Moselschiefer: Mehlig auf der Zunge, hart auf dem Dach

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Bauherren
verlassen sich auf den guten Geschmack, Baufachleute zusätzlich auf den
richtigen Biss. Denn wenn es um die Qualität von schimmerndem Dachschiefer geht,
vertrauen Geologen nicht nur dem seidigen Glanz, sondern auch ihrem feinen
Gaumen: Knirscht das Naturprodukt nicht zwischen den Zähnen, hält es in der
Regel ein Dach Jahrzehnte dicht.
Zu den Premium-Qualitäten gehört deutscher
Moselschiefer - vor 400 Millionen Jahren von der Natur gemacht und beim
geologischen Feldtest fein und mehlig auf der Zunge...



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<img border="1" src="http://www.baulinks.com/webplugin/2005/i/1556-moselschiefer1.jpg" vspace="2" alt="Schiefer, Schieferdach, Schieferdeckung, Dach, Fassade, Dacheindeckung, Schiefereindeckung, Dachschiefer, Schieferfassade, Unter-Devon-Zeit, Schieferton">

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Schiefer gibt es von Nord- bis Südamerika, in Asien und
Südafrika. Entstanden ist er durch die Faltung der Erdoberfläche. Vor allem in
Europa schätzen Bauherren den Naturstein, weil er Häusern eine besondere Note
gibt und hart im Nehmen ist: Kaum eine andere Dacheindeckung hält so lange, wie
Schiefer. Allein in Deutschland werden inzwischen von dem Urgestein pro Jahr
rund vier Millionen Quadratmeter verlegt - mehr als achtmal so viel wie noch vor
25 Jahren.



Als extrem langlebig gilt hochwertiger Moselschiefer aus der
Eifel. Er erfüllt die hohen Anforderungen, die schnelle Temperaturwechsel und
Schadstoffe in der Luft an Dachschiefer stellen. "Denn nur, wenn das
Naturprodukt eine hohe Dichtigkeit aufweist, nicht porös ist, sich ausreichend
biegt und nur kleine Mengen Wasser speichert, bietet es eine schützende
<img border="1" src="http://www.baulinks.de/webplugin/2005/i/0822-rathschek3.jpg" align="right" hspace="3" vspace="3" alt="Altdeutsche Deckung, Schiefer, Schieferdach, Schieferdeckung" width="150" height="195">Haube
für Generationen," betont der Schieferexperte Dr. Wolfgang Wagner. Für den
Geologen ist es Erkenntnis auf den ersten Biss: "Schiefer muss frei sein von
Fremdeinschüssen wie körnigen Schwefelkiesen oder Quarzeinlagerungen. Nur dann
hält er den europäischen Klimaverhältnissen stand". Um das zu prüfen, nimmt der
Fachmann ein kleines Schieferstückchen in den Mund, schiebt es mit der Zunge hin
und her und kaut vorsichtig. Runtergeschluckt wird nichts, denn die Qualität
stimmt nur, wenn kein Klümpchen zwischen den Zähnen knirscht. "Ich beiße nicht
richtig rein, sondern zermahle den Schiefer. Dadurch kann ich feststellen, ob
Quarzkörner übrig bleiben oder ob sich der Schiefer fein mehlig anfühlt",
erklärt Dr. Wagner seinen Test, der kein Aprilscherz sondern unter Geologen
gängige Praxis ist. "Natürlich", schmunzelt Wagner, der bei Deutschlands größtem
Schieferlieferanten Rathscheck Schiefer für die Qualitätssicherung
verantwortlich zeichnet, "ist der Gaumenversuch nur ein Feldtest und fordert
viel Erfahrung. Aber Fakt ist: In fast allen Fällen kommt der anschließende
große Labortest, bei dem der Schiefer zermahlen, mit Wasser geschlämmt und zum
Schluss der Quarzgehalt in Sandkorngröße analysiert wird, zu ähnlichen
Ergebnissen." Wagners Feldmethode ist schneller und trotzdem sehr genau. "Der
Mensch ist im Mundraum besonders empfindlich. Ihn stört das Haar in der Suppe
und der Kaffeesatz in der Tasse", schmunzelt der Geologe. Auf den ersten Biss
erkennt Dr. Wagner deutschen Moselschiefer: "Er fühlt sich ebenmäßig an, ohne zu
klumpen oder zu knirschen. Das sind Qualitätsmerkmale für gute Bearbeitung und
hohe Lebensdauer."



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<img border="1" src="http://www.baulinks.de/webplugin/2005/i/0272-schieferwelt2.jpg" vspace="2" alt="Schiefer in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Thüringen, Hessen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Bremen, Brandenburg, Berlin," width="400" height="319">

<span style="font-size: 10px">Grafik aus der Meldung "Wo Deutschland Schiefer deckt"
vom 15.1.2005</span>
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Mehr als 300 Meter unter der Erde wird in den Rathscheck
Bergwerken Katzenberg und Margareta bei Mayen in der Eifel der Moselschiefer aus
der Unter-Devon-Zeit abgebaut. Mit Testbohrungen und Suchgräben arbeiten sich
die Bergleute in den insgesamt fast 30 Kilometer langen Stollen langsam vor, um
in den Tiefen der Erde die richtige Stelle für eine Probeproduktion zu finden.
"Die Lagerstätten mit besonders hochwertigem Moselschiefer reichen noch für
Generationen", weiß Rathscheck-Geschäftsführer Ewald A. Hoppen. Sein größtes
Augenmerk liegt, mit typisch deutscher Gründlichkeit, auf den Kontrollstufen bei
Gewinnung und Vorspaltung sowie über Tage beim Sägen, Spalten und Zurichten.
Denn anders als bei anderen Bodenschätzen müssen erfahrene Fachleute erst einmal
Spaltfähigkeit, Bearbeitbarkeit und die Härte des Gesteins untersuchen. Von Hand
getestet wird auch die Lochbarkeit, damit der ideale Rohstoff für den späteren
Dachstein herausgefiltert wird.



Wolfgang Wagner achtet bei seinen Untersuchungen im
firmeneigenen Labor außerdem auf eine hohe Haltbarkeit der Farbe. "Nur Schiefer,
der wie unser Urgestein aus der Eifel bestimmte kristalline Strukturen nicht
enthält, hat eine sehr hohe Farbbeständigkeit. Er oxidiert nicht, bleicht nicht
aus und schimmert auf Dach und Fassade, je nach Sonneneinfall und Lichtbrechung,
in lebendigen Farbtönen." Dieser feine Glanz gewinnt mit zunehmendem Alter noch
an Patina.



 



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<img src='http://www.baulinks.com/webplugin/2005/i/0496-schiefer1.jpg' width='400' height='237' border='1'>

<span style="font-size: 10px"> Bild aus dem Projektbericht "Wilde
Schiefer-Deckung - Ästhetik pur
" vom 21.3.2005</span>
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Langzeiterfahrungen zeigen, dass Umweltbelastungen durch sauren
Regen, durch Schwefeldioxid, Kohlendioxid und Stickoxid dem Moselschiefer dank
seines enormen Dichtigkeitsgrad nichts anhaben können. Allerdings ist
Schieferqualität für den Laien nicht auf den ersten Blick erkennbar. Es gibt
zwar zahlreiche Prüfmethoden, aber aus der verwirrenden Vielfalt einzelner Daten
kann er kaum Rückschlüsse ziehen. Eine Klangprobe hilft nur unter fachlicher
Anleitung mit ersten Anhaltspunkten weiter: Erzeugt Schiefer beim Abklopfen mit
Metall einen hellen Ton, gilt er als gesund. Weil dies aber kein verlässliches
Urteil erlaubt, bleibt Schieferkauf Vertrauenssache. Fachmann Wagner empfiehlt:
"Ein Spezialist ist nur, wer sich ausschließlich mit Schiefer beschäftigt - von
der Gewinnung über die Kontrollen bis hin zu den Langzeiterfahrungen."



Moselschiefer ist über all einsetzbar - vom schmucken
Einfamilienhaus bis zum Schloss. Besonders edel wirkt die traditionelle
Altdeutsche Deckung, die Experten als Königin der Deckarten bezeichnen. Sie
setzt sich zusammen aus unterschiedlich großen Steinen, die selbst auf
komplizierten Dachformen ein harmonisches Gesamtbild ergeben. Hohe Kunst am Dach
ist die Wilde Deckung. Sie entsteht aus der Kombination von besonders
hochwertigem Schiefer und höchstem handwerklichem Geschick des Schieferdeckers.



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