Neuen Holzboden über krumme alte Dielen legen - wie am besten?

Diskutiere Neuen Holzboden über krumme alte Dielen legen - wie am besten? im Forum Fußboden, Wand & Decke im Bereich - Guten Tag, ich bin Mieter einer Altbauwohnung und möchte einen neuen Fußboden dort legen lassen. Leider muß ich das selbst zahlen, der Vermieter...
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Mila

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Guten Tag,

ich bin Mieter einer Altbauwohnung und möchte einen neuen Fußboden dort legen lassen. Leider muß ich das selbst zahlen, der Vermieter beteiligt sich nicht. Ich habe dazu etliche Fragen... die Forensuche hat leider nicht immer weitergeholfen.

Das alte Stadtfhaus (4 Etagen) wurde ca. 1910-1920 gebaut, es hat über 3m hohe Decken. Es sind Holzbalkendecken, quer zu den Balken sind 60cm breite Dielenbretter aufgenagelt. Der Balkenabstand ist 75 cm (sieht man an den Nägeln).

Die Dielenbretter haben Risse und große Fugen, Abschleifen lohnt sich nicht, ich möchte deshalb etwas darüberlegen. An einigen Stellen sind Bretter locker geworden, außerdem gibt es reichlich Unebenheiten, die Höhenunterschiede sind etwa bis zu 2,5 cm. Der Boden in den Fensternischen ist z.B. merkbar höher als der Rest. Ich habe schon gelernt, daß man auf jeden Fall zuerst den Boden begradigen muß, bevor man etwas Neues verlegt.

Ich möchte gern einen Holzboden. Eine Firma hatte mir folgendes vorschlagen:
  1. den alten Boden grob abschleifen, um die rotbraune Farbe zu entfernen. Das sei nötig, um zu sehen, wo die Nägel sind. Gleichzeitig werden die Bretter unter den Fensternischen stark runtergeschliffen, um sie von der Höhe dem Rest des Bodens anzupassen.
    (mir erscheint das komplette Abschleifen, nur um die Nägel zu finden, etwas übertrieben… man sieht die Nägel auch so schon. )

  2. Die knarrenden und losen alten Bretter nachverschrauben
    (macht absolut Sinn)

  3. Darauf sollen 15mm OSB schwimmend auf den alten Boden verlegt werden, nur Nut und Feder werden verklebt.
    (15mm kommt mir wenig vor? Biegt sich das nicht mit der Zeit wieder durch? Ist schwimmende Verlegung ok, oder vielleicht besser festschrauben?)

  4. Auf diese OSB-Platten kommt ein Fertigparkett, wiederum schwimmend verlegt
    (ist das üblich, schwimmend auf schwimmend? Was würde für/gegen Verkleben sprechen?)
Kann mir vielleicht jemand erklären, wann und warum man schwimmend oder verschraubt verlegt? Von den Handwerkern bekam ich nur Antworten wie „das macht man halt so“.

Worauf ich auch noch keine Antwort habe: Könnte man das nicht ganz anders machen und einfach nur neue Dielen auf die alten verlegen? Dann hätte man auch den Boden begradigt, bräuchte kein Fertigparkett, wäre womöglich günstiger. Falls das geht, wie stark müßten solche Dielen sein, worauf müßte man achten, z.B. schwimmend oder fest verlegt?

Ich hatte schon zwei, drei Bodenleger- und Parkettfirmen auf eine Dielenverlegung angesprochen, die hielten alle davon nichts, wieder mit der äußerst der vielsagenden Begründung „wir wissen schon, was das Beste ist".

Vielleicht machen Parkettleger gar keine Dielen, und ich hab die falschen Gewerke gefragt? Ist sowas vielleicht eher eine Arbeit für Schreiner/Zimmerleute?

Ich würde mich jedenfalls sehr über Feedback freuen; wenn ich als Mieter schon so viel Geld in die Hand nehme, möchte ich gern, daß der Boden auch nach 15 Jahren noch ok ist und nicht irgendwas nach 3-4 Jahren bricht oder sich wieder stark senkt.
 
Vielleicht machen Parkettleger gar keine Dielen, und ich hab die falschen Gewerke gefragt?
Sagt der Name ja schon (Fertig-)PARKETT-leger..... ;)

Wenn es ein wie von dir beschriebenes "Billig-und-Schnell" sein soll, würde ich es genau so machen:
- die alte Dielen gegen Knarren/Knarzen neu/zusätzlich verschrauben
- je nach Unebenheit 15mm- od. 18mm-OSB-Platten auf einer Filzschicht schwimmend und stoßverleimt drüber legen
- ein neues Fertigparkett in Dielenoptik ebenfalls schwimmend und mit Filzunterlage drauf "werfen",
- ein paar Nullachtfuffzehn-Folienbeschichtete-MDF-Sockelleisten drum herum getackert,
- fertig.
Das Ganze ist schnell gemacht, verbessert den Trittschallschutz etwas und ist bis auf die Verschraubung der alten Dielen schnell und rückstandslos reversibel (Thema Mietwohnung und Rückbaupflichten bei Auszug).
Nachteil: Der Aufbau auf den alten Fußboden wird dadurch mehrere cm hoch. D. h., die Türen müssen unten ab geschnitten werden. Was bei Auszug evtl. bedeutet dass sie ersetzt werden müssen.

Die Alternative zum "dauerhaften Provisorium", d. h., dem original Boden gerecht, wäre, die Original-Dielen neu/zusätzlich verschrauben, abschleifen, Risse und Fugen verschließen, die Dielen ölen/wachsen, fertig. Details dazu suche bitte selbst, z. B. unter den Beiträgen von Thomas.

Gruß,
KH
 
quer zu den Balken sind 60cm breite Dielenbretter aufgenagelt.
"60 cm breite" Dielenbretter sind ausgesprochene Raritäten und werden als Altdielen zum Quadratmeterpreis (Material!) von 250 Euro und mehr angeboten und auch gesucht.
Da würde ich keinen Aufwand scheuen diese einfach mal schick zu sanieren.
Die Dielenbretter haben Risse und große Fugen, Abschleifen lohnt sich nicht,
Hallo Sabine,
das sind Kostbarkeiten und die willst Du mit irgendwelchem Laminat und OSB-Platten zukleistern?
Lass Dir mal ein Angebot von einem Tischlermeister machen, den Originalboden fachgerecht aufzuarbeiten.
Ich glaube das ganze Gedöns, was Du da drüberkleistern willst kostet am Ende mehr.
Evtl. lässt sich Dein Vermieter ja doch auf eine Kostenbeteiligung ein, wenn Du den Boden authentisch aufarbeiten lässt.

@KH: Kann dir nur zustimmen!
 
Danke Euch für die Infos!

Dielen abschleifen begradigt leider nichts, ich hätte schon gern einen Boden, wo ich nicht unter jedes Möbelstück 5 Keile legen muß, damit die Tür noch aufgeht... Vor zig Jahren hab ich mal einen ähnlichen Boden abgeschliffen, bei dem hier jetzt sind die Fugen sogar bis zu 2cm breit, das ist eine fiese Arbeit, da Leisten einzupassen. Ich denke, daß sich das insgesamt nicht wirklich lohnt.

Ein Trittschallproblem gibt's dann auch, meine Nachbarin untendrunter hört derzeit jeden Schritt, den ich auf den freigelegten Dielen mache. Da lagen vorher 20 Jahre lang Teppichboden und dicke Teppiche drüber, das dämmte schon ganz gut. Wahrscheinlich ist die Schüttung im Boden nicht mehr gleichmäßig verteilt.

Aber einen Tischler könnte ich fragen, vielleicht kann der mir ja auch Massivholzdielen drüber legen.
 
Richtig.
Vielleicht lässt sich der Vermieter drauf ein, dass du den neuen Belag übernimmst und er die Ertüchtigung darunter. Schüttung, Ausgleich, usw. Für moderne Beläge tut es auch moderne OSB drunter.
Die prächtigen alten Dielen freuen vielleicht einen anderen Altbaufreund oder geben im miesen Zustand eine passable Innenverkleidung für den Kamin ab.

Daniel
 
Ob diese schwimmende Verlegung überhaupt so funktioniert, entscheidet sich an der Ebenheit bzw. Unebenheit des alten Bodens. Die zarten Verbindungen des Fertigparketts vertragen keine Hohlräume, und keine schwingenden Dielen. Die Unebenheiten des Unterbaues übertragen sich nach oben. Wenn's wirklich 'was taugen soll, müsste nach dem groben, lackentfernenden Schliff mit einer faserarmierten Spachtelmasse erst einmal eine ebene Fläche geschaffen werden. FALLS die alten Dielen überhaupt stabil genug liegen. Das alles ist definitiv Sache des Vermieters. Sie wollen das sicher nicht bezahlen, und er ja wohl auch nicht.

Die 60cm breiten Dielen sind ziemlich sicher aus (meistens 2) Brettern breitenverleimt und offenbar stumpf gestoßen. Keine "Schätze", eher das Übliche bis ca. 1900. Selbst vorbehaltlich ausreichender Stärke, der Sanierungsaufwand, um sie sichtbar zu lassen, ist enorm. Schwimmende Verlegung gleichfalls sehr teuer, wenn's wie oben richtig gemacht wird. Für die Fugen ist eine Oberfräse mit HM - Schaftfräser und Führungsschiene hilfreich.

Was bleibt, ist die Verlegung neuer massiver 27mm Dielen rechtwinklig zur alten Dielenlage. Verschraubung in den alten Dielenboden, üblicherweise verdeckt in die Feder. Damit das funktioniert, muss unter der Neudielung mit Distanzplättchen ausgeglichen werden. Üblicherweise überall da, wo dann geschraubt wird. Das sollte, auch durch den N/F Verbund, ein stabiler Boden werden können. Die geringe Trittschalldämmung bleibt freilich, jedoch ist das entsprechend der damaligen Bauweise und damit altbautypisch.

Sehr wichtig: Viele der vorgeschlagenen Baumaßnahmen sind nicht reversibel. Der Vermieter sollte also umfassend schriftlich auf die Wiederherstellung des Vorzustandes bei Auszug verzichten. Ferner sollte eine Kostenteilung gefunden werden, die Arbeiten erhöhen ja definitiv den Wert der Wohnung, ermöglicht vielleicht sogar erst deren Nutzung. Vielleicht auch auf Basis der Reduzierung der Kaltmiete.

Grüße

Thomas
 
Hallo Thomas, danke für die ausführliche Erklärung. Mit dem Vermieter kann man reden, da sehe ich keine Probleme. Der möchte nur nichts investieren, bisher haben meist die Mieter in den Wohnungen renoviert, dafür blieb die Miete im bezahlbaren Bereich. Bei der Bodenrenovierung geht es allerdings schon fast in den 5-stelligen Bereich, und da hab ich ein bisschen Zahnschmerzen.

Eine Frage noch: du schreibst "Schwimmende Verlegung gleichfalls sehr teuer, wenn's wie oben richtig gemacht wird." Mit "richtig gemacht" meinst du das Angebot, was ich im ersten Post beschrieben hatte, OSB schwimmend mit ebenfalls schwimmendem Fertigparkett darüber? Oder meintest du, daß man zusätzlich die geschüsselten Stellen ausgleichen sollte?

Eine andere Boden-Parkettlege-Firma hatte mir anboten, mit einer elastischen Ausgleichmasse den Boden zu begradigen und darauf Parkett vollflächig zu verkleben. Kostet ähnlich viel wie die Sache mit den OSB-Platten.

Mir ist tatsächlich die Variante, neue Dielen über die alten zu legen am sympatischsten, da hier am wenigsten Chemie zum Einsatz kommt.
 
Mit "richtig" meinte ich auch das zusätzliche vollflächige Spachteln zum Erstellen eines ebenen Bodens. Ohne das ist die schwimmende Verlegung von 15mm OSB (auf entkoppelnde Unterlage wohlgemerkt!) nutzlos.

"Eine andere Boden-Parkettlege-Firma hatte mir anboten, mit einer elastischen Ausgleichmasse den Boden zu begradigen und darauf Parkett vollflächig zu verkleben. Kostet ähnlich viel wie die Sache mit den OSB-Platten."

Die alten Dielen haben keinen N/F Verbund und schwingen vermutlich nicht unerheblich. Unter diesen Voraussetzungen wird das vermutlich ganz schnell teurer Pfusch.
 
Danke, das bestätigt mein ungutes Gefühl bei den bisher von Handwerkern vorgeschlagenen Maßnahmen. Habe mich schon die ganze Zeit gefragt, ob eine OSB-Platte nicht mit der Zeit verbiegt, wenn der Boden darunter schon leicht geschüsselt ist. Das mit dem Unterfüttern der Dielen mit Distanzplättchen klingt daher absolut logisch.

Und ja, die Dielen schwingen an etlichen Stellen, wenn man drüberläuft. Der Fairneß halber muß ich sagen, daß die von mir kontaktierten Firmen alle davon sprachen, die alten Dielen wieder festzuschrauben, das war stark verkürzt wiedergegeben. Aber grade wird es davon ja auch noch nicht, neue Dielen über die alten legen scheint wirklich der sinnvollste Weg zu sein. Dann werde ich mal in dieser Richtung Firmen kontaktieren.
Vielen Dank für die guten Infos!
 
Habe mich schon die ganze Zeit gefragt, ob eine OSB-Platte nicht mit der Zeit verbiegt, wenn der Boden darunter schon leicht geschüsselt ist.
Das kann ich [in einem Einzelfall] bestätigen: Ich habe vor einiger Zeit in unserem Bauernhaus einen ebensolchen Boden "abgerissen", bei dem die OSB-Platten nicht nur verbogen, sondern teilweise gerissen/gebrochen waren. Die Dielen darunter sehen eigtl. noch ganz gut aus und werden jetzt wieder als Boden genutzt, bis ich dazu komme, sie "aufzuhübschen"... War also klassischer Handwerkerpfusch. Sowas will man sich nicht ins Haus holen.
 
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