkmalpflege Wert auf die
Verwendung möglichst originalgetreuer Baustoffe. Das gilt auch für die
Dacheindeckung. Sind die großen Formate moderner Flächenziegel dennoch
einsetzbar? Bei der Dach-Sanierung der Josefskirche in Münster sparten Architekt
und Bauherr Verlege- und Materialkosten. Obwohl das Bauwerk unter Denkmalschutz
steht, kam hier der Großflächenziegel Nibra DS 5 von Nelskamp zum Einsatz. Bei
einem Bedarf von nur rund sechs Ziegeln pro Quadratmeter Dachfläche spart das
derzeit größte serienmäßig hergestellte Tondachziegel-Modell der Welt Zeit und
Material gegenüber einer kleinformatigen Eindeckung. Die ausgeprägte Kopf- und
Seitenverfalzung des Verschiebeziegels verspricht darüber hinaus absolute
Regensicherheit - trotz flacher Dachneigung.



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<img border="1" src="http://www.baulinks.de/webplugin/2004/i/1243-nelskamp1.jpg" vspace="2" alt="Dachziegel, Großflächenziegel, Dacheindeckung, Flächenziegel, Denkmalschutz, Ziegel, Tondachziegel, Regensicherheit, Dachneigung">

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Technische und vor allem wirtschaftliche Aspekte gewinnen bei
der Sanierung von denkmalgeschützten Bauwerken immer größere Bedeutung. Bei
Dachsanierungen gilt dieses insbesondere für die Auswahl des Eindeckmaterials.



Im Stil französischer Kathedralen, aber mit Feuchteschäden



Die katholische Pfarrkirche wurde Anfang des 20. Jahrhunderts
mit neugotischer, dreischiffiger Basilika und Querhaus errichtet. Zentrales
Element: Eine in typischer Kathedralgotik aufwändig gestaltete Zweiturm-Fassade.
Neben den Westtürmen flankieren zwei kleine Treppentürme eine mit polygonalen
Nebenapsiden ausgebildete Staffelchoranlage.



Im letzten Weltkrieg wurden sämtliche Dächer zerstört. Danach
konnte das einstige Steildach nicht wieder originalgetreu in Holz errichtet
werden. So kam es zu einem wesentlich flacher geneigten Dach mit
Eisenkonstruktion als Tragwerk des Kirchenschiffes. Ähnlich sparsam ging man bei
den Türmen vor: Sie wurden einfach nicht in gleicher Höhe wieder aufgebaut.



Die Hohlpfannendeckung aus der Nachkriegszeit erwies sich schon
bald an einigen Stellen als "undicht". Denn die Auswirkungen der flachen
Dachneigung auf den Feuchteschutz waren nicht ausreichend berücksichtigt.
Zunehmend traten Feuchteschäden im Innenraum der Kirche auf, und die neue
Eindeckung wurde unumgänglich. Eine Wiederherstellung des alten Steildaches
stand aber - aus finanziellen Gründen - nicht zur Debatte.




<img border="1" src="http://www.baulinks.de/webplugin/2004/i/1243-nelskamp2.jpg" align="right" hspace="3" vspace="3">Denkmalerhaltende
Aufgabe




Wesentliches Auswahlkriterium beim Deckmaterial war das
Erscheinungsbild. Die Hauptdachfläche der Josefskirche ist mit ca. 24 Grad für
einen Sakralbau ungewöhnlich flach geneigt. Außerdem behindert eine umlaufende
Natursteinbrüstung am Dachrand die Sicht auf die Dachfläche des Kirchenschiffs.



Die neue Eindeckung hatte deshalb weniger eine ästhetische als
eine Denkmal erhaltende Aufgabe zu erfüllen. Kirchengemeinde, Architekt und das
städtische Bauamt entschieden sich für den rotbraun engobierten
Großflächen-Ton-Dachziegel Nibra DS 5. So reduzierte sich die Zahl der
Eindeckungspunkte und es wurde weniger Lattung benötigt.



Dauerhafter Feuchteschutz hatte oberste Priorität. Wegen seiner
ausgeprägten Kopf- und Seitenverfalzung ist der Nibra DS 5 bis zu einer
Dachneigung von 22 Grad regensicher.



Auch unter statischen Gesichtspunkten lag die Wahl des
Großformates auf der Hand. Denn das geringe Flächengewicht (nur 36 kg/m)
entlastet die eiserne Tragkonstruktion gegenüber der alten Eindeckung um rund
zwölf Kilogramm pro Quadratmeter.



Einfach verlegt



Mitte Mai 2004 begannen die Dachdecker in Münster mit der
Beseitigung der alten Hohlpfannen. Dann wurden die neuen Dachlatten (Querschnitt
40/60, Holzsortierklasse S 10) verlegt. Wegen der größeren Decklänge (50,4 cm)
des Verschiebefalzziegels wurden rund 20 Prozent des Materials eingespart. Der
lichte Dachlattenabstand von 44 Zentimetern entsprach dem vom Fachausschuss Bau
der Berufsgenossenschaft in der Unfallverhütungsvorschrift 203 zugelassenen
Lattenabstand von 44,6 (40 cm + Aufrundung). So dürfen die Ziegel ohne
sicherheitstechnischen Mehraufwand (Netz) verarbeitet werden.



In nur fünf Wochen war die Sanierung komplett abgeschlossen. Die
Kosten beliefen sich auf rund 38.000 Euro inklusive aller Nebenarbeiten. "Im
Vergleich zu Sanierungsprojekten bei anderen Kirchendächern ähnlicher Größe ein
wirtschaftlicher Preis", stellt der Architekt fest. Auch der Kirchenvorstand ist
zufrieden: "Uns gefällt die gleichmäßige Struktur der Dachfläche. Sie passt mit
ihrem rotbraunen Farbton harmonisch zu den älteren Ziegeldächern der
Nachbargebäude".



Feuchteschutz über Jahrzehnte



Mit der gleichzeitig durchgeführten zeit- und kostenintensiven
Sanierung der Außenfassade und der neuen Dacheindeckung allein war es jedoch
nicht getan. Denn regensichere Neueindeckung war quasi Voraussetzung für
abschließende Sanierungsarbeiten im Innenraum.



<div align='right'>Siehe auch:
Nelskamp
GmbH
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