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Johanna10
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Der Titel lässt es erahnen – Wir, also mein Liebster und ich, stehen gerade vor der Entscheidung ein altes Fachwerkhaus zu erwerben und bewohnbar zu machen oder es lieber zu lassen. Das Vorhaben bietet noch jede Menge unbeantworteter Fragen und ich hoffe mit diesem Beitrag neue Blickwinkel, Bedenken oder Themenfelder zu erfassen, die uns die Entscheidung einfacher machen. Unsere Entscheidung hängt gerade stark davon ab, welchen finanziellen und zeitlichen Aufwand die Sanierung/ Restaurierung des Hauses mit sich bringen wird. Was erhoffe ich mir also hier? Anhand der (noch) dünnen Faktenlage möchte ich einen groben Plan erarbeiten auf dem die notwendigsten Maßnahmen in chronologischer Reihenfolge aufgelistet sind. All das ist nur der erste, kleine Schritt, um etwaige Maßnahmen überhaupt erst zu erfassen und auf dem Schirm zu haben. Dass ich anschließend Zimmermänner, Maurerinnen und sonstige Fachleute durch das Haus jagen muss, um die ersten Schätzungen zu überprüfen, ist natürlich auch klar. Ich würde mich sehr freuen, wenn hier also der ein oder andere Rat, konstruktive Kritik und Denkanstöße zusammenkämen. Ich danke euch schon im Voraus für jeden Beitrag!
Weil der Umfang einer Sanierung auch immer auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der einstigen Bewohner abgestimmt sein muss, hier ein paar Eckdaten zu uns. Wir wünschen uns in 5 Jahren aus unseren Mietwohnungen in ein Eigenheim zu ziehen. Wir haben keine großen finanziellen Rücklagen, sind familiär aber insoweit abgesichert, dass wir stets eine Wohnstatt finden würden. Wir fangen gerade beide erst richtig an zu arbeiten, sind aber mit beinahe 30 schon gefühlt ein bisschen alt, um erst jetzt über Eigenheime und die damit verbundene Zukunft nachzudenken. So fühle ich mich jedenfalls. Torschlusspanik ist da vielleicht ein berechtigter Begriff, allerdings denken wir auch an den etwaigen Mehrbedarf an Platz, wenn mal Kinder ins Spiel kommen sollten. Aus verschiedenen Gründen muss ein großer Garten her. Dazu kommt, dass ich als Lehrerin sehr unflexibel bin, was meinen Arbeitsplatz angeht. Wenn keine absolut unwahrscheinliche Vollkathastrophe geschieht, dann werde ich mein Leben lang an meiner Schule bleiben zu der ich momentan noch fast 3 Stunden täglich pendeln muss.
Was wir gerade auf der Kante haben sind lotterige 100.000 Euro – nicht viel, um von Häusern mit großen Grundstücken zu träumen. Was wir aber bieten können sind Eigenleistungen in einem nicht unerheblichem Umfang. Ich bin ursprünglich studierte und gelernte Bildhauerin und habe vor mir einiges von Fachleuten beibringen zu lassen und jede freie Minute ins Haus zu stecken. Ich habe das Glück, dass meine Brüder und mein lieber Vater allesamt tüchtige Ingenieure sind, die mir mit Rat, Tat und Muskelkraft beistehen könnten. Häuser saniert und gebaut haben die alle schon. Mein Versuch, mir die Idee vom Kauf eines Fachwerkhauses von meinem doch sehr vernünftigen Vater ausreden zu lassen, hat bisher nicht funktioniert. Er meinte nur, dass uns ein Fachwerkhaus noch in unserem Familienexposee fehle... Mein Liebster ist als Raketenwissenschaftler eher nicht so versiert für den Bau – aber er kocht leckeres Essen und sorgt für emotionalen Support außerhalb der Baustelle. Der Wunschtraum den wir haben ist, dass wir mit den 100.000 Euro die Kaufkosten und die Sanierungsmaßnahmen abdecken können, die absolut notwendig sind, damit der Erhalt des Hauses erst mal gesichert ist. Danach würde ich monatlich ein „Taschengeld“ von etwa 1000 Euro ins Haus stecken können, während wir gleichzeitig für größere Investitionen sparen.
Nun aber zum eigentlichen Thema: Das wunderschöne, hübsch gelegene Fachwerkhaus im Umland meines Arbeitsplatzes. Geschätztes Baujahr um 1600-irgendwas, denkmalgeschützt, seit 25 Jahren unbewohnt. Wir würden es zum Grundstückspreis nehmen, der etwa bei 60.000 liegt. Das Interesse von anderer Seite ist erschreckend gering. Mit etwa 1500 Quadratmetern ist das Grundstück gerade groß genug für unsere Bedürfnisse. Der Herr Denkmalpfleger ist mit mir sehr auf einer Wellenlänge und würde einige Kompromisse eingehen, sofern wir das Haus retten.
Die riesen Knackpunkte sind auf meinen ersten laienhaften Blick typischerweise die Schwellbalken und das Dach. Gerade der Dachstuhl ist besonders schützenswert, da er während des 30-Jährigen Krieges notgedrungen aus Birkenholz gefertigt wurde. Das ist auch der eigentliche Grund für den Denkmalschutz. Das Dach hat eine Hand voll fieser Lecks, die sich aber mindestens provisorisch abdichten lassen. Einige kaputte Regenrinnen siffen vermutlich seit Jahren die Wände voll und sorgen in Erdgeschoss und Obergeschoss für drei-vier feuchte Stellen in Wänden und Gebälk samt Schimmelbildung.
Der Zweite Punkt, der meinem Herrn Vater Bauschschmerzen bereitet, ist der Zustand der Schwellbalken. Nagut, was heißt Schwellbalken… An einigen Stellen lassen sich diese hohlen, ausgenudelten Dinger wie Butter verstreichen. Das Haus hat man außen mit Zement-Asphalt-Bitumen-Pampe umgossen, die Schwellbalken zu mindestens einem Drittel gleich mit versenkt. Die Drainage, die das Haus umgibt, ist derartig zugewachsen, dass wir sie erst bei der dritten Besichtigung entdeckt haben. Auch von dort wird das Haus also derzeit noch von Wasser vom nahen Hügel umplätschert. Das Gesamte Haus ist zur einen Giebelseite hin bedenklich abgesackt. Ob dies am Boden oder an den schwindenden Schwellbalken liegt, können wir zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Ein bisschen Bodenfeuchte und schimmlige Tapete im Erdgeschoss kommt dazu. Meist an Stellen, in denen irgendein Estrich vermutlich ohne ein wirklich vollumfänglich durchdachtes Konzept vergossen wurde.
Dazu gibt es wundervolle, nicht ganz originale, aber uralte Türen, ebenso Fenster, wunderschöne Steinfliesen im Erdgeschoss. Mein Eindruck ist, dass sehr wenig kaputtsaniert wurde und das Haus nicht mit Sondermüll zugestopft wurde, den ich vor der eigentlichen Sanierung entfernen müsste. Es zeigt relativ ersichtlich, was im Argen liegt und das erachte ich als absoluten Pluspunkt.
Jetzt komme ich nach dem ganzen ausufernden Geschreibe mal zu den konkreten Fragen, die mich umtreiben.
Was haltet ihr von dem Dachstuhl? Die Balken liegen etwa 120 bis 150 cm auseinander. Mein Vater hat zugegebener Maßen richtig Muffensausen bekommen. Die Konstruktion folgt keinem für ihn ersichtlichen Konzept. Anbei ist ein Bild, das einen der aus der Reihe tanzenden Balken auf der rechten Seite ganz gut zeigt.
Wir dürften (und möchten eigentlich auch gerne) den Dachstuhl zu einem großen Wohnraum ausbauen. Eine so dünn wie möglich gehaltene Aufsparrendämmung ist dafür im Gespräch. Neu gedeckt soll das Dach auch werden. Das Gebälk soll innen sichtbar bleiben. Dafür muss das Dach aber tragfähig sein und mein lieber Herr Vater hat da seine Zweifel.
Zu den Schwellbalken: Ich möchte (und dürfte) den Boden des Hauses auskoffern, vernünftig und dicht aufbauen und noch einige Zentimeter an Deckenhöhe für meinen doch recht hoch gewachsenen Liebsten rausschlagen. In dem Zuge muss das Haus ja ohnehin Stück für Stück abgestützt werden und ich kann diese Arbeiten verbinden. Die Große Frage ist, ob wir auch gleich den Abgesackten Teil des Hauses wieder hoch stemmen. Der euphorische Herr Nachbar, der gerade bei den letzten Schritten seiner Fachwerksanierung angelangt ist, hat das als sehr realistisch dargestellt. Und was soll ich sagen – ich möchte irgendwie auch daran glauben! In den kommenden Posts ergänze ich noch einige Fotos zu dieser Frage.
Vielen herzlichen Dank schon mal bis hier her - der Text ist doch ein ganz schöner Trümmer geworden und ich hoffe, dass ich euch nicht verschreckt habe.
Viele liebe Grüße
Johanna