Freistehendes Wirtschaftsgebäude mit verfülltem Erdgeschosskeller?

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Haus Irle

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Es geht um ein freistehendes Wirtschaftsgebäude (Bäuchschen) aus ca. 1750 im Siegerland. Ein Kellerbereich von zweien ist verfüllt: gibt es Gründe, warum ein solcher Keller verfüllt ist?
Die Details:
Das Gebäude (8m x 5m) steht am Hang, so dass man das ersten OG von der Strasse aus betritt, den Keller vom tiefer gelegenem Garten aus. Keller und OG haben im Haus keine Treppe oder sonstige Verbindung. Das Kellergeschoss ist als Bruchsteinmauer (60cm breit) in Lehmvermauerung ausgeführt, das OG mit Eichenbalken Dachstuhl eingeschlossen aufgebaut. In der Mitte der Kellers gibt es eine Bruchstein-Trennwand, die den Keller in zwei Kellerräume unterteilt. IN dieser Trennwand ist innen keine Verbindungstür erkennbar. Ein Keller ist von aussen zugänglich. Dieser Kellerbereich wurde später mit einer Kappdecke versehen. Für den zweiten Keller ist momentan kein Zugang von Aussen oder oben zu finden. Wir haben eine kleine Aushebung (30cmx60cm) unter den im OG liegenden Bruchstein-Bodenplatten vorgenommen. Wir haben ca. 60 cm tief gegraben (bis unter das Niveau der Kappdecke) und dann erst einmal gestoppt. Bei der Grabung haben wir kein Indiz gefunden, dass Kappdecke oder eine andere Deckenform z.B. Balken bestehen könnte. Gefunden haben wir nur ein Lehmgemisch ohne organische Zusätze wie Stroh, Holzruten oder ähnliches.
Bevor ich nun ca 20m3 Aushub entsorge und damit vielleicht ein größeres Problem erzeuge ist meine Frage: hat jemand Fachwissen über diese Gebäude (in Büchern spielen diese Wirtschaftsgebäude keine Rolle)?
Mein Ansatz ist: Als das Haus gebaut wurde, hätte ich gedacht, dass ein solcher Kellerraum (ca. 2.5 x 3m) ein sehr wertvoller Kellerraum ist, um etwas zu lagern oder gar um Tiere zu halten (größere Tiere sind im Keller des daneben stehenden Ernhaus nachgewiesen). Zumal gleich neban ja genau so ein Kellerraum besteht, eingeschlossen eindeutig historischer Öffnungen zur Belüftung.
Kennt jemand eine Begründung, warum ein solch wertvoller Keller eventuell einfach zugeschüttet wurde?
Spricht etwas dagegen den Kellerraum zu beräumen und nutzbar zu machen?
 
Spricht etwas dagegen den Kellerraum zu beräumen und nutzbar zu machen?
Da das Gebäude in den Hang gebaut ist, könnten schon bei Errichtung des Gebäudes evtl. Erddruck, Wasseradern oder Felsen ursächlich gewesen sein diesen Kellerbereich aufzuschütten anstatt nutzbar auszubauen.
Ist das Gebäude giebel- oder traufständig zum Hang?
 
Das Gebäude steht traufständig zum Hang, jetzt läuft die Strasse oberhalb. Der Hang selbst ist eher einem Muldental zuzuordnen, Felsenformationen sind im Tal selber nicht zu sehen, deutlich weiter oberhalb ist oft eine bröselige Grauwacke an Oberflächen zu finden. Die Möglichkeit einer Wasserader ist ein guter Hinweis. Danke!
 
Ich kenne bei einigen alten Häusern nur Teilunterkellerung. Sowohl mein Elternhaus, Bj. 1870er Jahre als auch mein älteres Fachwerkhaus haben jeweils nur eine Teilunterkellerung. Ich habe einen Gewölbekeller, davor eine kleinen Eingangsbereich und einen weiteren Kellerraum, von dem ich vermute, dass er auch einmal Stall gewesen ist. die restlichen 4x6 Meter sind nicht unterkellert.

Eingang nur von außen ist nicht ungewöhnlich. Aber wenn dein zweiter Raum nicht ein zugeschütteter Keller ist, gehen auch die Wände nicht weiter in den Boden. Fundamente gehen nicht tiefer als notwendig. So etwas kann nur durch eine Statiker begleitet werden. Ich vermute der Aufwand ist bei 7,5 qm zu hoch.
 
Ich hab mal ein Foto drangehängt, dass man die Situation mal vor Augen bekommen. Ich habe sowas einfach noch nie gesehen ...
blauer Rand ist begehbar, roter Rand ist die Blackbox. Die Luft zwischen beide stellt nichtproportional die geschlossene Innen-Zwischenwand dar :)

IMG_3921.jpg
 
An den Stößen der Trennwand zu den Außenwänden könntest du evtl. feststellen, ob die Wände im Verband hochgemauert wurden.
Sollte die Zwischenwand stumpf gestoßen sein, wäre das ein bedingter Beleg, dass sie später hochgezogen wurde.
 
In meiner Umgebung gibts ein Haus , das ca 1900 gebaut wurde. Unter der einen Hälfte ist ein Kellerraum mit einem Tonnengewölbe, unter einem weiteren Viertel ist ein Kellerraum mit einer Kappendecke, das vierte Viertel ist nicht unterkellert. Dafür gibt es einen Anbau über die gesamte Hauslänge aus den 1960er Jahren, der nur zu ca. 1/3 in voller Raumhöhe unterkellert ist. Das ist der Zugang zum alten Kellerteil. Die restlichen 2/3 sind nur als ca. 80 cm hoher Kriechkeller gebaut. Man sparte sich hier einfach das tiefer Ausschachten. Vermutlich weil man ansonsten das Widerlager des großen Tonnengewölbes hätte neu planen/bauen müssen.

Umgemünzt auf deinen Fall will ich damit sagen, vielleicht haben es sich die Erbauer des Hauses auch nur einfacher gemacht, indem sie den Aushub für den einen Keller einfach als "Unterfütterung" od. "Aufschüttung für die andere Hälfte des Hauses verwendet haben.
Andernfalls hätten sie es "hinterm" Haus den Abhang runter kippen, oder weg fahren müssen.
 
Das ein Fachwerkhaus nur teiweise unterkellert, ist ein übliche Bauweise, gerade in Hanglagen. Zumal auch dein Bodenbelag aus Bruchsteinplatten dafür spricht, dass dies schon immer so war.
Da der unterkellerte Teil früher wohl eine Balkendecke hatte, war diese vom Gewicht nicht sostark belastbar, sodass eine solche Teilung durchaus Sinn macht.

Wenn ich ganz ehrlich bin, sieht dein Wirtschaftsgebäude nicht nach BJ 1750 aus, soweit ich das auf dem Foto beurteilen kann.
 
Hallo Blauerpaulchen
Auch an diese These kann was dran sein, im EG sind Spuren von einem internen Ständergerüst zu sehen, welches wahrscheinlich auf der Zwischenwand aufsetze.
Von welchem Alter würdest Du bei dem Gebäude ausgehen?
LG
 
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