Kleines Fachwerkhaus in Asbest verkleidet - trotzdem kaufen?

[Antje1]

Hallo liebes Forum,

wir sind eine Familie, die bereits seit zehn Jahren ein altes kleines Fachwerkhaus besitzt, Erfahrungswerte haben wir also schon, sind auch sehr glücklich mit dem Haus.

Nun gäbe es ein Zweites:

Ich bin Künstlerin und habe hier mit einem kleinen Fachwerkhaus um die Ecke geliebäugelt, dass mir als Atelierspace und als Kulturbegegnungsstätte für das Dorf als idealen "Zweitwohnsitz" erscheint. Es hat einen schönen großen Garten - ich kann mir da ne Menge vorstellen.

Meine Fragen ans Forum:

Es ist komplett in Asbest gekleidet, wurde vom Denkmalamt als "erhaltenswert" eingestuft (was für die Förderungen schon super ist), und generell damals ähnlich eingestuft wie unser eigenes Haus. Was mir Hoffnung gibt.
Ich packe gern an, renoviere auch eigenhändig was es zu tun gäbe - von Gefachen bis etc. - außer Asbest natürlich. Meine Sorge ist, dass das Holz dahinter ohne Asbest nicht mehr halten würde. Ich hab mal gehört, dass Asbest so ziemlich alles isoliert. Und die alte Dame hat gesagt, dass das Holz nicht morsch wäre. Wir müssen da selber am Wochenende schauen. Trotzdem bin ich neugierig, ob ihr hier eine Einschätzung zu Asbest und Fachwerk geben könnt.

Zweite Frage: dieses Haus ist nicht zugänglich, man kann nicht mit Autos oder LKWs vorfahren, es ist auch kein Baugrundstück mehr. Und es muß sehr viel gemacht werden. Wir müssen für uns einschätzen, was man für das Haus überhaupt noch bieten kann. Grundstück ist "groß" (nach Bodenrichtwert rechnen wir uns zu Tode - wir leben in einer teureren Wohngegend) - aber an dem Haus muß soviel gemacht werden - man rechnet doch diese Kosten dann gegen oder? Und ich bezweifle, dass das Haus irgendjemand sonst erwerben würde, denn es ist wie gesagt nicht zugänglich, die Arbeiten müssen alle auf dem Laufweg mit Schubkarre erfolgen...

Vielen Dank für Eure Einschätzung.
Liebe Grüße,
Antje

 

[pickartzarchitektur]

Bei diesem Objekt muss man nach Ihrer Beschreibung drei Hauptaspekte für eine Kaufentscheidung bewerten:

- der baukonstruktiv/bauphysikalische Aspekt : wie ist der Erhaltungszustand des Fachwerks zu beurteilen und der daraus folgende eventuelle Instandsetzungs- und Sanierungsaufwand bzw. der Aufwand für den eventuellen Umbau und die Modernisierung des Gebäudes? Die asbesthaltigen Fassadenplatten sind dabei nicht unbedingt das größte Problem. Wenn sie hinterlüftet vor die Fachwerkfassade montiert worden sind, haben sie bisher das Fachwerk vor Witterungseinflüssen geschützt, Gleichwohl bleibt der Erhaltungszustand der Fachwerkkonstruktion im Sockelbereich zu prüfen.
- der baurechtliche/planungsrechtliche Aspekt : Ev. befindet sich das Haus im Aussenbereich/im Landschaftsschutzgebiet oder in einem Gebiet, das für Ferien-/Wochenendhäuser vorgesehen ist etc. Wenn das Grundstück nicht mehr als Baugrundstück eingestuft ist, muss in Erfahrung gebracht werden, aus welchem Grund das geschehen ist und wie der aktuelle bau-/planungsrechtliche Status ist. Dieser Status bedingt die Eignung für eine bestimmte Nutzung des Hauses/des Grundstücks. Ob das Objekt unter diesem Aspekt für Ihr Vorhaben rechtlich geeignet ist oder nach Abstimmung mit den Baubehörden dazu formal geeignet gemacht werden kann, muss mit den Behörden geklärt werden.
- die Denkmalbehörden dominieren ggf. die Entscheidungsfindung : mit der UDB (Unteren Denkmalbehörde) muss das Nutzungskonzept vor dem Kauf inhaltlich und auch mit seinen ev. Auswirkungen auf die Gebäudestruktur abgestimmt werden.

Ich empfehle Ihnen, diese Aspekte vor Kauf prüfen zu lassen.