Holzgewölbe über Fachwerk- oder anderen Häusern

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K

Karl-Ludwig Diehl

Guest
Hallo allerseits,

ich las kürzlich eine Dissertation zum Thema
Holzgewölbe der Gotik. Den Aufsatz, den ich danach
dazu herstellte, faßt gut zusammen, um was es in
dieser Arbeit geht. Dort ist erwähnt, daß sich
nur wenige Holzgewölbe über Wohnhäusern erhalten
haben und sehr wenig darüber gewußt wird.
Vielleicht weiß jemand mehr?

Grüße
Karl-Ludwig Diehl
Deutsches Gewölbemuseum
Jahnstraße 4
56410 Montabaur
baugeschichte (at) email.de

Anhang:


Das Deutsche Gewölbemuseum wertet aus: der
Holzgewölbebau der Gotik


In der Epoche der Gotik entstanden Raumüberdeckungen
mit Holzgewölben "über Kirchen, Klostergebäuden, Gast-
häusern, Ratssälen, in repräsentativen Schlossbauten,
privaten Rückzugsräumen, in Taubenschlägen, Torein-
fahrten und Scheunen". Karin Atzbach, die diese Aufzäh-
lung schrieb (1), hat den Holzgewölbebau der Gotik unter-
sucht. Sie meint:

"Gewölbe aus Holz sind seit dem Mittelalter ein häufig ge-
bauter Raumabschluss, dem jedoch wenig Aufmerksam-
keit geschenkt wurde, obwohl sie oft genauso spektaku-
lär wie Steingewölbe sind." (2)

Der Satz wirkt so, in Eile gelesen, als sei der Holzgewöl-
bebau erst in der Gotik aufgekommen, was aber ganz ge-
wiß nicht der Fall ist, denn es handelt sich um eine Bau-
technik, die seit dem Paläolithikum in immer neuen Va-
rianten zum Einsatz kam. Allerdings läßt sich sagen, er
habe in der Gotik in einer besonderen Ausprägung neben
den Steingewölben einen bedeutenden Rang eingenom-
men. Der Ursprung dieses gotischen Holzgewölbebaus
wird in Frankreich vermutet, jedoch bestehen Datierungs-
probleme:

"in Frankreich könnte durch dendrochronologische Unter-
suchungen etwas mehr Licht in die Ursprünge der hölzer-
nen Gewölbe gebracht werden." (3)

Der Arbeit von K.Atzbach ist eine Verbreitungskarte sowie
eine Auflistung der Bauten beigegeben, die aufführt, wo
sich bisher gotische Holzgewölbe nachweisen liessen.
Die Menge dieser Bauten ist stattlich. Sie muß in der Go-
tik wesentlich größer gewesen sein, denn in großer Zahl,
so muß angenommen werden, verschwanden diese Bau-
ten. Viele sind nicht mehr mit Sicherheit nachweisbar.
Jedoch:

"viele Holzgewölbe harren noch der Entdeckung oder ge-
naueren Bearbeitung." (4)

Es wird wohl so sein, daß es bisher kein Überblickswerk
gibt, das den Holzgewölbebau in allen seinen Variatio-
nen durch alle Epochen und über alle Erdteile hinweg ab-
handelt. Wir wissen also ungeheuer wenig über ihn. K.Atz-
bach, die den Verbreitungsraum gotischer Holzgewölbe
durch Belege sichtbar gemacht hat, fand in dem einge-
grenzten Gebiet, auf das sie den Fokus ihrer Forschung
legte, also die Städte Utrecht, Gent und Brugge, ein Er-
scheinungsbild der Holzgewölbe, das so aussah:

"Verallgemeinernd lässt sich für die Niederlande und Bel-
gien zusammenfassen, dass die frühen Holzgewölbe im
Querschnitt rundbogig, ab dem 14.Jahrhundert spitz und
im späten 16.Jahrhundert wieder rundbogig gestaltet wur-
den." (5)

Wenn man liest, es hätten sich bei Auswertung des Er-
scheinungsbildes der gotischen Holzgewölbe 26 Bau-
typen unterscheiden lassen, ahnt man etwas von der
Vielfalt des Holzgewölbebaus nicht nur der Gotik, son-
dern auch bei dem in anderen Zeit- und Kulturräumen.

Wenn danach gefragt wird, wieso der Holzgewölbebau
in der Gotik aufkam, gerät man in tiefe Probleme. Die
Gründe können nur indirekt erschlossen werden. Es
wird vermutet, er habe sich als Alternative zum Stein-
gewölbebau entwickelt.

"Die praktischen Erwägungen sind der Art, dass die
schnellere Bauweise bevorzugt wurde, bessere Verzie-
rungsmöglichkeiten wichtig waren, die Akustik für be-
stimmte Zwecke vorteilhafter war, das Raumklima be-
vorzugt wurde, der Materialaufwand, bzw. die Preiser-
sparnis bei gleichzeitig großer Raumgröße den Aus-
schlag gab, die Verfügbarkeit der Arbeiter vor Ort oder
der Bauuntergrund eine Rolle spielten. Wobei es sich
bei den Erbauern nicht um Schiffs- sondern Hausbauer
handelte." (6)

Man kann, mit Fragen dazu, diesen einzelnen Gründen
in der Dissertation von Karin Atzbach nachgehen und
erhält reichlich Hinweise, mit denen sich weiterarbeiten
läßt. Prägnant ist diese Aussage zu der Frage, warum
sich ein Bauherr z.B. für eine Holztonne statt ein Stein-
gewölbe entschied:

"Die Holztonne war /.../ eine billige Art, die hoheitliche
Form eines Gewölbes zu bauen, ohne die Nachteile
eines steinernen Raumabschlusses in Kauf nehmen zu
müssen." (7)

Durch Holzgewölbe ging man also Problemen aus dem
Weg, handelte sich aber gleichzeitig mit der Holzbau-
weise neue Probleme ein. Durch Abwägung wurde ent-
schieden, was trotzdem größere Vorteile bot, welche
die Nachteile aufwogen. In einem Küstengebiet, das
keinen festen Baugrund in leicht erreichbarer Tiefe hat,
waren Leichtbaukonstruktionen, die der Holzgewölbe-
bau bot, sicherlich von Vorteil. Andererseits ist es ver-
wunderlich, daß sich der Schiffsbau aus Holz, der eine
lange Tradition hat, nicht auf den Holzgewölbebau für
Gebäude an Land ausgewirkt haben soll. Die Anforde-
rungen an den Schiffsbau sind höher. Bisher gelang es
nicht, für den gotischen Holzgewölbebau an Land eine
Übernahme von Bautechniken aus dem Schiffsbau aus
Holz nachzuweisen. Das verblüfft. Andererseits sind die
umgekehrten Gewölbe der Schiffsbauer auch Holzgewöl-
be und müßten genaugenommen auch als gotische Holz-
gewölbe aufgeführt sein und bearbeitet werden. Beim
Gewölbebau aus Stein gibt es die umgekehrten Gewöl-
be. Sie dienen dazu, das Eindringen von Grundwasser
in die Bauwerke zu verhindern. Wenn die Gebäude,
die über solchen umgekehrten Gewölben, die unter
dem Kellerfußboden liegen, stehen, zu leicht gebaut
sind, können die Gebäude wie Schiffe durch das Was-
ser angehoben werden, wenn der Grundwasserspiegel
steigt. Ich will sagen: Gewölbebau ist ein weites Feld.
Er muß als Untersuchungsgegenstand noch besser
durchdacht werden.

Man wird allen Fragen zum Holzgewölbebau genauer
nachzugehen haben. Die Ausarbeitung zum gotischen
Holzgewölbebau, die Karin Atzbach auf sich genom-
men hatte, ist für einen Einstieg in das Thema von Vor-
teil, weil sie zugleich die Verbreitung der gotischen
Holzgewölbe in Europa aufzeigt. Auch hat sie sich
daran gewagt, die Entwicklung des Holzgewölbebaus
nach der Zeit der Gotik ins Bewußtsein zu heben. Die-
ser Kontext stellt die Vorgänge in Utrecht, Gent und
Brugge in ein besonderes Licht. Der Zustand, daß
dem Holzgewölbebau bisher "wenig Aufmerksamkeit
geschenkt wurde", könnte sich nach der Durcharbei-
tung ihrer Dissertation rasch ändern, denn ihre Arbeit
regt zu weiteren Forschungen an. Der scrpîvaz-Verlag
hat ihre Dissertation als Buch im Jahre 2007 heraus-
gegeben. Der Text wird von vielen Abbildungen goti-
scher Gewölbe begleitet, die sowohl in Zeichnungen
als auch in Fotografien anschaulich gemacht sind.
Man erfährt viel zur Typologie der Holzgewölbe, die
sie auffand. Darunter sind Rundtonnen- und Spitzge-
wölbe, aber auch Kleeblatt- und Korbbogentonnen.

Da eingangs nicht in die Holzbauterminologie anhand
von gebauten Beispielen des Gewölbebaus eingeführt
wird, ist das Lesen des ersten Teils dieses Buches
etwas schwierig, in dem sie die Holzgewölbe in
Utrecht, Gent und Brugge alle anführt und genau be-
schreibt. Wer diesen Teil der Arbeit überstanden hat,
gerät dann in das spannendere Arbeitsfeld dieser
Dissertation, in dem alle Aspekte dieses gotischen
Holzbaus auseinandergelegt und diskutiert werden,
was den gotischen Gewölbebau aus Holz nachvoll-
ziehbar macht. Zugleich werden offene Fragen deut-
licher, die der Bearbeitung harren.

Viel zu wenig gewußt wird über die Wohnungsbauten
in der Zeit der Gotik, die solche Holzgewölbe ent-
hielten. Da ein Wertgefüge gepflegt wurde, daß dem
Sakralbau und anderen großartigen Bauten für die
öffentliche Nutzung mehr Bedeutung zuwies, wurde
auch mehr darauf geachtet, daß sie erhalten blieben.
Dadurch blieben Holzgewölbe fast ausschließlich in
Sakralbauten erhalten. In Kirchen, Kapellen, Klöstern,
Kranken- und Siechenhäusern, sowie einzelnen Rat-
häusern finden sich diese speziellen Gewölbe, an-
derswo kaum noch. Man sieht daran zugleich, wel-
chen Schaden hierarchisierte Wertgefüge im Bau-
wesen bei dem Erhalt von Bauten anrichten. Die an
Universitäten gepflegte Baugeschichte ist dafür be-
kannt, daß sie an dieser unnützen Hierachie festhält
und vorrangig nur ganz bestimmte Bauten bearbeiten
will. Es wäre natürlich schade, wenn dadurch wei-
tere Verluste an Holzgewölbebauten eintreten. Die
Ausarbeitung von Karin Atzbach legt nahe, auf die
ganze Bandbreite des Holzgewölbebaus zu achten.
Sie erklärt auch, wie sehr unterschiedlich nach der Zeit
der Gotik mit diesen historischen Bauten umgegan-
gen wurde, was diese Forschungsarbeit abrundete.

K.L.

Dieser Text von Karl-Ludwig Diehl wurde in
http://groups.google.com/group/de.sci.architektur
und
http://groups.google.com/group/de.sci.ing.misc
zur Diskussion gestellt. Der Autor ist über folgende
Emailadresse erreichbar: baugeschichte (at) email.de

Anmerkungen:
(1) entnommen aus: Karin Atzbach: Gotische Gewölbe
aus Holz in Utrecht, Gent und Brugge. Schöneiche,
2007. S.189. Siehe in:
http://www.scripvaz.de
(2) zitiert aus: K.Atzbach, wie vor, S.2
(3)-(4) zitiert aus: K.Atzbach, wie vor, S.191
(5)-(7) zitiert aus: K.Atzbach, wie vor, S.190
 
Gotik

Hallo Herr Diehl,
Sehr lehrreicher Beitrag.
Ich kenne die Holzgewölbe nur aus Büchern, gesehen habe ich noch keins.
Zur Terminologie habe ich einen Hinweis :
In dem Buch : Geschichte des Hauses und der Fachwerkarchitektur in der Region Wolfhagen schreibt Wolfgang Halfar auch etwas über das Zierenberger Rathaus.
(1450 i Spätgotik)
Es gibt hier 2 Spitzbogenportale.
Er beschreibt sie nicht als gotische Spitzbögen , sondern
er spricht von einem ,Zitat: "gotisierenden Erscheinungsbild" Er möchte wohl die gotischen Spitzbögen dem Steinbau zugeordnet lassen.
viele Grüße aus Zierenberg

PS: Steingewölbe gibt hier jede Menge.
Übrigens fast alle mit außermittigen Schlußsteinen in den Eingangsportalen.
 
Holzgewölbe

Wie definiert sich eigentlich ein Holzgewölbe, wo liegt der Unterschied zu anderen hölzernen Tragwerken?

Viele Grüße
 
Hallo Robert Göbel,
Sie schrieben:
> Sehr lehrreicher Beitrag.

Für wen nicht, für mich ganz besonders. Beim
Lesen der Dissertation fiel mir erst auf, in
welchem Umfang Holzgewölbe ignoriert wurden.

> Ich kenne die Holzgewölbe nur aus Büchern,
> gesehen habe ich noch keins.

Sie werden sie sicher von Gebäuden kennen, die
um 1900 gebaut wurden. Gebogene Hölzer, die
von auskragenden Balken vor der Dachgeschoß-
fassade sich zum Bogen vereinen, um Schmuck
und Tragwerk für Dachbalken des Giebels
abzugeben. Meist sind zur Straße hin Risalite
bis über die Traufe des traufständigen Hauses
geführt und haben eine eigene Giebelausbildung
mit diesem Schmuck in Bogenform. Gereiht er-
geben solche Bögen den Eindruck eines geschlossenen
Gewölbes. Mit Brettern hat man sie dann oft
zugenagelt, um Gewölbeflächen zu erhalten,
die denen der Steingewölbeflächen nahekommen.

> Zur Terminologie habe ich einen Hinweis :
> In dem Buch : Geschichte des Hauses und der
> Fachwerkarchitektur in der Region Wolfhagen
> schreibt Wolfgang Halfar auch etwas über das
> Zierenberger Rathaus. (1450 i Spätgotik)
> Es gibt hier 2 Spitzbogenportale.
> Er beschreibt sie nicht als gotische
> Spitzbögen , sondern
> er spricht von einem ,Zitat: "gotisierenden
> Erscheinungsbild" Er möchte wohl die gotischen
> Spitzbögen dem Steinbau zugeordnet lassen. /.../
> Architekturbüro | Robert Göbel (Dipl. Ing . FH) |

Ich kenne das Buch nicht. Sollen es
Holzbögen sein?

K.L.Diehl - Deutsches Gewölbemuseum
 
Holzgewölbe

Hallo Gerd Bötticher,
Sie schrieben:
> Wie definiert sich eigentlich ein Holzgewölbe,
> wo liegt der Unterschied zu anderen hölzernen
> Tragwerken? /.../
> Ingenieurbüro Georg Böttcher | Georg Böttcher |

Ich sah gerade, Katrin Atzbach hat ihre Diss.
als abstract ins Netz gestellt:
http://katrinatzbach.heim.at/Gliederung.htm
Sie schreibt:
"Rein konstruktiv gesehen, handelt es sich bei Holzgewölben nicht um Gewölbe, sondern um Dachkonstruktionen, die lediglich den optischen Eindruck eines Gewölbes erwecken, denn sie tragen ihre Lasten nicht nur über Druck ab, es können auch Zugkräfte auftreten."

Dieser Hinweis wirkt seltsam. Zugkräfte gibt es
doch auch im Steingewölbe, usw.

Gewölbe als Tragwerk
Gewölbe als Baukonstruktion
und Gewölbe als Raumeindruck
sind wohl zu unterscheiden.

Gewölbe sind also auch Raumeindruck, müssen also
nicht baukonstruktiv oder als Tragwerk
angelegt sein, sondern
können, abgehängt o.ä. den Raumeindruck eines
Gewölbes erzeugen wollen. Im Prinzip kann also
auch eine ebene Deckenuntersicht so bemalt sein,
daß sie wie ein Holzgewölbe wirkt. Es gibt Holz-
gewölbe, die so bemalt sind, daß sie ein gemauertes
Gewölbe darstellen.

Es soll bei einem Gewölbe ein Raumeindruck erzeugt
werden. Wie er erzeugt wird, unterschiedet sich.
Es sind einfach oder doppeltgekrümmte Flächen,
durch die der Raumeindruck eines Gewölbes entsteht.

Beim Steingewölbebau ist es durchaus üblich, den
Bogen als ein Tonnengewölbe mit geringer Längser-
streckung aufzufassen. Daselbe läßt sich beim Holz-
gewölbe sagen. Eine enge Reihung von Holzbögen er-
zeugt den Raumeindruck einer gewölbten Fläche,
also des Intrados eines Gewölbes. Ab einer gewissen
Auseinanderziehung dieser Bögen geht dieser Raum-
eindruck wieder verloren. Natürlich ist eine gewölbte
Fläche dann sofort sichtbar, wenn auf gereihte Bögen
Bretter aufgenagelt sind.

Das Thema läßt sich lustig erweitern, weil man sich
darum streiten kann, was ein Holzgewölbe ist.
Sind an der Stelle der Holzbretter Putzträger
auf die gereihten Bögen aufgebracht, und diese
verputzt, so ist von einem Holzgewölbe keine Spur
mehr, obwohl sich dieselbe Holzbalkenkonstruktion
dahinter verbergen würde. Man sollte das immerzu
neu durchdenken.

Für mich wichtig: der einzelne Holzbogen ist
für mich das Grundelement beim Holzgewölbebau.
Er kann gereiht und mit Brettern zum flächenhaften
Holzgewölbeeindruck ausgekleidet werden.

In Wirzenborn nahe Montabaur im Westerwald
findet sich als Dach über der Zuwegung zur
Wallfahrtskapelle eine Holzgewölbe aus gereihten
Holzbögen. Wer darunter hindurchgeht, erlebt den
überdeckten Zugang als Holzgewölbe.
Die Partnerstadt von Montabaur, Tonnerre, hat
einen berühmten Bau der Gotik, der als Kranken-
saal diente und über sich ein riesiges Holzge-
wölbe hat.

K.L.Diehl
 
Holzgewölbe

Aha, ich dachte schon ich bin im falschen Film.
Es geht also um Dachtragwerke mit gewölbten Unterseiten.
Ein Tipp: Im Hospice in Beaune (Burgund) ist ein sehr schönes Exemplar zu sehen.

Viele Grüße
 
Holzgewölbe

Ingenieurbüro Georg Böttcher | Georg Böttcher | 08.07.08
schrieb:
> Aha, ich dachte schon ich bin im falschen Film.
> Es geht also um Dachtragwerke mit gewölbten Unterseiten.
> Ein Tipp: Im Hospice in Beaune (Burgund) ist ein sehr
> schönes Exemplar zu sehen.

Das Verbreitungsgebiet der Holzgewölbe der Gotik
ist bei Katrin Atzbach gut kartographiert. Es ist
sehr weit ausgedehn. Ihr Hospiz wird sich in der
langen Liste dokumentiert finden.

Was nun die Unterseiten von Holzkonstruktionen be-
trifft, die den Raumeindruck eines Gewölbes er-
zeugen sollen, so muß man ihnen die Holzgewölbe an
die Seite stellen, die außen und innen Gewölbeform
zeigen. Mir begegnete ein hochstabiles Exemplar
im Stadtteil Inwood auf Manhattan in New York City.
Dort hatte es in der Landschaft dieser langgestreckten
Insel Holzgewölbebauten der Indianer gegeben, als
die Europäer erstmals eintrafen. Man übernahm zunächst
diese indianische Bauform und baute einige Zeit
später erst nach europäischer Manier.

Bei dieser Bauart der Holzgewölbe werden mehr als
daumendicke aber nicht ganz armdicke Hölzer in
den Boden gesteckt und zu Gewölben gebogen.
Darauf kommt eine Lage Baumrinde. Eine zweite
Stangenschicht wird darüber zu einer Gewölbeform
gebogen. Das ergab damals wie heute ein unglaublich
stabiles doppeltgemoppeltes Holzgewölbe, das ver-
mutlich sehr wasserdicht war. Eine Rekonstruktion hat
man im Norden der Insel Manhattan gebaut. Die
Ansiedlung der Indianer, die dort von Archäologen
ausgegraben wurde, verfügte über solche Holzbauten.
Im nahegelegenen Urwald auf Manhattan finden
sich noch die Höhlen in den Felsklüften auf Man-
hattan, in denen sich indianisches Kulturgut fand.
Alles sehr spannend, besonders für mich dieser
Holzgewölbebau.

Grüße
K.L.Diehl
Deutsches Gewölbemuseum
 
Holzgewölbe

Dieses hochstabile Wigwam besteht statisch gesehen aus eingespannten Bögen, ein mehrfach unbestimmtes statisches System. Unter Gewölbe versteht ein Bauing. wie ich eben etwas anderes.
Aber das ist unwichtig, ich weiß jetzt, worum es geht.
Man sollte nur beim Bau solcher Systeme nicht außer acht lassen, wie sie funktionieren.

Übrigens gibt es, was Gewölbe betrifft, sicher interessantere Themen.
Wie wärs mit nubischen oder katalanischen Wölbtechniken,
den frei gewölbten CSEB- Kuppeln und -Schalen in Auroville und nicht zu vergessen den Altmeister Gaudi!

Viele Grüße
 
Holzgewölbe und andere Gewölbe

Ingenieurbüro Georg Böttcher | Georg Böttcher | 08.07.08
schrieb:

> Dieses hochstabile Wigwam besteht statisch
> gesehen aus eingespannten Bögen, ein mehrfach
> unbestimmtes statisches System. Unter Gewölbe
> versteht ein Bauing. wie ich eben etwas anderes.

Naja, die Bauings. mit ihren Sondervorstellungen
wollen natürlich besser verstanden werden: Wie
ist im Bauingenieurwesen derzeit ein Gewölbe
definiert. Mir läge an einem Zitat, das genau be-
legt ist, also in der Literatur als Erklärungs-
muster verankert ist.

> Aber das ist unwichtig, ich weiß jetzt,
> worum es geht. Man sollte nur beim Bau
> solcher Systeme nicht außer acht lassen,
> wie sie funktionieren.

Außer acht soll da eher nichts gelassen werden,
sondern zum Thema Gewölbe ein Rundumverständnis
erzeugt werden.

Ich gehe immer vom Wort aus. Es läßt sich in der
Etymologie in seinen Bedeutungssträngen verfolgen.
Sodann ist der Gebrauch des Wortes zu belegen.
Das Wort Gewölbe kann sehr unterschiedlich in Ge-
brauch gebracht sein: z.B. Himmelsgewölbe, usw.
Um nun zu wissen, wie das Gewölbe im Laufe der Zeit
bei den Bauingenieuren aufgefaßt und definiert
wurde, müßte deren Literatur ausgewertet werden.
Aber wann sich eine solche Bedeutung einstellt,
die sie nur andeuten, wäre die offene Frage.

Eine allgemeine Worterklärung von "wölben" sagt
nur: etwas bogenförmig anlegen, etwas bogenförmig
überspannen. Ausbuchten meint "wölben".
Wenn man der Wortgebrauch nachfolgt, wird die ganze
Spannweite des Wölbens erkennbar. Auf die Bautechnik
des Wölbens bezogen könnte man also die vielen
möglichkeiten des Wölbens behandeln. Dazu zählen
dann auch die eingespannten Holzbögen, von Ihnen
als ein "mehrfach unbestimmtes statisches System"
gemäß Bauingenieurwesenliteratur so genannt.

> Übrigens gibt es, was Gewölbe betrifft, sicher
> interessantere Themen.

Ich denke, man sollte die Holzgewölbe etwas dezi-
dierter behandeln und als Bauing. dazu sagen, wie
sie als Tragwerk aufzufassen sind. Baukonstruktiv
sind sie auch interessant. Die Unterschiede wären
herauszuarbeiten.

> Wie wärs mit nubischen oder katalanischen
> Wölbtechniken, den frei gewölbten CSEB- Kuppeln
> und -Schalen in Auroville und nicht zu
> vergessen den Altmeister Gaudi!

CSEB als Abkürzung war mir so nicht geläufig. Vermut-
lich meinen Sie dies: Computational Science and Engineering Building (CSEB).
Am PC erzeugte Kuppeln, z.B. auch direkt durch
Aggregate 1:1 in die freie Natur, sind natürlich
ein spannendes Thema.

Ich denke, daß der Holzbau durch Biegen und Kleben
da auch viele Anwendungsfelder hat.
Holzgewölbe sind reichlich interessant. Es hatte
sich einmal einer Gruppierung, die ich aufgebaut
hatte, jemand angeschlossen, der von gebogenen
Fachwerkstrukturen träumte. Wie man diese Bauten
wasserdicht bekommt, wollten dann alle wissen.

Zu den "katalanischen" Wölbungen hatte ich reichlich
Gelegenheit zu forschen. Ich saß über Jahre monate-
lang im Architekturarchiv der Columbia University
auf dem Felsmassiv von Manhattan hoch über Harlem,
um mir das Gesamtwerk der Guastavinos durchzuarbeiten.
Hier mein Bericht:
http://www.fotos.web.de/spaceoffice/Text_zu_den_Guastavinos

Zu Gewölben mit Keramiktöpfen las ich einiges.
Ja, die Gewölbethemen sind recht spannend.

Grüße
Karl-Ludwig Diehl
 
Holzgewölbe

Ich verstehe unter einem Gewölbe eine gekrümmte, öffnungs- oder raumüberbrückende Struktur, in der nur Druckkräfte vorkommen.
Diese Druckkräfte werden über Widerlager abgeleitet.

Im Gegensatz dazu treten in Tragwerken wie Fachwerken Zug- und Druckkräfte als Normalkräfte in den einzelnen Elementen (Stäben) auf.
Solche Tragwerke können wie Gewölbe aussehen.
Ein Beispiel befindet sich in der Kirche San Giovannino in Florenz.
Mitte des 17.Jhr. wurde die Kirche aufgestockt. Die Aufgabe war, mit einem möglichst platzsparenden Dachbinder den Einbau einer in den Dachraum hinaufragenden Tonne zu ermöglichen.
Der Architekt Domenico Fontani löste das Problem mit einem flachen Binder in Fachwerkbauweise (Das Manuskript ist zu sehen im Fondo Nazionale II 46, Bibliotheka Nazionale Centrale, Florenz.)

In balkenförmigen Tragwerken treten Biegezugspannungen auf.
Ob dieser Balken gekrümmt oder gerade ist, waagerecht liegt oder schräg, spielt dabei keine Rolle.
Also:
Nur Druckkräfte in einer raumbildenden, überdeckenden tragenden Struktur mit senkrechten und waagerechten inneren Kräften (Eigenlast) am Auflager - Gewölbe
überwiegend Zug- oder Biegezugkräfte in der Struktur oder in einzelnen Gliedern des Tragwerkes, überwiegend senkrechte Kräfte am Auflager und nur äußere waagerechte Kräfte: - kein Gewölbe.
Das Material spielt dabei keine Rolle, wobei Holz für Gewölbe ungünstig ist.
Holz hat einen niedriges E- Modul; die Verformungen unter Last können zum Verschieben der Stützlinie führen.
Dann ist kein Gewölbe mehr vorhanden, sondern ein auf Biegung belasteter gekrümmter Bogenträger.

Compressed
Stabilised
Earth
Blocks

Lehm wird mit stabilisierenden Zusätzen (Zement, Kalk, Tannine...) vermischt und in handbetriebenen hydraulischen Pressen zu Steinen geformt.
Man kann auch normale Trockenlehmsteine (CEB) nehmen.
Damit entstehen in Ländern wie Indien und in Südafrika moderne Gewölbekonstruktionen mit beachtlichen Ausmaßen.

Viele Grüße
 
Holzgewölbe

Ingenieurbüro Georg Böttcher | Georg Böttcher | 09.07.08
schrieb:

> Ich verstehe unter einem Gewölbe
> eine gekrümmte, öffnungs- oder
> raumüberbrückende Struktur, in der
> nur Druckkräfte vorkommen.
> Diese Druckkräfte werden über
> Widerlager abgeleitet.

Ich hoffe, es gibt diese Strukturen, die
sie als Gewölbe ansehen.
Für mich macht es keinen Sinn, darauf zu
reduzieren, da ein Formengut in der Baukunst
damit gemeint ist. Wie das sich ein Bauing.
ordnet, ist ein anderes Thema, aber nicht
minder interessant, es ideengeschichtlich
zu verfolgen.

> Im Gegensatz dazu treten in Tragwerken
> wie Fachwerken Zug- und Druckkräfte
> als Normalkräfte in den einzelnen
> Elementen (Stäben) auf.
> Solche Tragwerke können wie Gewölbe
> aussehen.

Etwas, das wie ein Gewölbe aussieht, ist
auch eines. Wie es als Tragwerk arbeitet,
ist ein Gebiet, das parallel dazu existiert.

> Ein Beispiel befindet sich in der Kirche
> San Giovannino in Florenz.
> Mitte des 17.Jhr. wurde die Kirche aufgestockt.
> Die Aufgabe war, mit einem möglichst
> platzsparenden Dachbinder den Einbau
> einer in den Dachraum hinaufragenden
> Tonne zu ermöglichen.
> Der Architekt Domenico Fontani löste
> das Problem mit einem flachen Binder
> in Fachwerkbauweise (Das Manuskript
> ist zu sehen im Fondo Nazionale II 46,
> Bibliotheka Nazionale Centrale, Florenz.)

Ich vermute, bei Katrin Atzbach wird auf diese
Lösung von Domenico Fontani verwiesen. Das
Buch liegt etwas weiter weg von hier. Ich müßte
erst nachsehen, ob sie das diskutiert.

> In balkenförmigen Tragwerken treten
> Biegezugspannungen auf.
> Ob dieser Balken gekrümmt oder gerade
> ist, waagerecht liegt oder schräg,
> spielt dabei keine Rolle.

Bei mir auch nicht, da es nur um die erzeugte
gewölbte Form bei mir geht. Wie sie erzeugt ist,
ist dann ein anderes Thema, das sich auch spannend
diskutieren läßt.

> Also:
> Nur Druckkräfte in einer raumbildenden,
> überdeckenden tragenden Struktur mit
> senkrechten und waagerechten inneren
> Kräften (Eigenlast) am Auflager - Gewölbe
> überwiegend Zug- oder Biegezugkräfte in
> der Struktur oder in einzelnen Gliedern
> des Tragwerkes, überwiegend senkrechte
> Kräfte am Auflager und nur äußere
> waagerechte Kräfte: - kein Gewölbe.

Nun gut. Das ist der Sonderweg der Bauings.
Ich grüble, wie sich diese Art, Gewölbe zu
betrachten, in Form einer Ausstellung ver-
mitteln läßt? Bisher hatten alle Bauings.,
die ich ansprach, eine
Zusammenarbeit im Thema abgeweisen.

> Das Material spielt dabei keine Rolle,
> wobei Holz für Gewölbe ungünstig ist.
> Holz hat einen niedriges E- Modul; die
> Verformungen unter Last können zum
> Verschieben der Stützlinie führen.
> Dann ist kein Gewölbe mehr vorhanden,
> sondern ein auf Biegung belasteter
> gekrümmter Bogenträger.

Okay. Als Tragwerksstruktur muß es dann
anders aufgefaßt werden. Aber als gewölbte
Form ist es immer noch vorhanden, solange
der Bau nicht einstürzt.

Es empfiehlt sich, vom Wort auszugehen:
welben -> wölben.

> Compressed
> Stabilised
> Earth
> Blocks

Also ein solches CSEB, na gut.

> Lehm wird mit stabilisierenden Zusätzen
> (Zement, Kalk, Tannine...) vermischt
> und in handbetriebenen hydraulischen
> Pressen zu Steinen geformt.

Okay, weitläufig verbreitet inzwischen.

> Man kann auch normale Trockenlehmsteine
> (CEB) nehmen.
> Damit entstehen in Ländern wie
> Indien und in Südafrika moderne
> Gewölbekonstruktionen mit beachtlichen
> Ausmaßen.

Ich hatte bei einer sehr langen Forschungs-
reise durch Lateinamerika in Lima ein
Lehmbauforschungsinstitut aufgesucht und
mir damals bewußt gemacht, welche Bedeutung
Lehmbau in vielen Ländern immer noch hat
und haben wird. Mit Gernot Minke hatte
ich in Kassel Kontakt aufgenommen. Er hat
zum Thema viel beigetragen. In Detmold stieß
ich auf jemanden, der eine sehr umfangreiche
Literatursammlung zum Lehmbau zusammenstellte.
Inzwischen wird das Thema sehr viel weiter
ausgebaut sein. Eine gute Zusammenschau wäre
nützlich.

K.L.Diehl
 
"In der Kürze liegt die Würze" Herr Diehl!

"gewölbte" Grüße (ob nach vorn oder hinten weiß ich noch nicht)

Martin Wittwar
 
Holzgewölbe

Meine (und nicht nur meine) Art "Gewölbe zu betrachten" kann man sehr einfach mit Hilfe einiger Modelle darstellen. Dazu reichen einige Holzklötzchen aus.
Eine andere Art der Darstellung ist die Umkehrung von Druck in Zug.
So kann man den Verlauf einer Stützlinie z.B. als Kette mit und ohne Belastung sehr gut darstellen und die Vor- und Nachteile von Parabel- und Rundbögen darstellen.
Gaudi hat mit solchen Modellen die Form vieler Gewölbe empirisch ermittelt.
Wenn Sie dazu weitere Informationen haben wollen, kann ich Ihnen gerne weiterhelfen.
 
Holzgewölbe

Hier der gleiche Rundbogen als Modell, diesmal mit Belastung; die Stützlinie liegt jetzt im Bogen.

So kann mit Hilfe einer definierten Auflast an der richtigen Stelle die Tragfähigkeit eines Gewölbes erhöht bzw. gesichert werden.
Diese Darstellungen sind übrigens Teil der "catenary method", die der britische Physiker Thomas Hook 1675 aufstellte.
Im 19.Jhr. entwickelte der französische Mathematiker Mery ein ebenfalls grafisch funktionierendes Berechnungsprinzip für Gewölbe (funicular method).

Damit haben Sie eine weitere Unterscheidung, was ein Gewölbe ist oder nicht:
Fragen Sie einen Statiker, mit welchem Verfahren er eine Konstruktion berechnen oder nachrechnen würde. Wenn er das Stützlinienverfahren verwendet, ist es ein Gewölbe.

Viele Grüße
p.s. Ich entschuldige mich für die englischen Begriffe, habe aber in der Schnelle keine deutsche Entsprechnung finden können.
 
Verknappungsforderung der Worte zu Holzgewölben

Martin Wittwar, Dipl. Ing. (FH) | 10.07.08 schrieb:
"In der Kürze liegt die Würze" Herr Diehl!
"gewölbte" Grüße (ob nach vorn oder hinten weiß ich noch nicht)

Mies VAN, der Rohe, sagt dazu: Less is more.
Sag ich auch:
Wenn Sie Ihren Beitrag ganz weggelassen
hätten, wäre es auch hilfreich gewesen.

K.L.Diehl
 
Holzgewölbe

Ingenieurbüro Georg Böttcher | Georg Böttcher | 10.07.08
schrieb:

> Hier der gleiche Rundbogen als Modell, diesmal mit
> Belastung; die Stützlinie liegt jetzt im Bogen.

Die Graphiken sind recht nützlich. Das bringt
Anschaulichkeit.

So kann mit Hilfe einer definierten Auflast an der richtigen Stelle die Tragfähigkeit eines Gewölbes erhöht bzw. gesichert werden.
Diese Darstellungen sind übrigens Teil der "catenary method", die der britische Physiker Thomas Hook 1675 aufstellte.

Also Thomas Hook hat 1675 die Kettenlinienmethode
entwickelt. Archivalien zu ihm würde ich gerne
einsehen, also frühe Skizzen o.ä, und Texte.

> Im 19.Jhr. entwickelte der französische Mathematiker
> Mery ein ebenfalls grafisch funktionierendes
> Berechnungsprinzip für Gewölbe (funicular method).

Dazu fällt mir keine Übersetzung ein.

> Damit haben Sie eine weitere Unterscheidung, was ein
> Gewölbe ist oder nicht:
> Fragen Sie einen Statiker, mit welchem Verfahren
> er eine Konstruktion berechnen oder nachrechnen
> würde. Wenn er das Stützlinienverfahren
> verwendet, ist es ein Gewölbe.

Der letzte Satz ist natürlich kurios, weil es
nicht vom Berechnungsverfahren abhängen kann,
ob etwas Gewölbe ist. Aber okay: es reflektiert
das Bauingenieurwesen und ist so zu akzeptieren,
wenn man in diesem Denkraum agiert.

K.L.Diehl
Deutsches Gewölbemuseum
 
Holzgewölbe

Bitte verstehen Sie das nicht als Kritik, Herr Diehl,
aber kann es sein, das Sie weder über die Funktionsweise noch die Konstruktion und Bemessung von Gewölben, seien es echte oder Scheingewölbe, Bescheid wissen?

Meine Frage zielt auf Ihren beruflichen Hintergrund, ich bin immer von einem Architekten ausgegangen.
Falls das nicht der Fall ist, waren meine Beiträge wohl etwas deplaziert.

Falls doch, dann noch einige Auszüge zum Thema Gewölbe aus dem Planungs- und Ausführungshandbuch zur Altbauerneuerung von Günther Mittag:

"...Die Gewölbe müssen an der Belastungskombination mit Erwägung der ungünstigsten Kombination und Lage zufälliger Belastungen beurteilt werden. Dabei muß die Bedingung erfüllt sein, das beim Betrieb jeder beliebigen auf das Gewölbe wirkenden Belastungskombination in einem beliebigen Querschnitt des Gewölbes NUR NORMALDRUCKSPANNUNG abgeleitet wird..."
"...Ein wirtschaftliches Gewölbe ist ein Gewölbe, bei dem die resultierende Drucklinie sich mit der Bogenmittellinie identifiziert oder nur sehr wenig von ihr abweicht.
Diese Forderung erfüllt z.B. ein Gewölbe, dessen Bogenmittellinie eine Parabel zweiten Grades bei gleichmäßiger Belastung längs der Spannweite des Gewölbes ist..."
"... In Hochbauten verwendete Gewölbe sind statisch UNBESTIMMTE Konstruktionen, charakterisiert durch ihre hohe Empfindlichkeit gegenüber Deformation und Verschiebung der Stützen. Der Prozeß der Gewölbeschädigung wird von dem Stadium charakterisiert, in dem das Gewölbe eine statisch BESTIMMTE Konstruktion wird, am häufigsten mit zwei bis vier Gelenken..."

Hervorhebungen von mir.
Sie sehen, es gibt noch mehr, die dem "kuriosen" Glauben anhängen, das ein Gewölbe sich über die Kräfte und Spannungen definiert, die in ihm herrschen und die weiterhin glauben, das die Form eines Gewölbes im hohen Maße von seiner Belastung und diesen inneren Kräften bzw. Spannungen abhängt.

Viele Grüße
 
"Off-Topic"

Ein kurzes, halbwegs knappes, prägnantes und auf den Punkt treffendes Statement Ihrerseits auf meinen Beitrag, Herr Diehl.

Na also, geht doch! ;-)

Natürlich haben Sie Recht, wenn Sie schreiben, dass ich meinen Beitrag besser hätte lassen sollen.

Ich wollte nur darauf hinweisen, zugegebenermaßen auf etwas "suptile" Art, dass man interessante Themen, zu denen dieses sicherlich gehört, durch "akribisches Auseinanderpflücken" der Antworten, Tod "reden" kann.

Schade eigentlich!

beste Grüße
Martin Wittwar
 
Gewölbe

Hallo ,
Als technisch ausgebildeter Mensch ,der zum "Team vom Bau" gehört, gibt es für mich bei der Betrachtung von Steingewölben und "Holzgewölben" mehr Unterschiede als Übereinstimmungen.
Tonnendach wäre der passende Begriff.
Die Bauterminologie bietet ja jetzt schon einige Begriffe ,die schwer zu erklären sind zb: Der scheitrechte Bogen, oder die hängende Säule.
Ein "Holzgewölbe" sollte nicht als Begriff Verwendung finden.
Viele Grüße
 
Thema: Holzgewölbe über Fachwerk- oder anderen Häusern

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